Römer und andere Katastrophen

Das Stück des Weges bietet auf kleinem Raum eigentlich alles: hübsche, schmale Wege dem Fluss entlang, Wälder, Industrieanlagen, Binnenhäfen, graue Agglomeration mit Wohnsilos, Altersheimen, Tennis Plätzen und last but not least die dritt grösste Stadtes des Landes. Ah, da fehlt noch die ehemalige Grossstadt der Römer, Augusta Raurica, die zur ihrer Blütezeit immerhin etwa 15000 Einwohner zählte, von der allerdings als restaurierte Ruinen nur das Theater, Amphitheater und ein Tempel übrig geblieben ist; das Gelände ist weitläufig, bedeckt mit Wiesen, Weiden und Einfamiliensiedlungen. Auf den Rundwegen stehen viele Schautafeln, die Leben und Sterben der Römer in der Stadt schildern. Der Untergang der Stadt begann vor gut 1600 Jahren, als in den Wirren der Völkerwanderung die Stadt langsam aufgegeben wurde und zerfiel, der Handel begann sich in die nahe gelegene Stadt Basel zu verlagern.

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Die Region ist unrühmlich bekannt geworden, als 1986 nach einem Brand in einem Chemiewerk durch das Löschwssser alles Leben im Rhein bis nach Mannheim ausgelöscht wurde. Neben den üblichen Chemiekonzernen sind auch die Rheinsalinen hier anzutreffen; alle profitieren von der Nähe des Binnenhafen Birsfelden und Muttenz, das Tor zum Meer. Über Basel zu schreiben ist wie Wasser den Rhein runter tragen, einfach hingehen, die Geschichte, Kultur, Kneipen und Dialekt bewundern.

Uferwälder und Feldschlösschen

Der Wanderweg verläuft Kilometer lang durch die dichten Uferwälder entlang des Rheines, die Forst wirtschaftlich genutzt werden oder auch teilweise des seltene Mittelspechtes wegen, wie auf einer Schautafel hingewiesen wird, geschützt sind. Vorbei an den Ruinen römischer Kastelle, den obligaten 2 Wasserkraftwerken bei Riedmat und Rheinfelden wird endlich das Städtchen erreicht; vorallem die Vorstellung, nachts oder bei dickem Nebel auf dem Weg zu marschieren, ohne zu wissen, ob denn hinter einem Baumstamm ein schlecht gelauntes Wildschwein auf den Wanderer wartet, war quälend, was aber mit dem tröstenden Gedanken an den Gerstensaft des Tageszieles wieder verscheucht wurde.

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Die Stadt Rheinfelden ist wahrscheinlich keine ehemalig römische Siedlung, sondern wurde im Mittelalter erbaut; die Lage war günstig, da sich im Fluss eine kleine Insel erhebt, auf der eine Burg gebaut wurde; nach Errichten der Brücke gedeihte die Stadt auf dem linksrheinischen Ufer, bis es in Kriegswirren geplündert, niedergebrandt und immer wieder aufgebaut wurde. Die Stadt war über Jahrhunderte im Besitzt der Habsburger, stritt sich mit dem Rat und Bischof von Basel und anderen Städten um die Vorherrschaft am Oberrhein, geriet in die Kriege zwischen Österreich und Frankreich und wurde schliesslich vor über 200 Jahren der Schweiz zu geschlagen. Lustigerweise lehnten die Rheinfelder ein Kaufgesuch der Basler ab und wollten sich lieber dem neuen Kanton Aargau anschliessen.
Der Aufschwung der Stadt erfolgte, als Salz entdeckt wurde. Mit dem Salzabbau entstandt auch eine Bäder- und Kurkultur, da das warme, Salz haltige Wasser offenbar gesund sei. Parkanlagen wurden angelegt, Hotels entstanden, die Stadt blühte auf.
Von nationaler Bedeutung war hingegen etwas anderes, die Erfindung des Feldschlösschens; nicht das hier das Bier entdeckt wurde, nein, Feldschlösschen eroberte den Markt und wurde die grösste Brauerei des Landes. Es zu hoffen, dass es nicht mit dem Sole Wasser gebraut wird, was aber nach der verdienten Degustation absolut verneint werden kann. Ein hübsches Städchten.

Landstädtchen

Lustig ist die Geschichte der beiden hübschen, kleinen Landstädtchen Säckingen und Laufenburg; vor gut 1500 Jahren wurde in Säckingen ein Frauen Kloster gegründet, dass neben anderen Ländereien auch über den Rheinübergang bei Laufen verfügte. Auch weltliche Fürsten, sprich die Habsburger, deren Stammlande damals um Brugg herum lag, interessierten sich für Laufen, was zum Streit mit dem Kloster führte. Erst nach Schlichtung übernahmen die Habsburger die Kontrolle, bauten Türme und Mauern und gaben dem Ort den neuen Namen Laufenburg.
Ebenfalls eine Landschenkung an das Kloster war diese kleine, karge Bergregion Glarus, bis ins 14 Jh. mussten die Bewohner Abgaben entrichten, ehe sie sich loskaufen konnten.
Selbstverständlich ranken sich auch Mythen und Märchen im diesen Loskauf, unter anderem wird gemunkelt, dass die Abgaben aus diesem sehr gewöhnungsbedürftigen Käse namens Ziger bestand, womit klar würde, warum die frommen Damen dankend auf dieses Gebiet verzichteten. Ein Relikt aus dieser Zeit ist das Kantonswappen von Glarus, wo der Schutzpatron der Stadt Säckingen abgebildet ist. Über andere verworrenen Sagen und Gerüchte siehe der Holzer

Das Kloster selber überlebte die Napoleonischen Kriege nicht und wurde aufgehoben; ebenso wird dem Franzosenkaiser verdankt, dass die Stadt Laufeburg geteilt wurde, weil der Rhein damals neu die Grenze zwischen Frankreich und Österreich bildete.

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Zwischen diesen beiden verschlafenen Landstädtchen liegen die Wasserkraftwerke Laufenburg und Säckingen, erbaut vor gut 70 Jahren und werben mit dem Slogan «Strom aus dem Strom»; Laufenburg bietet auch Führungen durch diese Stromerzeugungsanalge an. Die Etappe kann auf beiden Rheinufern begangen werden, ist leicht und sehr angenehm.

Auenwälder und Rebberge

Bis die Auenwälder der Thurmündung erreicht werden, von denen es heisst, es sei das grösste Auengebiet im Schweizer Mittelland, ist noch ausgiebig Zeit, das Dorf Rheinau anzusehen, ein Sprung nach Deutschland zu wagen, dem ruhigen, friedlichen Rhein entlang zu schlendern und über die Spargelfelder bei Flaach zu stolpern.
Die Einmündung der Thur in den Rhein wurde 2011 zu einem Naturpark deklariert, umfasst 400 Hektaren und ist durchsetzt mit Auwäldern, Tümpeln und eben der teilweise renaturierten Thur. Eindrücklich ist vorallem der Gesang der Vögel, es scheint, als ob auf jedem Ast ein kleiner Sänger sässe und sein Halleluja in die Welt hinaus trillert. (siehe auch Auenlandschaft an der Thurmündung)

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Jenseits des Flusses liegen die beiden kleinen Dörfer Rüdlingen und Buchberg, Weinbauerndörfer. Gerade das verschlafene Buchberg, oben auf einer Kuppe gelegen mit seinen steilen, zum Rhein runter fallenden Rebbergen ist sehr hübsch mit seinen gut erhaltenen Riegelhäusern. Trotz einer gewissen Skepsis gegenüber einheimischen Traubensäften, laden die sympathischen Kellereien zu einer späteren Degustation richtig ein.
Das Etappenziel Eglisau, ein Landstädtchen im wahrsten Sinne, verlor einfach seine erste Häuserzeile am Ufer, nachdem das Wasserkraftwerk 1915 gebaut wurde und zu einer Erhöhung des Rheinpegels geführt hatte, Personen sind dabei nicht zu Schaden gekommen.

Diessenhofen

Dieses kleine, verschlafene Landstädtchen liegt etwa in der Mitte der Wanderstrecke und ist eines Besuches durchaus würdig, auch wenn es nicht mit seinen beiden Nachbarn Stein am Rhein und Schaffhausen zu konkurrieren vermag. Die mittelalterlichen Strukturen sind noch bestens sichtbar, die Altdtadthäuser sind bis auf wenige Ausnahmen etwas zu Tode saniert worden. Die heutige  Holzbrücke über den Rhein entstand erst vor gut 150 Jahren und ermöglichte eine bessere Anbindung der beiderseitigen Dörfer.

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Etwas ausserhalb liegt das Gelände des ehemaligen Kloster St. Katharinental; gegründet im Mittelalter als Nonnenkloster existierte es bis anfangs des 19. Jh, ehe es im Rahmen der Reorganisation der Schweiz aufgehoben wurde und dem Kanton Thurgau zufiel. Heute betreibt er eine Reha Klinik auf dem hübsch gestalteten und renovierten Gelände.
Die Gegend ist geprägt durch Wälder, Gemüse- und Getreidefelder, erstaunlich dünn besiedelt trotz der Nähe zum Moloch Zürich; eine landschaftliche Perle ist das Naturreservat Schaarenwald (siehe auch Exkursionen), ein ziemlich grosses Wald- und Feuchtwiesengebiet am Rheinknie bei Büsingen. Schautafeln weisen auf die verschiedenen Ökosysteme und deren Bewohner hin, so sollen sich auch Biber und Wildschweine im Unterholz tummeln, wobei viel eher die menschlichen Wildschweine in Form von Bikers mühsam sind.

Seeende

Gemäss Fachliteratur liegt das Seeende bei Stein am Rhein, was aber nicht so offensichtlich ist, da der Rheinsee, wie dieser Abschnitt heisst, einfach immer schmaler wird; es gibt nicht wie bei anderen Seen eine klare Begrenzung. Anyway, bevor der Hochrhein beginnt, liegen die Werd Inseln, Schilflandschaften im See. In Eschenz befand sich um Christi Geburt ein bedeutender Übergang über den Rhein, um den sich die römische Siedlung Tasgetium bildete. Erst später im Mittelalter verschob sich die Handelsroute nach Stein am Rhein, und Eschenz versank wieder in die historische Bedeutungslosigkeit.

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Die Landschafts ist geprägt durch Getreide- und Gemüsefeldern, niederstämmige Obstplantagen, vereinzelte alte, ökologisch wertvolle hochstämmige Apfelbäume (siehe auch Most aus Indien). Das Seeufer ist oft verbaut mit Ferien- und Villenanlagen, weswegen der Wanderweg meistens den Baum losen Feldern entlang führt, was bei sonnigem Wetter zu gewissen Hautverfärbungen führen kann. Hübsch ist die Ortschaft Mammern, nette Gaststätten, Riegelhäuser, Seepromenade; das Schloss und die Parkanlage dienen als psychiatrische Klinik und leider ist dem freiwilligen Besucher der Zugang verwehrt.

Parklandschaften

Parklandschaft würde wohl am besten diese Gegend am Untersee bezeichnen, weitläufige Riet- und Feuchtwiesen, Flachmoore, durchsetzt mit Weiden, Birken, Erlen, ein Paradies für Vögel und Amphibien. Viele dieser Biotope stehen unter Naturschutz, erzählen mit Schautafeln, was den da so kreucht und fleucht.
Vorbei an verlassenen Badeanstalten, Fischerdörfern, Schlossanlagen, Wanderer, Bikers, von denen viele mit Batterien ein bischen schummeln, entlang des immer schmaler werdenden Sees.

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Früher lebten die Leute vom Fischfang, doch seit das Wasser sauberer und klarer wurde, gingen die Bestände zurück; der wichtigste Zweig bildet wohl der Tourismus, in Mitten der hübschen Riegelhäuser, deren Muster irgend eine Bedeutung aufweisen, sind Hotels und Restaurants entstanden, die leider aktuell geschlossen sind. Wie aus Ausgrabungen bekannt siedelten schon lange die Menschen in dieser Gegend, bauten in den Mündungsdeltas der Bäche ihre Häuser auf Pfählen, geschützt vor wilden Tieren und herumstreunenden Banden.
Steckborn erhielt irgendwann vor 1000 Jahren das Stadtrecht, womit sie politisch eigenständig wurde, Märkte, Mauern und Türme bauen durfte. Im Gegensatz zu andernen Städten wie Konstanz, Stein am Rhein oder Schaffhausen blieb die Stadt klein und überschaubar, vielleicht auch, weil es hier keine Brücke oder Übergang gab und sie so für Handelsrouten unattraktiv blieb.

Vom Kloster zum Turm

Gegründet wurde das Kloster im 9. Jh von Benediktiner Mönchen, die wie viele andere Ordensgemeinschaften die verwaisten Landstriche zu kultivieren und bebauen begannen. Die Lage auf der Rheininsel bei Rheinau erschien ideal und das Kloster gedieh prächtig, bis es nach den napoleonischen Kriegen dem Kanton Zürich zugeschlagen wurde, der es vor gut 150 Jahren schloss und in eine psychiatrische Heilanstalt umwandelte.
Heute wird das Areal vielfältig anders genutzt, als Musikschule, Meditations Zentrum, Weinkellerei, Museum oder Gastrobetrieb.

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Beim Schlendern durch die Buchenwäldern und entlang der Trockenhänge des Rheins wird wieder einmal vor Augen geführt, was alles schon vergessen wurde wie das Herausfinden an Hand des Gesanges, welcher Vogel denn da so vor sich hin singt , wie denn die einheimischen Gehölze so heissen, ganz zu Schweigen von diesen unzähligen Insektengattungen, Zeugs, das mal für die Ausbildung geprüft wurde und offenbar im Verlaufe der Zeit im Nirwana des Gedächtnisses verschwunden ist, was wiederum an diese langen nächtlichen WG Diskussionen mit Doc und Baumi erinnert, Gespräche und Streitereien über Themen wie die Gnade des Vergessens, wobei gerade hier nie klar wurde, ob das Wissen oder die Erinnerungen wirklich weg sind oder in einen Dauerschlaf geschickt wurden; je nach Fachrichtung argumentiert der Mediziner und Psyochologe anders, irgendwie hatten beide Recht. obwohl sie es sich gegenseitig nie eingestanden hätten.
Glücklicherweise wurde der Rheinfall noch als solchen erkannt, was für die eigene Gedächtnisleistung doch Hoffnung gibt. Das hübsche Schloss Laufen, seit gut 80 Jahren im Besitz des Kantons Zürich, böte den fantastischen Ausblick auf den Wasserfall, war aber auf Grund der aktuellen Pandemie geschlossen.
Ein weiteres Wahrzeichen des Rheins ist diese Festungsanalge der Stadt Schaffhausen, gebaut vor gut 450 Jahren und Munot genannt wird; die Stadt selbst ist keine ehemalige römische Siedlung, sondern wurde vor gut 1000 Jahren auf Grund ihrer günstige Lage gegründet. Reich wurde sie wegen Handel, da die Lasten der Schiffe auf Wagen geladen werden mussten und der Fluss an dieser Stelle ziemlich seicht ist. Bemerkenswert an der Stadt sind die vielen Erker und Wandmalereien.

Renaturierungen und ein Kühlturm

Der Kanton hat viel Energie und Mühe investiert, entlang des Flusses Nassbiotope wieder zu renaturieren oder neu zu erstellen. Sehr spannend ist das Naturschutzgebiet Auen Rietheim, ein Projekt von Pro Natura Aargau, wo in den Jahren 2014/15 ein verschütteter Seitenarms des Rheins wieder ausgebaggert und das Gebiet von einer Landwirtschaftszone zur ursprünglichen Auenlandschaft zurück verwandelt wurde. Mit viel Geduld könnte man Biber entdecken, leider waren nur ihre Bauarbeiten sprich abgenagte Bäume sichtbar. Lustig ist auch die künstliche Sanddüne, erbaut als Nistkolonie für die Uferschwalben, von denen ein Schwarm sie schon in Beschlag genommen hat. Siehe auch Renaturierung von Auenlandschaften
Auch hier sind alle 2 bis 3 Kilometer noch Bunker Anlagen anzutreffen, aber es gibt zusätzlich noch Ruinen von römischen Wachtürmen, erbaut vor knapp 1500 Jahren, als der Rhein die Nordgrenze des Imperiums bildete.

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Jenseits der Aareeinmündung wird der Wanderweg etwas trostloser, da die Felder und Äcker bis zum Fluss reichen und wenig Platz für Wälder und Auen übrig geblieben sind. Highlights sind die Fischtreppe bei Flusskraftwerk Leibstadt, erbaut 2009 mit Ziel, Lachs, Seeforelle und anderen Fischen wieder die Möglichkeit zu geben, zu ihren Laichplätzen zu wandern,

das KKW Leibstadt erbaut 1984 erzeugt einen Sechstel der Elektiziät in der Schweiz, womit bei einer Abschaltung unsere Tablet und Smartphone Junkies ein echtes Problem bekämen, sowie das Waldgebiet Etzgerhalde, ein lichter Laubwaldhügel, wo das Hämmern des Schwarzspechtes weit herum höhrbar ist.
In der Routen Beschreibung steht u.a. Kondition schwer, tja das stimmt leider.

Von Bunker zu Bunker

Die Wanderung dem Rhein entlang führt vorbei an lichten, blühenden Au-und Buchenwäldern, erfüllt mit dem Gesang ihrer Bewohner, Flusskraftwerken, Bächen und Rinnsalen, die ihren Weg zum Fluss suchen, Tümpeln mit Frosch- und Krötengequacke, Städtchen und geschlossenen Grenzen, vereinzelten Motorbooten und Hobbyfischern. Kunstobjekten, Schautafeln mit Gedichten und Phrasen von Gottfried Keller, der zwar als Nationaldichter gepriesen wird, aber vielleicht besser im Keller der Geschichte vergraben werden sollte.

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Alle 2 bis 3 Kilometer ragt ein Bunker ins Wasser, Zeuge einer Zeit, wo Misstrauen und Angst Europa beherrschte, im Glauben gebaut, dass diese Anlagen eine heile Welt schützen müsse und würde. Trotz der verrammelten Grenzübertritten nützen alle Abwehranlagen wenig, wenn die neue Bedrohung nur gerade mal unter dem Elektronenmikroskop sichtbar ist.