Lac de Joux

Am Ende der Welt, wenigstens in der Schweiz, liegt das Vallée de Joux, ein abgeschlossense Hochtal auf 1000 m.ü.M. Eigentlich beginnt diese Hochebene in Frankreich an der Quelle der Orbe, aber aus politischen Gründen heisst das Tal jenseits der Grenze Val des Rousses. Die Orbe mäandert von der Quelle bis zum Ende der Hochebenen in Le Pont durch eine weitläufige Hochmoorlandschaft, fliesst durch drei Seen, bevor sie im porösen Kalkgestein verschwindet und 250 Meter tiefer in Vallorbe wieder ans Tageslicht tritt.
Lange war diese abgeschiedene Region unbewohnt, bzw sehr arm. Die Bauern versuchten auf den kargen Böden ein bischen Viezucht, die Fischer hofften auf einen guten Fang; später entstanden Köhlereien und etwas Eisenverarbeitung.
Der Aufschwung setzte mit den Uhrmachern ein in der Mitte des 19. Jh.; man schätzt, dass heute ca. 20 Unternehnen im Tal angesiedelt sind, von denen Audemars Piguet, Jaeger-LeCoultre, Breguet et Blancpain die bekanntesten sind. Neben der Uhrmacherei ist die Feinmechanik sehr wichtig, ein quasi Schwesternzweig derselben.
Die Eiesnbahn kam ins Tal aus einem anderen Grund; ein findiger Unternehmer begann im Winter auf den zugefrorenen Seen Eis zu stechen und diese Eisblöcke im Sommer an die Flachländer zu verkaufen. Der Transport über den Col du Mont d’Orzeires war sehr mühsam, weswegen die damalige Privatbahn Suisse Occidental Simplon 1886 eine Strecke von Le Pont nach Vallorbe bauen liess. 10 Jahre später wurde die Strecke dem See entlang nach Le Brassus verlängert. Zwar verschwanden die Eisblöcke mit der Erfindung des Kühlschrankes aus der Öffentlichkeit, aber die gestressten Städter entdeckten die Schönheit des Tales und ein blühender Tourismus Zweig entstand.

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Nicht nur ist die Gegend im Sommer ein Wanderparadies, auf Grund ihrer Lage sind die Winter kalt und trocken; der See friert ein, es entstehen Langlaufloipen. In Le Brassus gibt es sogar für die Wagemutigen eine Sprungschanze. Natürlich kann die Zeit im Sommer auch mit Baden und Wassersport verbracht werden, es fährt sogar ein kleines Kursschiff von Le Pont nach Le Sentier. Die etwas fitteren Touristen schlendern dennoch dem 9 km langen See entlang und fangen die Schönheit mit der Kamera ein.

Grotte de l’Orbe

Ganz zuhinterst im Tal an der Grenze zu Frankreich ist die Sehenswürdigkeit Grotte de l’Orbe, ein Höhlensystem, exzellent zugänglich gemacht für Besucher. Die weitläufige Grotte wurde von der Orbe geschaffen, die vom Vallée de Joux durch das Karstgestein ins 250 Meter tiefere Vallorbe versickert und Verlaufe der Zeit ein eindrückliches Gewirre von Höhlen, Seen, Tropfsteinen, Stalagmiten und Stalaktiten geschaffen hat. Hübsch ist auch die Steinsammlung, die aus aller Welt zugekauft wurde.

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Auf dem Sattel des Col d’Ozeires steht der Wildpark Juraparc, wo für Wölfe, Wisente, Hirsche und andere Arten Gehege eingerichtet sind, die gerade bei schönem Herbswetter regen Zulauf aufweisen. Der nördlichste See des Vallée de Joux ist der kleine Lac Brenet, aus dem die Orbe ihren Weg nach unten sucht. Vallorbe, der Ausgangsort der Wanderung, war früher ein wichtiger Grenzort, in dem die Züge von und nach Frankreich kontrolliert wurden; heute macht der Ort eher einen verschlafenen, friedlichen Eindruck, Idylle pur am Ufer der Orbe.

Aiguilles des Baulmes

Wie ein Klotz steht der Bergrücken Aiguilles des Baulmes am Rande der Orbe Ebene; es gibt tatsächlich für Wagemutige Kletterrouten, die vom Dorf Baulmes hoch gehen. Für die furchtsameren Wandrerer führt der Weg von Ste Croix zum Mont de Baulmes und dann entlang der Krete Richtung Auigiulles des Baumes. Beim Abstieg wieder Richtung Col de  l’Aiguillon wird fest gestellt, dass es auch eine Strasse hinter dem Bergrücken gibt, wodurch aber die hübsche Aussicht zum Neuenburger und Genfersee verpasst worden wäre.

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Da der Pass neben der Grenze nach Frankreich verläuft, baute die Schweizer Armee brav ein paar Bunker und Panzersperren; man weiss ja nie.
Der Weg zum Etappenziel Ballaigues führt durch Wälder und Weiden; die Strassen sind gut, und da Sonntag war, sind Wanderern und Bikern häufig anzutreffen. Ja, die Kühe sind auch da und kauen an dem schon abgetretenen Gras herum. Jetzt im Herbst sind sie ganz friedlich und lassen sich beim Fressen oder Verdauen kaum stören.

Crêt de la Neuve

Nach rund einer Stunde ist quasi bereits der Höhepunkt der Wanderung erreicht: die Crêt de la Neuve. Sie versprach einen hübschen Ausblick bis hin zu den Savoyer Alpen inklusive Mont Blanc, aber leider lag Dunst über dem Genfersee, wodurch diese Berge nur erahnt werden konnte.
Oben auf der Kuppe entlang passierte der Weg die kargen Weiden und Wälder, manchmal sind Kühe anzutreffen, die unverdrossen dieses harte, ausgetrocknete Gras kauten und wahrscheinlich auch etwas unter der Hitze litten.

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In einer Ecke unterhalb einer Alpweide war ein dreispachiges Schild angebracht, das die Wanderer vor den Kühen warnte,; diese seien ein bischen vorsichtiger geworden, seit der Wolf wieder in der Gegend heimisch geworden ist, und verhielten sich agressiver gegenüber Menschen, die sie nicht kennen würden. Naja, so eine Gruppe dieser schweren Brummer im Nacken zu haben, kann mühsam sein, weswegen diesen Milchlieferanten versucht wurde, aus dem Weg zu gehen.
Der Abstieg wieder hinunter ins Tal verläuft durch Laubwälder, ein Zeichen, dass mehr Wasser zur Verfügung steht. Oberhalb des Dorfes St-Cergue tauchen in einer Waldlichtung die Grund- und Aussenmauern des Klosters Couvent d’Oujon auf; diese ehemalige Kartäuserkloster wurde 1146 gegründet und zählt zu den ältesten dieses Ordens. Wahrscheinlich fackelten die Berner während den Reformationskriegen im 16. Jh. die Anlage ab und sie verfiel.

Le Chasseron

Oben auf dem Kamm sind nicht viele Passanten unterwegs, sehr wenige Wanderer, ein paar Mountain Biker, die den Trail Ste Croix nach Provence abspuhhlen; die Kühe auf den Weiden lassen sich nicht gross stören, kauen das ausgetrocknete Gras oder verdauen auf dem Boden liegend, stoisch gegen dem starken Wind, der auf der Krete bläst.

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Le Chasseron ist mit über 1600 m. ü. M der dritt höchste Jura Gipfel, erschlossen durch eine Alpstrasse, die den weniger Sportlichen die Möglichkeit gibt, mit dem Auto das Bergrestaurant zu erreichen und die tolle Aussicht auf den Neuenburgersee und die Jura Hügel zu geniessen. Überhaupt laden Gaststätten entlang des Weges zur Rast ein, ein Lebenszeichen von Zivilisation, auch wenn die Handy Verbrindung sehr volatil ist, vielleicht dem kräftigen Wind geschuldet.
Das Dorf Ste Croix überrascht durch seine Grösse; wer hätte erwartet, hier oben unweit der Grenze ein Industriedorf zu entdecken. Doch dank der Schmalspurbahn kann der Ort viele Arbeitsplätze im Bereich der elektronischen Mikroproduktion anbieten, hervor gegangen aus der Herstellung von Musikspielautomaten im 19 Jh. Ein anderer Wirtschaftszweig ist der Tourismus, die Lage ist ideal für Sommer- und Winterangebote, ideal auch, da die Gemeinde sehr nah an den Städten Yverdon und Lausanne liegt.

Boxer Beer

Die Auberge gegenüber dem Bahnhof war noch geöffnet, der Zug würde erst in 30 Minuten eintreffen, genug Zeit auf der Terrasse mit einem Bier den etwas asugelaugten Körper wieder zu beleben. Es war schon etwas dunkel und kalt geworden in der Areuse Schlucht, zurück gelegt waren da drei Stunden auf teilweise nicht mehr sichtbaren Waldwegen, alles entlang des Grates des Fõret de Freteureles, wobei eine kleine Wehmut mitschwang, auf dem Col de la Tourne nicht den Bus genommen zu haben, womit dieser endlos lange Weg durch den Wald erspart geblieben wäre.

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Der Morgen hatte frisch begonnen, in der Nebelsuppe des Mittellandes herrschten frostige 0 Grade und die Aussicht auf die letzte Etappe der Jura Wanderung diesen Jahres war trübe; jedoch oben auf den Höhen hatte die Sonne die weiten Flächen und Weiden schon aufgewärmt, was viele Neuenburger zu einem Picknick einlud, bzw. zu einem Besuch der Gaststätten oben auf den Hügeln. Die Rundsicht vom Tète de Ran und des Mont Racine auf das Mittelland und die Alpen ist bei diesem klaren Herbstwetter traumhaft; auf ihren Wolldecken liegend, ein Grillfeuer anzündend starrten die Romands auf die Ebene, räkelten sich oder dösten in der Sonne.
Das Bier war ein Boxer Beer, hergstellt in Yverdon und schmeckte köstlich.

Windräder

In der Stadt nieselte es noch, als der Zug den Bahnhof verliess; die Wolken hingen sehr tief, dennoch wurde den Wetterprognosen geglaubt, die einen schönen Herbsttag versprachen.
Die Route über die Sprachgrenze ist doch ziemlich coupiert, bis hin zum Grenchnerberg ist es ein Hindauf und Hinab, vorbei an den Gipfelkreuzen von Hasenmatt und Stallflue, entlang auch des Planetenweges, wobei die Planeten in der Hochnebelsuppe fast gar nicht sichtbar waren.
In den Wind geschützten Lagen war es angenehm zu wandern, derweil auf dem Grat oben die Bise durch Mark und Bein fuhr, weswegen es eine gute Idee war, eine dicke Jacke mit zu schleppen.
Der Vorteil der Lage wird für die Nutzung der Windenergie gebraucht; so ein Prototyp steht vor dem Restaurant Obergrenchnerberg, eher ein kleines Exemplar, nicht so auffällig wie die normalen Räder mit ihren hohen Masten.

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Jenseits des Sattels oberhalb von Grenchen neigt sich der Weg langsam Richtung Taubenlochschlucht, durch Wälder und Weiden, vorbei an den Kühen, die sich über die verspäteten Wanderer doch etwas wunderten, zumal in der Dämmerung der Weg etwas verschwommen wurde.

Provence

Aktuell leben dort 378 Einwohner, ein sehr kleines Bauerndorf oberhalb des Sees; abgesehen von der Kirche, der Post und etwa 5 Busstationen gibt es nur noch die Molkerei, der ein kleiner Laden angeschlossen ist, der leider weder Zigaretten noch Bier in seinem Sortiment führt.
Wenn nicht das Dörfchen die Endstation der Wanderung gewesen wäre, wäre niemand auf die Idee gekommen, dort oben mal vorbei zu schauen.
Der Creux du Van ist die Hauptattraktion des Tages, ein schroffer Canyon, der Hufeisen förmig in der Landschaft steht. Der Aufstieg ist etwas mühselig, weil der Boden ziemlich glitschig war und so doch viel Vorsicht von nöten war. Wie üblich lungern ein paar Steinböcke auf dem Weg herum, deren massige Gestalt doch stark Furcht einflössend ist, weswegen ein weiter Bogen um diese Tiere geschlagen wurde. Den gleichen Respekt flössen auch die Kühe ein, die auf dem Boden liegend oder in der Wiese stehend die Wanderer anglotzen.

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Die Etappe wird freundlicherweise immer wieder von Restaurants gesäumt, wodurch die angepeilte Wanderzeit marginal überschritten wurde; das letzte Stück nach Provence wurde im hohen Tempo absolviert, da der letzte Bus um 6 Uhr an den See runter fährt.

Cuche

Nah dem langen, teilweise mühsamen Abstieg (Geröllhalden im Combe Biosse) mündet der Weg ins Val de Ruz bei einem Dorf namens Le Pâquier, das nicht der Rede wert wäre, so vielleicht 200 Einwohner, ein Restaurant, die Verbindungstrasse, wenn nicht hier dieser Skirennfahrer Didier Cuche geboren und aufgewachsen wäre; so erreichen diese paar wenigen Häuserzeilen nationalen Bekanntheitsstatus, wenigstens unter den Wintersportfans. Irgendwo im Dorf hängt eine Tafel, die breit und lang erklärt, wie und wann die Familie ins Tal gekommen ist, aber eben, für Sommerliebhaber eher unwichtig.
Neben Mr. Cuche scheinen auch Quellwolken und -gewitter einheimisch zu sein; derweil der Rest des Landes sich an einem Sommertag erfreut, liegen über der Krete des Mont d’Amin dunkelgraue Quellwolken, die sich nicht scheuen, mal kräftig die Landschaft zu wässern.

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Das Val de Ruz ist ein Landwirtschaftsgebiet, geprägt von kleinen Dörfern, Feldern in der Ebene, Weideland an den Flanken, Holzwirtschaft an den Hängen der Jurahügeln. Die Städter haben offenbar auch begonnen, das Gebiet für ihre Wochenendausflüge zu entdecken; so fahren sie mit ihren Autos die Hänge hinauf, grillieren, campieren, konsumieren und grüssen die vorbei streunenden Wanderer, deren Tagesziel, die Vue des Alpes vorallem ein tolles Langlaufgebiet ist.

Balmberg

Die Geschichte könnte auch Wolfisberg (ehemalige Kleinstgemeinde mit 187 Einwohnern, nun mit Niederpipp fusioniert), Ankehubel (ein Bauernhof mit Gastrobetrieb) oder schlicht Weissenstein heissen, aber nennen wir sie Balmberg, auch bekannt in der Region als Skigebiet oder im Sommer als Seilpark.

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Bis die Hochebene Schmiedematt erreicht wird, führt der Weg knapp 600 Höhenmeter hinauf, vorbei an den Weilerm, Bauernhäuser, Holzstapeln und eben der Bergbeiz Ankehubel; das Hochplateau trennt die Region Thal vom Mittelland, beliebt bei Motorradfahrer (eine Strasse führt über die Krete), Gleitschirmfliegern, Bikern, Wanderern und Kühen; selbstverständlich laden auch hier wieder kleine Gaststätten zum Verweilen ein, was besonders die motorisierten Freunde auch rege nutzen. Da die Armee hier oben früher einen Schiessplatz betrieb, ist Ausbauzustand der Strassen sehr gut.
Das Erreichen des Balmberges ist leider noch nicht das Ende der Fahnenstange, noch warten gut 200 Höhenmeter Weg bis hin zur Gondelbahn auf dem Weissenstein; die Aussicht aufs Mittelland, die Aareschlaufen und in die Ferne zu den Alpen ist hübsch, auch wenn viele Besucher auf der Gartenterrasse des Kurhotels sich mehr mit ihren italienischen Bambinis beschäftigt haben als das Panorama zu geniessen. Der Verlust an Kalorien nach dieser Tageswanderung wurde in einer Pizzeria in der Stadt Solothurn wieder ausgeglichen, die zerschundenen Glieder werden noch etwas länger brauchen.