Ob ich wisse, wann der Bus nach Zaragoza fahre. Der Landarbeiter mit seinen drei grossen, in Plastik eingepackten Warenballen trug hellblaue, abgetragene Kleider, auf seinem Kopf eine abgewetzte Schirmmütze. Sein fragendenes, gebräuntes und zerfurchtes Gesicht schaute hoffnungsvoll den Fremden an. Aber dieser wusste die Antwort nicht.
Vuelta murciana
Disculpe la molesta
Etwas fassungslos stand der Tourist vor dem Eingang des Museums und las, dass es wegen klimatischen Umständen geschlossen sei; dabei war das Wetter doch ideal. 🤔
Cartago nova
In der ganzen Altstadt trifft man auf die Zeugen der Vergangenheit; sei es gut erhaltene und restaurierte Gebäude wie das Theater oder das Amphitheater, sei es frei gelegte Grundmauern und Fassaden. Auf einem der Hügel ist ein Archäologiepark eingerichtet, am Fusse findet sich das entsprechende Museum.
Auf Grund der Ausgrabungen lässt sich der antike Stadtplan ziemlich gut rekonstruieren.
Zu den Standardgebäuden einer römischen Stadt zählten Forum, Theater, Amphitheater, Aquädukt, Thermen und verschiedene Tempel. Die exzellente Webseite Carthago Nova ‹El esplendor de una era› eerzählt viel mehr über diese ehemals wichtige Stadt des Imperiums.
Teatro romano
Einer der touristischen Sehenswürdigkeiten von Cartagena ist das römische Theater; erst 1988 wurde es in den Trümern wieder entdeckt, ausgebuddelt und dem Publikum zugägnlich gemacht. Der Eingang zum Theater ist das Museum, in dem die Fundstücke der Ausgrabungen ausgestellt sind.
Wie jede wichtige römische Stadt besass Cartago Nova ein Theater; diese Gebäude dienten vorallem der Unterhaltung der Bewphner; der Eintritt war frei, Verköstigung musste aber bezalht werden. Man kann eigentlich drei grosse Kategorien an Stücken bennen, die auf der Bühne gezeigt wurden: zum einen Possen, Komödien und Kurzstücke, deren derben Inhalt wohl eher das einfache Publikum ansprach. Des weiteren wurden Tragödien aufgeführt, anfangs noch die klassisch griechischen Stücke, später Werke römischer Dichter. Als dritte Kunstform entstand das Pantomimentheater, die Rolle wurde in eine Sprechrolle und einer Mimikrolle unterteilt. Generell ist die Akkustik in den römischen Theatern exzellent; man kann auf den oberen Zuschauerrängen sprichwörtlich eine Stecknadel auf den Boden fallen hören.
Mar menor
Wenn nicht irgendein Wunder passiert, wird die grösste Salzwasserlagune Europas sterben; das Mar menor, nördlich von Cartagena, 73 km Küste leidet massiv unter der Landwirtschaft, dem Tourismus und seit neustem unter der Klima Erwärmung. Mangels Frischwasseraustausch mit dem Mittelmeerraum, dem hohen Nitrat- und Phosphateintrag durch die Agrarindustrie, den viel zu kleinen Schutzgebieten kippt die Lagune bei 35 Grad Wassertemperatur hinüber; d.h. Algen wachsen massenhaft, sterben, sinken auf den Meeresgrund und verrotten, was den Fischen, Krebsen und anderen Tieren den Sauerstoff raubt. Sie ersticken.
Eine Fahrt entlang des Ufers zeigt die Tourismusbausünden wie la Manga, Cabo de Palo, los Alcazares, los Nietos und andere. La Manga ist das Paradebeispiel der Profitgier; erbaut auf einer 18 km langen Halbinsel reihen sich Wohnblocks um Wohnblocks, bevölkert während der Sommermonaten Juli bis September. Sonst herrscht Totenstille in dieser Retortenstadt.
Viele Umweltgtruppen kämpfen um die Verbesserung der Situation, aber die Agrarlobby ist gut verankert in der Politik der Provinz. Es wird sich erst was ändern, wenn die Touristen ausbleiben.
En Ruta II
Der Backofen Spaniens wird die Stadt auch geannt; auf Grund der Lage in einem Talkessel sind Temperatur in Murcia im Hochsommer von über 40 Grad keine Seltenheit. Und trotzdem ist die Gegend schon lange besiedelt und landwirtschaftlich genutzt. Heute machen ein Grossteil der 480000 Einwohner Studenten aus, die Universität zählt zu den Grössten des Landes. Sehenswert ist die ursprünglich gotische Kathedrale. Beim Rundgang durch die Stadt stolperte die Reisegruppe noch an der Stierkampfarena und dem Museum der schönen Künste vorbei. Ansonsten erscheint die Stadt nicht der Rede wert.
Weiter im Süden des Tales liegt Lorca, ein Zentrum der Agrarwirtschaft; sehenswert wäre das Castillo de Lorca, dem jedoch der Besuch erspart blieb, da es zu mühsam erschien, den Hügel bei Sommerhitze hinauf zu wandern. Hübsch sind die Baum bepflanzten Aveniden, schattig und ruhig.
Last but not least konnten die eingepackten Badehosen endlich auch benutzt werden; es war noch Vorsaison in Aguilas, ein paar vereinzelte Touristen lagen am Strand, viele Restaurants waren noch geschlossen. Man sah, dass es ein internationaler Badeort ist, da auch ausländische Konzerne wie Deutsche Bank oder Engel & Völkers eine Filiale eröffnet hatten. Im Vergleich zu anderen Retortenbadeorten wie Torrevieja ist die Stadt hübsch und nicht so verbaut.
Paseo Cartagena
Die Lage spricht für sich, als die Karthager 227 v. Chr. die Stadt neu erbauen liessen; vorher bestand schon eine Ortschaft der Iberer, die durch den Hafen ihre gewonnenen Silberprodukte verschifften und verkauften. Allerdings blieb die Neustadt nicht lange im Besitz der Punier; in den Kriegen mit den Römern wurde sie alsbald erobert, nach Carthago Nova umbenannt und ausgebaut. Sie florierte dank der Silber- und Erzbergwerken prächtig. Mit dem Zerfall des römischen Reiches kamen und gingen neue Herrscher, die Westgoten, die Emirate aus Cordoba, die Könige von Aragon und schliesslich Spanien.
Die heutige moderne Stadt ist ein Gemisch aus alten römischen Ruinen, klassizistischen Bauten und modernen Wohnquartiere um die Altstadt herum. Da die Gegend sehr hügelig ist, bauten die jeweiligen Herrscher Tempel oder Befestigungsanlagen auf diesen; vom ehemaligen Castello de la conception im Parque de Torre ist nur noch der Wehrturm erhalten, restauriert und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich.
Verdienst finden die Leute im Dienstleistungssektor, in der nahe gelegenen Raffinerie, dem Hafen, dem Marinestützpunkt der Armee und im Tourismus. Der Hafen bietet nicht nur Frachtmöglichekiten nach Übersee an, es sind auch Kreuzfahrtschiffe am Pier zu sehen.
En Ruta I
Die meisten Touristen werden wohl nach Norden strömen, hin zur nahe gelegenen Stadt Alicante; ein paar suchen den Weg nach Süden, wobei sich die Miete eines Autos schon etwas aufdrängt. Nun denn, vale, auf geht es nach Süden.
Elche, so etwa 15 Minuten von Alicante entfernt, sieht friedlich aus, die Altstadt ist wenig belebt an diesem Sonntag Nachmittag, ein paar Restaurants sind geöffnet und bieten den hungrigen Reisenden Burger und Salat an. In Elx, wie die Stadt auf katalanische genannt wird, leben ca. 230000 Einwohnern; sie verdienen ihr Geld vorallen in der Textilindustrie, speziell in der Sockenfabrikation. Tourismus ist nicht so relevant, da die Stadt nicht ans Meer grenzt; ein Besuch ist trotzdem lohnenswert
Endlich, Blick auf das Meer, zusammen mit tausend anderen Touristen; die Fremden, die hier in Torrevieja stranden, wollen vorallem baden und sich in der Sonne räkeln. Vor 40 Jahren war es ein kleines Städtchen von 18000 Einwohnern, das von der Fischerei und seinen Salinen lebte. 40 Jahre später ist die Bevölkerung auf über 80000 angewachsen, dem Tourismus geschuldet. Und so strömen in den Sommermonaten 100 Tausende an die Küste, der Hitze des Hochlandes entfliehend. Ja, und sonst gibt es nichts.