Turn on

Die Freude war riesig, als uns Felix die abgemischten Aufnahmen sandte; wir klebten im Büro und hörten usnere Arbeit an; es war eindrücklich, jedoch beschlich uns beim zweiten oder dritten Anhören, dass es Fehler gab, zwei, drei Songs nicht so optimal aufgenommen wurden etc, etc. Hm, zuviel Perfektionismus wohl.
Raffi erklärte sich bereit, sich um die CD zu kümmern, der Name war eine Idee von Marco: Turn on.
Nebst einem Vorschlag für das Booklet wurde dann drei Monate lang nichts mehr gehört von diesem Projekt, bis Raffi eingestand, dass er die Motivation daran verloren habe. Das war wirklich schade und etwas flau, da ich gerne die Freunde mit dem Epos zu Weihnachten beglückt hätte.
Etwas verägert bastelte ich an einem Wochenende an dem Projekt herum und realisierte einen Entwurf, der mir zusagte; die Produktion von 50 Stück dauerte nochmals, weswegen das Weihnachtsgeschenk halt rund ein Monat später in den Händen der Freunde und Bekannten lag. Sie freuten sich sichtlich und lobten unseren Erstling.
Vielleicht hatten wir erwartet, dass die Songs grössere Wellen schlagen würden, aber zu unserem Leidwesen wollte niemand im Radio die Songs spielen, das heisst. niemand hat auf uns und unsere Musik gewartet. Spontan spielten wir dann ein paar Songs an einer Veranstaltung im GZ; dem Publikum gefiel es.

Citylights

Quasi ein Mitbringsel von früher; der Song entstand, als ich zu Hause an diesem neuen Boss Effekt Gerät herum hantierte und irgendwie über den Sound zu message in a bottle stolperte; mir gefiel er und ich klimperte ein bischen damit herum. Im Verlaufe entstand das Bild, dass die Jungs sich auf den Weg machen in die Stadt, zu den Lichtern der Grossstadt, sich präsentieren auf einer Party, Frauen treffen, über Frauen reden. Ein Kontrast zur damaligen Situation. Ich nahm das Fragment mit in den Übungskeller, und die ehemalige Band Vorwahl 74 begann damit zu spielen.
Nach dem Split wurde es mit der neuen Gruppe geprobt, und es entwickelte sich mehr in Richtung Funk, die Idee, dass Marco das Solo auf dem Bass spielen könnte, war eine Laune eines Übungsabends, aber es passte. Silja übernahm Backing Vocals und fertig war der Song. Er gab der Band auch den zukünftigen Name, aber das ist eine andere Geachichte.

Road ahead

Da kam Thomas mit diesem Text, der indirekt etwas über seinen Werdegang erzählt und auch eine Homage an seinen Vater ist. Raffi baute dazu dieses coole Rockriff und fertig war der Song.
Beim Anhören des Refrains sehe ich immer einen glücklich pfeifender Junge, vielleicht mit Schirmmütze, der eine Strasse runter geht. Ein geradliniger,schnörkelloser Song mit dem Overdub Solo von Raffi.

Sleepless

Wir sprachen oft über Musik und Stilrichtungen; eines Abends war, glaube ich, die Diskussion auf das Thema Disco abgeschweift mit dem latenten Wunsch, so etwas mal zu spielen. Zu Hause bastelte ich an diesem e moll Riff herum, ein sinnvoller Text war in weiter Ferne.
Als ich an einem Sonntag der Limmat entlang spazierte, im Hinterkopf dieses Riff, fing es an zu sprudeln, und ich begann, den Text auf meinem Handy nieder zu schreiben. Generell ist der Inhalt ziemlich blöde, wahrscheinlich assoziere ich Disco mit Frauen aufreissen oder so. Das einzige Amüsante ist die Reminiszenz an James Brown, dem Godfather of soul and funk. Thomas sang da brav Background Vocals, Raffi bastelte am Schluss ein cooles Solo dazu, Marcos Funk Bass fantastisch. Aber wie gesagt, der Text ist doof.

Pilgrim

Das Lied entstand aus einer Jam Session im Keller; wir spielten da ein paar Akkorde, die irgendwie nach Mittelalter oder so tönten. Ich fand die Akkordstruktur viel zu hübsch, um nichts daraus zu machen und schrieb den Text von Pilgrim dazu, eigentlich eine Geschichte über Auswanderung aus Armut, was vor knapp 200 Jahren häufig war. Verweisen sei auch auf den Roman Ibicaba von Eveline Hasler, der diese Periode aus dem Kanton Glarus beschreibt.
Das Stück entwickelte sich von Probe zu Probe; war es ursprünglich eher eine Ballade, da bastelte Thomas mit seiner Basstrommel einen Sound dazu, der nach Galeerensträflingen tönte, Raphi setzte in den Zwischenpausen etwas Distortion ein; so entstand so eine Art Hard Rock Ballade, viel 70 iger Jahre Sound. Das Intro war eine spontaner Einfall, etwas spanisch angehaucht. Last but not least verhalf Siljas Gesang dem anklagenden Ton des Stücks eine ruhige Note.

It’s allright

Eigentlich sollte der Song gar nicht auf die CD, weswegen er auch nicht gross eingeübt wurde; aber es gab noch Zeit im Studio, und ich schlug vor, das Lied aufzunehmen, obwohl die Konzentration schon etwas am Sinken war.
Das Lied entstand während der Pandemie, als alles geschlossen war und die Menschen in ihren Wohnungen klebten. Eigentlich sollte er einfach Mut machen und etwas Gelassenheit vermitteln in den verschiedenen Lebenssituationen. Silja sang dann noch spontan etwas Background mit, wobei mir nicht ganz klar war, ob sie extra verschoben gesungen hat. Naja, man hört, dass es da noch hätte besser gespielt werden können, auch das karibische Laidback Feeling ist etwas zu mickrig.

Waiting for her

Wieder so ein Erinngerungslied; es entstand, als ich im Facebook das Bild jenes Menschen sah, der mir einmal sehr viel bedeutet hatte, eine Geschchte, die lange her war und viel Narben und Enttäuschungen hinterliess. Ihr Bild inspirierte mich zu diesem Song, quasi all die Jahre, wo man auf sie wartet, das Ungemach eines ungeliebten Jobs vergessen, einfach Freude, auf sie zu hoffen. Ich unterliess es dann doch, ihr zu schreiben; irgednwie wäre das doch zu peinlich gewesen.
Es war eigentlich als Punk Stück angelegt, rauh und laut; im Studio wurde es etwas weich gespühlt. Die Idee der Background Vocals im Refrain geisterten schon früher im Kopf herum, es wurde einfach ausprobiert und irgenwie passte es. Das Rock’n Roll Solo entstand als overdub, Feilix meinte, es könnte so ein bischen nach Keith tönen.

Private investigation

Es war die Zeit, wo das Leben irgendwie wieder neu anfing und ich begann, Sachen zu hinterfragen, warum es so gekommen ist, wie es gekommen ist.
Aus all dieser emotionalen Not entstand private investigation, ein Lied über Zwänge und den Wunsch, sein eigenes Leben zu gestalten, wie man es für richtig hielt.
Die Akkorde sind sehr schlicht, mir schwebte der Sound von U2 irgendwie vor mit dieser etwas sphärischen Gitarre. Wir probierten es mal aus, es tönte gut und es fand Gefallen. Marco fand einen wunderbar meliodösen Basslauf dazu, das gab dem ganzen wirklich viel Leben.
Bei einer Probe in Bauma schlug ich Silja vor, es mal zu singen; sie tat es ab Blatt und es tönte natürlich um Klassen besser als meine verbrauchte Stimme. Ein wirklich hübsches Lied.

Im Studio

Felix gab uns vor, wie denn die Aufnahmen ablaufen werden: zuerst ein Gesamttake, falls das gut ist, wird ein zweites nur mit dem Gesang gemacht. Als drittes Take werden nur die Instrumente um den Gesang aufgenommen, und zuallerletzt gibt es Platz für Overdubs.
Soweit war alles klar, nur die ungewphnte Technik war da etwas verwirrend; da gab es eigene Kopfhörer, die an einem kleinen Mischpult angeschlossen waren, bei dem bei den einzelnen Kanäle die Lautstärke geregelt werden konnte. Naja, am Schluss stellte jeder einfach seinen eigenen Kanal ein und blendete die anderen aus.
Das Studio war vollgestopft mit Vestärkern, Musikinstrumenten und Kabeln; wir schleppten unsere eigenen mit und stöpselten sie an den ausgewählten Verstärker. Es gab da auch Raumtrenner, was die Sicht auf die Bandkollegen doch etwas erschwerte.
Unsere Monate lange Vorbereitung zahlte sich aus, so dass, solange die Konzentration noch vorhanden war, eigentlich der erste Take oft gut war; nur bei it’s allright schwächelte die Band mit dem Groove, wodurch mehrere Anläufe notwendig wurden. Ja, das mit der Konzentration, es war ziemlich warm schon Anfang Juni, die Luft war etwas stickig, was doch zum Abfall derselben führte. Ein kleiner Pool zum Abkühlen wäre grossartig gewesen.
Derweil wir im Aufnahmeraum klebten, handierte Felix an seinen Programmen herum und gab uns Anweisungen. Zwischen den Takes bleibt sehr viel Zeit, herumzualbern, am Fenster zu rauchen oder eben auch Kaffee zu trinken.
Irgendwann tauchte noch Michael auf, ein Freund von Marco, und begann mit seiner Fotokamera ein paar Bilder zu machen, quasi Fotos für die Nachwelt.

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Jens

Da schleppte er seine Fotoausrüstung nach Bauma, weil ich ihn gebeten hatte, ein paar Aufnahmen zu machen; Fotografie ist sein Hobby, und seit er im Ruhestand ist, kann er sich wieder vermehrt diesem widmen.
Die Fotos sollten für das geplante Booklet der CD verwendet werden, was und wie er die Bilder machen könnte, wurde ihm überlassen.
Naja, es stellte sich dann heraus, dass die Lichtverhältnis im Büro von Thomas schon etwas kritisch seien; deshalb wurde auch in anderen Räumen des Gebäudes nach Sujets gesucht und Fotos gemacht. Ganz zufrieden war der grosse Meister dann nicht so ganz, uns war es egal, es war einfach ein Happening mit Bier und Fotos. Für die CD wurden die Fotos in schwarz weiss umgewandelt, naja, farbig sehen wir irgendwie Scheisse aus.

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