Herr der Türen

Er sah ihn schon von weiten; der Möchtegernfahrgast rannte wie ein Irrer vorbei an den Passanten, über den Fussgängerstreifen, hin zur Haltestelle.
«Die Hoffnung stirbt zuletzt», grinste der Schaffner, «aber heute nicht».
Die Straßenbahn setzte sich in Bewegung.

Vorstadtidylle II

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Na, geht doch

Die Hauptprobe vier Tage vorher war nicht sehr berauschend; die Setliste wurde lustlos runter gespielt, mit all den Fehlern und Unebenheiten, die sich eingeschlichen haben. Die Enttäuschung sass so tief, dass ein Teil der Band ein Frustessen im Vapiano veranstaltete und die Fehler durchkaute. Das kann ja heiter werden am Freitag.
Doch Überraschung, der Auftritt sprühte vor Energie, der Sound war perfekt, die Spielfreude war wieder zurück gekehrt, den spärlichen Besuchern gefiel es sichtlich. Der kleinste Fan tanzte mit ihrer Puppe vor der Bühne herum, so etwas knapp 2 Jahre alt mit Schnuller und Pampers.
Na, geht doch.

Happy Faces

Sie sehen glücklich aus, die Besucher, die durch die Weihnächtsmärkte der Stadt schlendern, sich irgendwo nieder lassen, einen Glühwein schlürfen, ein Fondue essen, eingetaucht in der Glitzerwelt der Festbeleuchtung.

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Sterndeuter

Nicht dass die Städter plötzlich abergläubisch geworden wären; es war dem damaligen Zeitgeist geschuldet, dass 1907 die Sternwarte in Betreib genommen wurde als sogenannte Volkssternwarte. Das 50 Meter hohe Gebäude wurde vom Architekten Gull entworfen, das 12 Tonnen schwere Teleskop lieferte die Firma Carl Zeiss aus Jena, einer der besten Firmen für optische Geräte.
Das Gebäude wurde seither nicht gross verändert, das Teleskop und die Kuppel müssen immer nich mechanisch bewegt werden, nur die Informationen, wo gerade welcher Himmeslkörper sichtbar ist, spukt der Computer oder das Handy aus.

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Das Glück war an diesem Herbstabend auf der Seite der Besuchergruppe: der Himmel war klar und am Firmament konnte die Venus, der Halbmond, der Saturn mit seinen Ringen und ein blauer Stern durch das Teleskop angeschaut werden.
Nur der Komet Tsuchinshan-ATLAS wies offenbar Hemmungen auf, sich dem Publikum zu präsentieren; wahrscheinlich ist er etwas abergläubisch.

Vorstadtidylle I

Nur der Wald auf dem Hönggerberg trennt die Garten- und Hochhaussiedlungen des Limmat- und Furttales; wie sich doch die Skylines ähneln. Nur machmal durchbricht ein Flugzeug die Vorstadtidylle.

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Technorama

Eines der besten Museen des Landes ist das Swiss Science Center, das früher einfach Technorama hiess. Wahrscheinlich gibt es keine Oberstufenklasse, die nicht dieses Laboratorium an angewandter Physik besucht hat. Und es ist wirklich fantastisch, die anschaulich erklärten Phänomene der Natur wie Optik, Akustik, Mechanik oder Elektromagentisums auszutesten und eben auch fotografisch festzuhalten, was sich als ein ziemlich schwieriges Unterfangen herausstellte.

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Kyburg

Im 15. Jh. bekundeten die damaligen Besitzer der Burg kein grosses Interesse mehr an diesem Gebiet und verkauften die Anlage samt zugehörigen Länderein für gutes Geld an die Stadt Zürich; diese konnte durch den Erwerb ihr Staatsgebiet fast verdoppeln.
Die Habsburger, die im 13. Jh. die Burg von den ausgestorbenen Kyburgern geerbt hatte, richteten nach dem Verlust ihrer Stammlanden im Aargau ihr Augenmerk mehr nach Osten, nach Böhmen und Wien, die sicherer zu bewahren schienen als die Ländereien bei den kriegerischen Eidgenossen. Der neue Landvogt aus Zürich hatte dafür zu sorgen, dass Geld in die Kassen floss, die Strassen im guten Zustand blieben und die nahe gelegene Töss im Auge nicht über die Ufer trat. Nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung im Zuge der napoleonischen Kriege und der Gründung des modernen Kantons Zürich im 19 Jh. verlor die Burg an Bedeutung und wurde verkauft. Gut 80 Jahre später besann man sich jedoch der Bedeutung des Ortes, und der Kanton erwarb die Anlage zurück und wandelte es in ein Museum um.

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Jedes Jahr werden wohl unzählige Schulklassen den Ort besuchen müssen, entweder als Wanderung durch die ländliche Landschaft mit kleinen Weilern, Wiesen und Wälder, oder hingekarrt mit Autobussen; die Ausstellung möchte ein Bild vermitteln, wie es sich damals wohnen liess und welche Aufgaben die Landvögte zu bewältigen hatten, eigentlich eine gute Idee, doch ziemlich fade und lieblos umgesetzt. Beim Spazieren zur Kulturdenkstätte wird der nahe gelegene Flughafen ziemlich stark ins Bewusstsein gerufen, liegt doch die Region in dessen Anflugschneise, und so donnern im Minutentakt die dünnen oder fetten Brummer über die Köpfe der Kühe und Wanderer.

Banalität des Grauens

Das Publikum verliess wortlos den Kinosaal; der Film hätte auch anders heissen können wie «Szenen einer Ehe» oder «Karriere».
Das Grauen selbst wird explizit nicht gezeigt, nur die Mauer, rauchende Schornsteine, die Schüsse der Wachmannschaften, die Schreie der Gefangenen, das Kläffen der Hunde, das Gebrüll der Wärter, das Schnauben der Dampflokomotiven.
Es sind Gespräche über die Aufstiegschancen des Ehemannes, die Träume der Ehefrau über ihr Paradies auf Erden, die Spielereien der heranwachsenden Kinder, der Stolz der Mutter auf das Erreichte der Tochter.
Man schätzt, dass etwas 1,5 Millionen Menschen dort umgebracht wurden.

Verstaubt

Es sind Jahre her, seit das Museum besucht worden war; in Erinnerung geblieben ist nur das Wort verstaubt und vielleicht auch langweilig. Allerdings wurde am Museum, ein Schloss ähnlicher Bau aus dem 19. Jh. vor gut 8 Jahren ein futuristischer Betonneubau angeklebt, der die beiden Flügel verbindet und eben auch mehr Platz für Ausstellungen ermöglicht. Offenbar wurde mit dem Neubaus auch das Austellungskonzept modernisiert; die neugotischen Hallen und Innenräume erhielten ein interessantes, teilweise farbiges Lichtkontept mit beleuchteten Vitrinen und Schaukästen.

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Es war auch in der Schweiz das Zeitalter des Nationalismus, in der es notwendig schien, der eigenen Bevölkerung und den ausländischen Nachbarn die Geschichte und Errungenschaften des Landes zu zeigen, weswegen mit dem Bau des Museums begonnen wurde, ideal gelegen gleich hinter dem Bahnhof. An den grossen Kernthemen Geschichte, Brauchtum und Handwerk mag sich seit damals nicht viel geändert haben; für die belesenen Einheimischen nicht unbedingt etwas neues unter der Sonne. Die Exponate wurden und werden aus den verschiedenen Regionen gesammelt und teilweise in eigenen Räumen wieder rekonstruiert.
Hübsch sind die grossen Kachelöfen mit ihren vielfältigen Glasurziegeln und die Erzeugnisse der Porzellanmanofakturen.
Die Wechselthemen behandeln immer etwas aus Kultur oder Alltagskultur, die einen Zusammenhang mit dem Land aufweisen, aktuell etwas über den italienischen Einfluss, das Schaffen einer Modedesignerin, sowie die Geschichte der Filmproduktionsfirma Praesens Film.
Der Ort ist gut besucht, liegt wohl daran, dass in den gängigen Touristenführern das Museum empfohlen wird; anyway, ein Rundgang ist allemal die Zeit wert.