Kandinsky

Das Ehepaar Merzbacher liebt offenbar Kandinsky, diesen Wegbereiter des Expressionismus: In der Ausstellung im Kunsthaus sind gleich mehrere Werke zu sehen, die aus der Sammlung ausgeliehen wurde. Kunst sammeln ist die Leidenschaft des Mäzen, der sein Geld im Pelzhandel verdient hat und heute hochbetagt auf dem Land lebt.
Das Museum war gut besucht, was nicht verwundert, da das Kunsthaus zusammen mit dem Zoo die Magnete in der langen Nacht der Museen bildet.
Im kleinen Nischenmuseum für Völkerkunde verloren sich nur wenige, was insofern schade war, da draussen im alten botanischen Garten exzellentes afrikanisches Essen angeboten wurde.

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Der Zoo bei Nacht ist einmalig, die meisten Tieren sind gar nicht sichtbar, da sie irgendwo im Stall oder in einer Nische dösen; im Savannengehege erbarmen sich wenigstens die Nashörner, denen der Lärm egal schien und einfach auf dem Boden ihren Schlaf abhielten. In der Ferne stampfte noch ein Zebra umher, aber sonst war wenig los. Für die Besucherscharen waren es wahrscheinlich das Highlight der Nacht, auf den düsteren Wegen durch das weitläufige Gelände zu wandern.

Sunset

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Elvis

Elvis, auch so ein langer Film, der irgendwie etwas über das Leben diese Künstlers erzählt, lange, pompös, glamourös. Schade, dass die wirklich interessanten Stellen der Handlung nur kurz angeschnitten werden wie die Zeit in den Südstaaten in den 50. iger Jahren, die musikalischen Wurzeln, die Diskrepanz zwischen Kunst und Kommerz, der Druck, Erfolg haben zu müssen.
Irgendwie in typischer, oberflächlicher Film unserer Zeit.

Sommerbar

Es war ziemlich heiss, als die Band den Soundcheck machte; die Sonne schien zwar nicht mehr auf den Platz, aber die Handballen waren schweissig und dadurch etwas rutschig.
Wir würden das Abendprogramm mit David bestreiten, ein Sing- und Songwriter aus Zürich, der auf seiner akustischen Gitarre über Reisen, Trennungs- und Liebesschmerz sang.
Welch ein Kontrast bildeten da die 4 Herren, die fadengraden Gitarrenrock darboten, Eric Clapton, die Stones und andere massakrierten und zwischendurch auch eigenes Schaffen präsentierten. Die Stimmung auf der Bühne war gelöst, entspannt und die Jungs amüsierten sich.

Die spärlichen Zuschauer waren sichtlich angetan von der Musik und spendeten tapfer einen Zustupf ohne Geldzurückgarantie; auch wir waren dankbar für die Chance spielen zu können, es war cool.

Campus

Unter Campus wird heute die Ansammlung von Gebäuden und Einrichtungen verstanden, die räumlich beieinander liegen und meistens auf einer freien Fläche erstellt werden. Der ETH Campus auf dem Hönggerberg war der erste in der Stadt, geplant und erbaut in den 70 ger und 80 ger Jahren, wobei die letzte Ausbauetappe knapp 20 Jahre zurück liegt. Der Grund der Erweiterungen waren die steigenden Studentenzahlen und die Platzknappheit für Lehre und Forschung.
Damals vor Baubeginn gab es das üblich Hickhack um die Nutzung des Hügels, ob es nicht besser sei, in der Landwirtschaftszone billige Wohnungen und Sportplätze zu bauen, oder das Gebiet als Naherholungsgebiet zu belassen. Da die ETH eine staatliche Institution ist, genügte wohl sanfter Druck der Bundesregierung, und die Stadt Zürich lenkte ein.
Heute studiert mehr als die Hälfte der ETH Studenten auf diesem grosszügig konzipierten Areal. Zur Auswahl stehen Architektur, Physik, Umweltwissenschaften, Chemie und anderes. Ob in der Ruhe und Stille des Ortes bessere Abschlüsse gemacht werden, sei dahin gestellt. Am Wochenende jedoch, wenn der Unterrichtsbetrieb ruht, strahlt die Gegend sehr viel ländliche Idylle aus.

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Unter Begriff Science City soll das bestehende Gelände aufgestockt und besser genutzt werden. Realisiert wird quasi eine Stadt in der Stadt, belebt mit Studenten, die auch dort wohnen sollen. Bis in 20 Jahren dürfte das Projekt abgeschlossen sein.

Zweidlen

Wer kennt schon Zweidlen, diese Ansammlung von Häusern am nördlichen Ende des Kantons; niemand wahrscheinlich, ausser man wohnt in der Gegend oder wandert dem Unterlauf der Glatt entlang, bis sie theoretisch in den Rhein mündet, theoretisch, da die Einmündung mit einem Kraftwerk zugebaut ist, und der Fluss unterirdisch durch Turbinen fliesst, bevor er das Ende seines Weges erreicht hat, sprich Rhein aufgenommen wird.

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Die Glatt windet sich auf ihrem letzten Stück zwischen den Hügeln gegen Norden, ein grosser Teil steht ihrer Auwälder wegen unter Naturschutz. Die Gegend ist sehr idyllisch, und bietet mit dem Riverside Hotel, früher eine Spinnerei, eine Oase des Friedens.

Hochwacht

Der Aussichtspunkt Hochwacht gehörte wie der Ütliberg zu den früheren militärischen Überwachungsanlagen der Stadt; dank der perfekten Aussicht Richtung Rapperswil, Zug oder Innerschweiz konnte bei nahender Gefahr die Leute mittels Singalfeuer allarmiert werden. 1812 wurde dieses System aufgegeben und vor gut 40 Jahren wurde der hölzerne Aussichtsturm erstellt, der einen fantaistischen Rundblick über den Zürich- und Zugersee bietet.

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Entlang des Albisgrates, an den Ausläufern des Schutzgebietes Sihlwald entlang windet sich der Wanderweg nach unten, Richtung Baar. Lustigerweise entspricht die geographische Grenze des Hügels nicht der Kantonsgrenze; so liegen die kleinen Weiler Oberalbis, Husertal und Ebertswil im offenbar gierigen Kanton Zürich, obwohl gleich unten die kleine Stadt Zug liegt.

Take 5

«Ihr wollt doch Musik machen!» Felix sagte das etwas ironisch und amüsiert, nachdem die Band auch den 4. Take versifft hatte. Ja, der Tag lief gut, 3 Songs waren im Kasten und es blieb noch Zeit, etwas aufzunehmen, quasi ein Bonustrack, der gar nicht im Fokus stand. Klar, das Lied ist im Repetoir der Band, aber für die Studioaufnahmen wurde er nicht speziell eingeübt, da die Zeit zu knapp bemessen war.
Etwas ratlos stand die Truppe im Aufnahmeraum, dieses karibische Laidback Feeling wollte nicht so richtig zünden, vielleicht fehlte einfach die Ambiente von Hängematte, türkisblauem Meer und des Geruchs nach Gras. Sie probierten es nochmal, Take 5 und «it’s Allright», besser gehr heute einfach nicht.
Das Vorgehen war eigentlich immer gleich: die erste Aufnahme war eine Rohaufnahme des Songs, und falls diese ok war, wurde der Gesang darüber geklebt. Danach wurde zur Gesangsspur nochmals das Grundgerüst eingespielt, bevor Overdubs hinzugefügt würde. So bastelte man an einem Lied vielleicht 90 Minuten, bis die gröbsten Schnitzer weg waren.
Felix, der Besitzer und Tonmeister führte die Gruppe unaufgeregt durch die Tücken der Technik, korrigierte rhythmische Unschönheiten, bot Kaffee an, erzählte Anekdoten aus seinem Musikerleben, derweil die Band auf den Sofas rumlümmelte und mit der Gastsängerin Unsinn machte. Sie sang sehr gut, so dass bei einem Lied auf Backingvocals verzichtet wurde; es wäre schade um den Song gewesen, wenn ein rauchige Stimme da noch rein gewerkelt hätte.

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Die 2 Tage vergingen sehr schnell, 7 Eingenkompositionen waren verewigt und können auf die Welt losgelassen werden, für alle eine neue Erfahrung, und dank der doch guten Vorbereitungs ein gelungener Event.

Timbuktu

Das Wort lag auf der Zunge, doch es wollte nicht über die Lippen rutschen. Manche halten das Vergessen für eine Gnade, die unbewusste Fähigkeit, Erinnerungen zu löschen, aus dem Gedächtnis zu streichen, zu verdrängen, wie auch immer.
Ganze Heerscharen von Wissenschaftlern untersuchen dieses Phänomen, es werden Theorien gesucht, formuliert, postuliert und ausprobiert.
Passend dazu das Bonmot von Schopenhauer: «Unser Gedächtnis gleicht einem Siebe, dessen Löcher, anfangs klein, wenig durchfallen lassen, jedoch immer größer werden und endlich so groß, daß das Hineingeworfene fast alles durchfällt.»
Der Antagonist ist übrigens Erinnern; Erinnern an Bilder, Episoden, Geschichten und eben an Worte und Wörter.
Stadt am Niger

Letzte Etappe

Es war die letzte Etappe, die letzte Runde, oder wie er es nannte, die letzten 20 cm. Er tönte gut am Telefon, wieder optimistischer, kein Vergleich wie vor 2 Wochen, als er deprimiert im Rollstuhl sass und mit dem Gedanken an Selbstmord spielte. Der Krebs war wieder zurück gekehrt, und das Geschwulst drückte auf die Oberschenkelnerven, was zu den Lähmungserscheinungen geführt hatte.
Auch nach der Entfernung des Lymphoms machten ihm die Ärzte wenig Hoffnung, es gäbe momentan keine Behandlung mehr. Umso glücklicher muss er gewesen sein, als sie ihm dennoch eine weitere Chemotherapie anboten, die er auch dankend annahm.
Er müsse halt mit dem Krebs leben, der würde nicht mehr weg gehen. Auch die Physiotherapeutin machte ihm Hoffnung mit dem Bild, sich wieder ohne Rollstuhl fort bewegen zu können.
Aber eben, die letzte Etappe war angebrochen.