Die Provence, dieser Flecken Erde im Süden von Frankreich sollte das Ziel der Bildungsreise werden. Diese Region, wo schon Kelten, Griechen, Römer, Franken und andere ihre Städte gründeten oder zerstörten, diese Region, durch die die römischen Legionen nach Spanien, die Elefanten von Hannibal nach Italien, die Kreuzritter zur Eroberung von Jerusalem zogen. Diese Region, gesegnet mit antiken, mitteralterliche und neu zeitlichen Bauten, die Aquedukte, die Amphhitheater, die Kirchen usw. Diese Region mit ihren endlosen Sonennblumen- und Lavendelfeldern, fest gehalten in den Werken von van Gogh. Diese Region erwartete wohl kaum damals die Invasion dieser Barbaren aus dem kleinen Bergtal, zumal diese Barbaren weniger an der Kultur als viel mehr an den weltlichen Genüssen des Lebens interssiert waren; für viele war es die erste grössere Reise.
Es war die letzte gemeinsame Reise der Schulklasse, bevor jeder seines Studien- oder Ausbildungweges gehen würde; die Stimmung im Hochsommer war perfekt, es herrschte eine Ausgelassenheit, da das Ende der Schule in Sicht war und etwas neues beginnen würde. Niemand ahnte, welche Stürme im Leben noch kommen würden. Man tuckerte friedlich auf den Hausbooten von St. Gilles die kleine Rhône und deren Kanälen runter, vertrieb die Zeit auf Deck mit Karten, Lesen, Labbern und Mücken tot schlagen, tauchte in das schmutzige Wssser der Kanäle, trank von diesem billigen Landwein, der an den Schleusen in Kanistern angeboten wurde, kochte Spaghetti an Bord oder ging in den ländlichen Restaurants essen, die ein billiges Dreigang Menu anboten.
Das Leben war easy, man hatte etwas Geld gespart von der Arbeit im Lebensmittelladen und gab es aus für Zigaretten, Essen und Wein.
Die kulturellen Vorschläge der Lehrer wurden grössten Teils ignoriert, wer will schon bei 33° Arles, Beaucaire oder Tarrascon besichtigen; lieber liess man sich auf dem trägen Fluss runter treiben Richtung Meer, Richtung St. Marie de la mère, hin zu den Wahrsagern und den Zigeunern.
So soll Jahre später die Spuren dieser helvetischen Invasoren nachgegangen werden, die kulturellen Schätze der Region bewusster angeschaut werden; vielleicht lassen sich ja noch ein paar Spuren von damals finden. Spurensuche in der Provence.