Zwischen Wein und Tee

Auf dem Tisch standen nur noch die Weinflasche und die japanische Teekanne, das Essen war bereits weg getragen; wie immer würde sie den Rest in ihr Tupperware packen und mitnehmen, ein Ritual, das sich eingeschliffen hatte, was ja auch bedeutete, das er doppelte Portionen kochte, in der unbegründeten Sorge, sie würde in ihrer WG verhungern.
Er war anfangs überrascht, dass sie seit geraumer Zeit nur noch Grüntee trank, zumal sie in ihrer Jugend keinem Glas aus dem Weg gegangen und des öfters etwas angeschlagen war, muss wahrscheinlich vererbt sein, zumal diese Nichten und Neffen auch gerne bei Wein und Bier herum hingen.
Derweil im Hintergrund die Stones Songs von Voodoo Lounge zum Besten gaben, drehte sich die Diskussion um Literatur, Autoren und Bücher. Wiederum war er überrascht, wieviel Bücher der Junior schon gelesen hatte, was andererseits nicht so erstaunlich ist, da sie auf ihren Reisen immer irgend welche dicken Bücher mitschleppt, von denen einige nicht unbedingt seinem Lesegeschmack entsprachen.
Irgendwo zwischen Schnitzler, Wedekind, Horvath und Walser begann der Wein diese schläfrig Wohligket in seinem Körper zu verbreiten; es war Zeit, sie auf den Bus zu begleiten und noch die Wohnung aufzuräumen.