Markt

Ich stand oft am Morgen früh vor dem Hotel, rauchte und sah dem Treiben auf der Strasse zu.
Die Bauern brachten auf ihren Traktoren das frisch geerntete Gemüse in die Stadt; vor Beginn der kapitalistischen Revolution zogen Pferde oder Esel die Karren. Rund um Stadt gab es viele Gemüsefelder, neu alle mit diesen Plastikdächern und -folien versehen. Die Erde dort ist rot, was auf sehr viel Eisen hin deutet.
Da fuhren sie also in die Stadt, beladen mit Chinakohl, Lotus, Stangenspinat, Lauch und was auch immer.
Jedes Quartier wies seinen eigenen kleinen Markt auf, mit Plastik oder Wellblech überdacht, da es nicht unüblich ist, dass es zu regnen beginnt. Das Gemüse wurde auf dem Boden ausgebreitet, daneben wurde auch Fleisch, Fisch, Hühner, Enten, Blumen und teilweise Vorgekochtes angeboten. Die Fische schwamen in Plastikbehälter, manschmal verkaufte auch ein Händler Süsswasserkrabben und -krebse. Das Fleisch vorallem Schwein lag in grossen Stücken auf dem Tisch; man konnte zum Beispiel Rippen kaufen und der Metzger schnitt mit dem grossen Fleischmesser die gewünschte Anzahl ab. Es gab da auch eine Hackmaschine, wo das Fleisch verkleinert werden konnte.
Diese war ziemliich nützlich, da ich angeboten hatte, geschnetzeltes Schweinfleisch und gebratenene Kartoffeln zu kochen, im Nachhinein ein grober Fehler. So zerkleinerte der Metzger für die Langnase das Fleisch, und ich begab mich in die Küche und hantierte da mit Pfannen und Geräten herum; das Fleisch zum Braten war zwar ok, aber die gebratenene Kartoffeln missrieten total; gerade in China, wo das Essen einen wichtigen Stellenwert einnimmt, sollte sowas unbedingt vermieden werden. naja, sie waren wenigstens höfflich und sagten ein paar nette Worte.
Diese Quartiermärkte verlieren zwar an Bedeutung, weil es immer mehr und mehr Supermärkte gibt mit Lebensmittelabteilungen; verschwinden werden sie nie, da ein guter Koch Wert auf frische Lebensmittel legt und die Preise auf dem Markt doch billiger sind als im Lebensmittelladen.