14.9.

Ich schrieb Greg, dass ich eine halbe Stunde später kommen würde, da ich im Flughafen den Zug verpasst hatte; der Flug war schon später losgeflogen und der erste Anlauf am Billettautomat für ein Zugticket in die Stadt war kläglich gescheitert, da die Maschine Euros nicht akzeptieren wollte und die Kreditkarte unbekannt war. Das trieb mich zurück in die Ankunftshalle zu einem dieser Wechselstuben, um die paar Dollars, die von der Reise aus Costa Rica übrig geblieben waren und seither in einer Schachtel in der Wohnung verstaubten, in polnische Zlotys zu wechseln. Später im Zug stellte ich fest, dass auch dort ein Ticket beim Schaffner hätte gekauft werden können, und diese würden, wie Greg später erzählte, auch Euros aktzeptieren.
Die Fahrt ist kurz und dauert etwas mehr als 15 Minuten; der neue Hauptbahnhof ist hübsch und freundlich und wurde vor 9 Jahren eröffnet; nach ein paar Schwierigkeiten, der vereinbarten Treffpunkt Starbucks wurde nicht gefunden, war es soweit: Greg war da und das Abenteuer Krakau konnte beginnen.
Die gemietete Wohnung liegt an der Szewska Strasse Nummer 12, am Rande des grossen Marktplatzes und, wie sich später herausstellte, sehr ruhig, da in einem Innenhof gelegen. Der Weg vom Bahnhof dorthin ist kurz, allerdings suchten wir noch das Toruist Information Büro, um dort eine Krakau Card zu erwerben; obwohl Greg in der Nachbarstadt aufgewachsen war, kannte er Krakau nicht, da er nur des Flughafens wegen durch die Stadt reiste. Wir kauften schliesslich die Karte für drei Tage, die uns freien Eintritt in etwa 30 Sehenswürdigkeiten und Museen gewährte; auf den Kauf eines ÖV Tickets wurde verzichtet, da die Innenstadt nicht so gross ist und eigentlich alles gut zu Fuss erreicht werden kann. Wir stellten fest, dass es heute noch möglich sei, den unterirdischen Marktplatz anzusehen, der bis 7 Uhr abends offen war, aber zuerst wurde das Gepäck in die Wohnung gebracht und die Euros umgetauscht.
Der unterirdische Marktplatz wurde zufälliger Weise vor knapp 20 Jahren entdeckt, als bei Bauarbeiten Reste von alten Gebäuden gefunden wurde; eine archäologische Prüfung zeigte das immense Ausmass von Mauern und Gebäuden, die sich unter dem heutigen Marktplatz erstreckten; zwischen 2005 und 2010 war der ganze Platz eine riesige Baustelle, die Reste wurden freigelegt, bestimmt und als Museum konzipiert wieder zugedeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausstellung erzählt die Geschichte des mittelalterlichen Krakaus, eine wichtige Handels- und Residenzstadt in Polen; viele Pläne, Bilder, Mauern, Figuren bringen dem Besucher das Leben vor 1000 Jahren näher, zeigen die Handwerksberufe und deren Produkte von damals. In den polnisch-schwedischen Kriegen im 17. Jh. wurde die Stadt schwer beschädigt und der damalige Marktplatz versank unter Schutt und Asche.


Auf dem Weg zurück wurde eingekauft, Frühstück, Getränke und die landesüblichen Alkoholikas; nach Mitternacht würden noch Rodge und Vahid eintreffen, sicher hungrig und etwas dehydriert. Sympathischer Weise liegt gleich neben dem Eingang zur Wohnung diese Bar namens Pierc Art, wo mal das erste Bier auf polnischem Boden gekostet wurde; die Temperaturen waren angenehm warm und so ein Kaltgetränk lässt die schlappen Lebensgeister wieder munter werden.

Später nach dem Besuch eines Steak Houses berieselten die etwa 100 polnischen Fernsehkanäle das Wohnzimmer, Bier trinkend auf unsere beiden Freunde wartend. Ein netter erster Tag.