Wir sassen nach dem Essen im Speisesaal, tranken und rauchten; Mr. Cook war bereits in sein Zimmer gegangen. An den Wänden des Speisesaals hingen ausgestopfte Hirsche, Impalas, Löwen und was auch immer; auf dem Flur konnte man über Tigerköpfe stolpern.
Die Studenten selbst wohnten nicht hier; sie waren in einem Guest House der Regierung unter gebracht, das etwa 20 Fussminuten entfernt lag. Abwechselnd assen alle hier im ehemalgien Maharadscha Palast oder wir gingen in die Stadt.
Mr. Cook hatte mich als seinen Assistenten mitgenommen, quasi als Koordinationsperson zu seinen Studenten; als Botaniker bin ich ja ziemlich unbrauchbar. So sorgte ich dafür, dass alles für die Studenten vorhanden war, koordinierte die Termine. Oft spazierte ich Abend nach Einbruch der Dunkelheit von diesem Guest House zurück zum Hotel; die Strasse endete am Rande des Parks; dort befand sich ein kleiner Strassenstand, wo der Händler Zigaretten verkaufte; es gab nur diese grauenhaften indischen Zigaretten, mit der Ausnahme von Stuyvesant, die in Linzenz hergestellt wurden. Von der Strasse bis zu Hotel lag dieser dunkle Weg durch den Park vor mir; ich fürchete mich jedes Mal, da durch zu gehen, es hätten ja irgend welche Schlangen und so auf dem Weg liegen können. Am Ende des Weges leuchtete eine fahle Lampe den Weg durch den Duchgang auf die Veranda; dort war mein Zimmer, Mr. Cook bezog sein Terrassenzimmer ein Stockwerk weiter oben.
Wir waren die einzigen Gäste; Mr. Cook hatte dem alten Hausdiener Mr. Singh die strikte Anweisung gegeben, niemanden mehr aufzunhemen. Bei meiner Ankunft jedenfalls staunte Mr. Sing nicht schlecht, dass dieser verstrubbelte Backpacker der Assistent von Mr. Cook sein soll; zuerst hatte er mir weissagen wollen, dass das Hotel ausgebucht sei. Er schimpfte dann mit dem Rikscha Fahrer, der mich vom Bahnhof hierher gebracht hatte, weil dieser statt den üblichen 5 Rupies mir deren 10 abgeknöpft hatte.
So standen die 4 Bediensteten nur uns zur Verfügung, der Koch und 2 andere, und über ihnen thronte Herr Sing und gab Anwesiungen.
Das Zimmer war gross, mit eigener Dusche. Da das Guest House doch spärlich ausgestattet war, kamen die Studenten jeweils bei mir duschen. An der Decke drehte sich ein Ventilator, die Fenster waren mit einem Drahtnetz versehen, damit keine Insekten oder Kleintiere ins Zimmer flogen. Dennoch schafften es Geckos, sich an der Decke festzukleben und bei der Dämmerung auf Insektenjagd zu gehen; mit ihren Saugnäpfen können sie die Wände und Decken rauf- und runter rennen. Irgendwann gab ich es auf, sie aus meinem Zimmer zu jagen.
So sassen wir im Speisesaal, als plötzlich Mr. Cook mit einer Taschenlampe herein stürmte und rief: «Draussen eine Kobra». Alle erhoben sich, ich mich auch, allerdings auf einen Stuhl; ich dachte, dass Mistvieh sei im Speisesaal. Dabei hatte Mr. Cook die Schlange draussen in einem Blumetrog entdeckt und wollte sie den Studenten zeigen.
Als wir dann im Garten standen, war sie schon weg; Schlangen sind sehr scheu und rennen bei geringster Gefahr weg.
Was mich nachher zutiefst beschäftigte war die Tatsache, dass ich nach der Morgendämmerung immer im Pyjama in den Garten ging, runter zum Jambal River schaute und eine Zigarette rauchte; ich liess es nachher bleiben, die Vorstellung, dass ich nicht alleine im Gras stehen würde, war mir ziemlich unangenehm.