Kandinsky

Das Ehepaar Merzbacher liebt offenbar Kandinsky, diesen Wegbereiter des Expressionismus: In der Ausstellung im Kunsthaus sind gleich mehrere Werke zu sehen, die aus der Sammlung ausgeliehen wurde. Kunst sammeln ist die Leidenschaft des Mäzen, der sein Geld im Pelzhandel verdient hat und heute hochbetagt auf dem Land lebt.
Das Museum war gut besucht, was nicht verwundert, da das Kunsthaus zusammen mit dem Zoo die Magnete in der langen Nacht der Museen bildet.
Im kleinen Nischenmuseum für Völkerkunde verloren sich nur wenige, was insofern schade war, da draussen im alten botanischen Garten exzellentes afrikanisches Essen angeboten wurde.

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Der Zoo bei Nacht ist einmalig, die meisten Tieren sind gar nicht sichtbar, da sie irgendwo im Stall oder in einer Nische dösen; im Savannengehege erbarmen sich wenigstens die Nashörner, denen der Lärm egal schien und einfach auf dem Boden ihren Schlaf abhielten. In der Ferne stampfte noch ein Zebra umher, aber sonst war wenig los. Für die Besucherscharen waren es wahrscheinlich das Highlight der Nacht, auf den düsteren Wegen durch das weitläufige Gelände zu wandern.

Sunset

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Elvis

Elvis, auch so ein langer Film, der irgendwie etwas über das Leben diese Künstlers erzählt, lange, pompös, glamourös. Schade, dass die wirklich interessanten Stellen der Handlung nur kurz angeschnitten werden wie die Zeit in den Südstaaten in den 50. iger Jahren, die musikalischen Wurzeln, die Diskrepanz zwischen Kunst und Kommerz, der Druck, Erfolg haben zu müssen.
Irgendwie in typischer, oberflächlicher Film unserer Zeit.

Wassen

Seit die Bahn unten durch den Berg fährt, dürfte auch dieser berühmte Sketch über die Kirche von Wassern langsam in Vergessenheit geraten; um die beträchtliche Höhendifferrenz von 600 m zu überwinden, wurde bei diesem Dörfchen Kehrtunnels gebohrt, womit die Gemeinde und eben die Kirche auf dem Hügel vom Zug aus dreimal sichtbar sind.
Die Enge, Kargheit und Steilheit des oberen Reusstales sind sehr beeindruckend, jeder Meter Boden musste dem Berg abgetrotzt werden. Die Schautafeln entlang des Weges erzählen vom Bau der Eisenbahn, von den ersten kleinen Fabrikbetrieben wie Steinbruch oder Karbidfabrik, von der Bedeutung des Weges hinüber nach Norditalien.

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Vor gut 150 Jahren wurde der Fahrtweg zwischen Flüelen und der Leventina durchgängig, mit der Postkutsche dauerte eine Reise von Luzern nach Mailand über 30 Stunden; die Reise war gefährlich wegen Steinschlägen, Wetterumbrüchen, Schnee und Regen.
Mit der Eröffnung des Bahntunnels verschwanden die Pferde, mit der Fertigstellung der Autobahn ist die Gegend nur noch Durchfahrtsmöglichkeit.

Chiornico

Chiornico liegt auf der Hügelkuppe, die die mittlere Leventina von der unteren trennt; entstanden ist diese Hügelkuppe offenbar durch einen Felssturz, der das Tal blockierte und den Fluss Ticino zwang, einen neuen Weg nach Süden zu graben, wodurch die Biaschina Schlucht entstand. Durch dieses kleine Dörfchen mit sienen braunen Holzhäusern fliesst der Ticinetto, ein steiler Gebirgsbach, der das Val Chiornico entwässert. Die grossen Verkehrsachsen, Eisenbahn und Autobahn, untertunneln diese Blockade, nur die Wanderwege führen durch Kastanienwälder über die Kuppe.

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Unten im Tal, am oberen Ende der unteren Leventina, liegt das Dorf Giornico, bekannt für sein Schlachtfeld in den Mailänderkriegen und bekannt auch für seine Weinberge, wobei letzteres ein Insidertipp ist. Vor gut 500 Jahren gab es da ein Gerangel um die Vorherrschaft des Tales zwischen den Innerschweizern und dem Herzog von Mailand; diese Kriege im Kontext der Grossmachtpolitik zwischen Franzosen und Habsburgern zogen sich über 30 Jahre hin, und brachten als eines der Ergebnisse die Vorherrschaft der Eidgenossen über die Leventina.

San Martino

In Rodi tauchte gerade der Bus auf, weswegen sich die Frage erübrigte, ob denn noch 2 Stunden weiter nach Faido gewandert werden sollte oder nicht.
Die Strada alta führt hoch oben der oberen Leventina entlang, vorbei an kleinen Weilern wie Deggio, Catto, Ronco oder eben San Martino, Ansammlungen von hübschen Holzhäusern und meist einer kleinen Kirche. Alle 2 Stunden sammelt ein Bus die Fahrgäste ein, sollte es denn welche geben, und bringt sie hinunter ins Tal nach Ambri, oder wieder hinauf. Die politische Selbstständigkeit ist schon lange dahin, sie gehören zur Gemeinde Quinto oder zu Airolo, wo die Schulen und andere Infrastruktur ist.

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Von den Terrassen schweift der Blick nach unten zum verbauten Talboden, der von der Nord Süd Achse geprägt ist, der Lärm der Autobahn mag an seltenen Stellen bis hier nach oben dringen, doch generell ist es ruhig und verlassen.
Nach Catto verschwand der Weg im hohen Farngebüsch und wurde nicht gefunden, was den Abstieg ins Tal nach Rodi bedeutete, so mutig wie Indiana Jones war der Wanderer auch nicht.
Seit die Züge durch den Basistunnel fahren, verlor Airolo viel an Bedeutung, alle Stunde ein Zug nach Norden und nach Süden. Auch der Gütertransport auf der Schiene wurde verlagert, der Verlust von Arbeitsplätzen führte zu Abwanderung, was sehr schade ist.

Sommerbar

Es war ziemlich heiss, als die Band den Soundcheck machte; die Sonne schien zwar nicht mehr auf den Platz, aber die Handballen waren schweissig und dadurch etwas rutschig.
Wir würden das Abendprogramm mit David bestreiten, ein Sing- und Songwriter aus Zürich, der auf seiner akustischen Gitarre über Reisen, Trennungs- und Liebesschmerz sang.
Welch ein Kontrast bildeten da die 4 Herren, die fadengraden Gitarrenrock darboten, Eric Clapton, die Stones und andere massakrierten und zwischendurch auch eigenes Schaffen präsentierten. Die Stimmung auf der Bühne war gelöst, entspannt und die Jungs amüsierten sich.

Die spärlichen Zuschauer waren sichtlich angetan von der Musik und spendeten tapfer einen Zustupf ohne Geldzurückgarantie; auch wir waren dankbar für die Chance spielen zu können, es war cool.

Campus

Unter Campus wird heute die Ansammlung von Gebäuden und Einrichtungen verstanden, die räumlich beieinander liegen und meistens auf einer freien Fläche erstellt werden. Der ETH Campus auf dem Hönggerberg war der erste in der Stadt, geplant und erbaut in den 70 ger und 80 ger Jahren, wobei die letzte Ausbauetappe knapp 20 Jahre zurück liegt. Der Grund der Erweiterungen waren die steigenden Studentenzahlen und die Platzknappheit für Lehre und Forschung.
Damals vor Baubeginn gab es das üblich Hickhack um die Nutzung des Hügels, ob es nicht besser sei, in der Landwirtschaftszone billige Wohnungen und Sportplätze zu bauen, oder das Gebiet als Naherholungsgebiet zu belassen. Da die ETH eine staatliche Institution ist, genügte wohl sanfter Druck der Bundesregierung, und die Stadt Zürich lenkte ein.
Heute studiert mehr als die Hälfte der ETH Studenten auf diesem grosszügig konzipierten Areal. Zur Auswahl stehen Architektur, Physik, Umweltwissenschaften, Chemie und anderes. Ob in der Ruhe und Stille des Ortes bessere Abschlüsse gemacht werden, sei dahin gestellt. Am Wochenende jedoch, wenn der Unterrichtsbetrieb ruht, strahlt die Gegend sehr viel ländliche Idylle aus.

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Unter Begriff Science City soll das bestehende Gelände aufgestockt und besser genutzt werden. Realisiert wird quasi eine Stadt in der Stadt, belebt mit Studenten, die auch dort wohnen sollen. Bis in 20 Jahren dürfte das Projekt abgeschlossen sein.

Hagel

«Ich habe den Termin für heute eingetragen; es ist ok.»
«Wann kommst Du?»
«Ich weiss noch nicht, es gibt Hagel im Jura. Und wenn ihr Garten beschädigt ist, muss ich hin. Ich rufe zurück.»


«Alles gut, es ist nichts passiert. Ich gehe noch duschen und fahre dann ab.»
«Wann bist du hier?»
«Ich gehe noch bei den Eltern vorbei, so etwa um acht.»


«Machen wir eine Wette? Ich tippe auf 9 Uhr.»
«20 nach»


«Ich habe gewonnen.»
«Warum?»
«Es ist zehn nach 9 und er ist nicht hier.»
«Ja, aber es ist noch nicht 20 nach. Machen wir nochmals. 10?»
«Viertel vor. Der Verlierer zahlt die Getränke.»


«Eh, er ist da, ich gewonnen. Es ist nicht 10, Du zahlst.»