Einschreiben bitte

Die Halle war gähnend leer, vielleicht 20 Personen verloren sich an den Geräten und gaben sich Mühe, den Lockdown Speck wegzutrainieren.
Nur wer sich mit digitalen Medien auskennt, kann weiterhin das Angebot nutzen, da es aktuell eine Einschreibepflicht gibt, die nur via App erledigt werden kann, wodurch sicher gestellt wird, das den behördlichen Schutzmassnahmen Genüge getan wird. Ein spontanes Vorbeigehen wird vom Personal an der Eingangskontrolle rüde abgelehnt mit dem zarten Hinweis, dass alle Bedingungen auf der Website und App aufgelistet seien, als ob die willigen Sportler sich stündlich die Zeit nehmen würden, sich durch Ellen lange Anweisungen durchzulesen.
Nichts desto trotz wurde Lernfähigkeit an den Tag gelegt und dem Quälen der Muskeln stand nichts mehr im Wege; falls die Hinweise doch noch genauer gelesen worden wären, wäre vielleicht der Satz aufgefallen, dass die Garderoben geschlossen blieben und es deshalb von Vorteil sei, direkt im Sportanzug zu erscheinen, was durchaus sinnvoll ist, würde da nicht ein erstaunte Raunen im Grossraumbüro ausbrechen, wenn die Mitarbeiter im Sportdress zur Arbeit erschienen.
Die Halle war übrigens auch so leer, weil die meistens Studenten seit drei Monaten gar nicht mehr in der Stadt waren, da die Vorlesungen vor Ort gestrichen wurden.

Der Gutschein

Da war er, der Gutschein für den ausgefallenen Flug; er nennt sich aber nicht Gutschein, sondern Voucher, was englisch ist und auf deutsch eben Gutschein heisst, wie Google translate sagt. Mit dem Erwerb des Vouchers, auch Gutschein genannt, verzichtet der Kunde auf eventuelle Rückzahlungen, kriegt 50.- Bonus und kann den Voucher, auch Gutschein genannt für spätere Flüge brauchen, der Wert ist aber nur im Zusammenhang mit der stornierten Buchung erahnbar.
Ein erster Versuch einer Neubuchung sah ganz viel versprechend aus, bis im Feld Gutschein der Voucher Code einfach nicht erkannt werden wollte. Wie dann ziemlich mickrige Recherchen zeigten, bietet die aktuelle Buchungssoftware die Einlösemöglichkeit des Gutscheines gar nicht an, womit, wie zu lesen war, 80000 Kunden gezwungen werden, den notorisch überlasteten Kundendienst anzurufen, was bei der Menge ziemlich aussichtslos ist. Wie weiter zu lesen war, arbeitet die Firma an der Lösung des Problems.
Irgendwie tröstlich; nicht nur im Saftladen sondern auch bei der Fluggesellschaft entscheidet das Management etwas, was die IT nicht liefern kann und die Frontschweine, sprich Callcenter ausbaden darf.
Es wäre ein Versuch wert, dem Steueramt statt Geld persönliche, nicht einlösbare Vouchers anzubieten, dürfte aber bei diesem humorlosen Amt ziemlich aussichtslos sein.

Uferwälder und Feldschlösschen

Der Wanderweg verläuft Kilometer lang durch die dichten Uferwälder entlang des Rheines, die Forst wirtschaftlich genutzt werden oder auch teilweise des seltene Mittelspechtes wegen, wie auf einer Schautafel hingewiesen wird, geschützt sind. Vorbei an den Ruinen römischer Kastelle, den obligaten 2 Wasserkraftwerken bei Riedmat und Rheinfelden wird endlich das Städtchen erreicht; vorallem die Vorstellung, nachts oder bei dickem Nebel auf dem Weg zu marschieren, ohne zu wissen, ob denn hinter einem Baumstamm ein schlecht gelauntes Wildschwein auf den Wanderer wartet, war quälend, was aber mit dem tröstenden Gedanken an den Gerstensaft des Tageszieles wieder verscheucht wurde.

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Die Stadt Rheinfelden ist wahrscheinlich keine ehemalig römische Siedlung, sondern wurde im Mittelalter erbaut; die Lage war günstig, da sich im Fluss eine kleine Insel erhebt, auf der eine Burg gebaut wurde; nach Errichten der Brücke gedeihte die Stadt auf dem linksrheinischen Ufer, bis es in Kriegswirren geplündert, niedergebrandt und immer wieder aufgebaut wurde. Die Stadt war über Jahrhunderte im Besitzt der Habsburger, stritt sich mit dem Rat und Bischof von Basel und anderen Städten um die Vorherrschaft am Oberrhein, geriet in die Kriege zwischen Österreich und Frankreich und wurde schliesslich vor über 200 Jahren der Schweiz zu geschlagen. Lustigerweise lehnten die Rheinfelder ein Kaufgesuch der Basler ab und wollten sich lieber dem neuen Kanton Aargau anschliessen.
Der Aufschwung der Stadt erfolgte, als Salz entdeckt wurde. Mit dem Salzabbau entstandt auch eine Bäder- und Kurkultur, da das warme, Salz haltige Wasser offenbar gesund sei. Parkanlagen wurden angelegt, Hotels entstanden, die Stadt blühte auf.
Von nationaler Bedeutung war hingegen etwas anderes, die Erfindung des Feldschlösschens; nicht das hier das Bier entdeckt wurde, nein, Feldschlösschen eroberte den Markt und wurde die grösste Brauerei des Landes. Es zu hoffen, dass es nicht mit dem Sole Wasser gebraut wird, was aber nach der verdienten Degustation absolut verneint werden kann. Ein hübsches Städchten.

Schwertlilien

Schwertlilien wurden auch irgendwann von den Gartenfreunden als leicht kultivier- und züchtbare Pflanze entdeckt; natürlicherweise gedeiht sie in gemässigten Klimazonen, blüht im Frühjahr und überdauert die Sommertrockenheit in Form eines Rhizoms. Hierzu Lande ist die gelbe Schwertlilie häufig und die seltene, hübsche, weissblaue sibirische Schwertlilie.
Vor 35 Jahren wurde im Belvoir Park ein Iris- und Pfingstrosengarten angelegt; das Areal ist seit über 100 Jahren in Besitz der Stadt, mit seinen hohen, alten Baumbeständen eine Idylle und Oase.

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Die ursprüngliche Gestaltung wurde von der Familie Escher in Auftrag gegeben, jener Familie, die im 19. Jh. massgebend am Aufbau des Eisenbahn- und Bankenwesens beteiligt war.
Der Besuch ist sehr empfehlenswert, vorallem zur Blütezeit im Frühsommer.

Seelenfänger

Der Zug würde erst in 40 Minuten eintreffen, als 2 Damen sich näherten und versuchten, den Wartenden von ihrem Glauben an Jesus zu überzeugen, was insofern hoffnungslos war, als der Angesprochene eher skepsisch gegenüber Religionen und westlichen im besonderen stand und sich viel mehr mit östlichen Ideen identifizieren konnte, was wiederum die beiden Damen sehr ratlos zurück liess, weil sie eine etwas doch sehr einseitige Sicht der Dinge aufwiesen und gar nicht die Widersprüche ihrer Aussagen merkten, auf die er sie doch etwas ironisch und süffisant aufmerksam gemacht hatte.

Ja, die Gegend isr bekannt für ihre religiösen Eiferer, was vielleicht mit der Abgeschiedenheit ihrer Dörfer zusammen hängt, den langen, dunklen Winternächten in Mitten der dichten Nadelwäldern mit den versteckten Köhlereien; es war unwichtig, sich auf Diskussionen gross einzulassen, aber um die Zeit zu überbrücken, wurde zugehört, auch weil der in diesem Tal bereits gesprochene niederalemannische Dialekt hübsch ist und das Mitteilungsbedürfnis dieses Menschenschlages an die ferne Stadt am Rhein erinnerte.

Landstädtchen

Lustig ist die Geschichte der beiden hübschen, kleinen Landstädtchen Säckingen und Laufenburg; vor gut 1500 Jahren wurde in Säckingen ein Frauen Kloster gegründet, dass neben anderen Ländereien auch über den Rheinübergang bei Laufen verfügte. Auch weltliche Fürsten, sprich die Habsburger, deren Stammlande damals um Brugg herum lag, interessierten sich für Laufen, was zum Streit mit dem Kloster führte. Erst nach Schlichtung übernahmen die Habsburger die Kontrolle, bauten Türme und Mauern und gaben dem Ort den neuen Namen Laufenburg.
Ebenfalls eine Landschenkung an das Kloster war diese kleine, karge Bergregion Glarus, bis ins 14 Jh. mussten die Bewohner Abgaben entrichten, ehe sie sich loskaufen konnten.
Selbstverständlich ranken sich auch Mythen und Märchen im diesen Loskauf, unter anderem wird gemunkelt, dass die Abgaben aus diesem sehr gewöhnungsbedürftigen Käse namens Ziger bestand, womit klar würde, warum die frommen Damen dankend auf dieses Gebiet verzichteten. Ein Relikt aus dieser Zeit ist das Kantonswappen von Glarus, wo der Schutzpatron der Stadt Säckingen abgebildet ist. Über andere verworrenen Sagen und Gerüchte siehe der Holzer

Das Kloster selber überlebte die Napoleonischen Kriege nicht und wurde aufgehoben; ebenso wird dem Franzosenkaiser verdankt, dass die Stadt Laufeburg geteilt wurde, weil der Rhein damals neu die Grenze zwischen Frankreich und Österreich bildete.

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Zwischen diesen beiden verschlafenen Landstädtchen liegen die Wasserkraftwerke Laufenburg und Säckingen, erbaut vor gut 70 Jahren und werben mit dem Slogan «Strom aus dem Strom»; Laufenburg bietet auch Führungen durch diese Stromerzeugungsanalge an. Die Etappe kann auf beiden Rheinufern begangen werden, ist leicht und sehr angenehm.