Aarburg

Aarburg ist eine Enttäuschung; von weiten sieht die Kirche und die Festung auf dem Felsen spannend aus. Es wird gehofft, das rund um diese Gebäude ein mittelalterliches Städtchen sich schmiegt, enge Gässchen mit Türmen und Toren. Nichts allem von dem da; es gibt 2, 3 Häuserzeilen, ein kleiner Platz mit der Postfiliale, Brunnen und Strassenrestaurant. Oben auf dem Felsen war die Kirche geschlossen, die Festung ist nicht zugänglich, da sie als Vollzugsanstalt für Jugendliche dient. Es war auch schwierig, sich in der Nachbarschaft von Olten und Zofingen zu behaupten, die einfach zu nahe sind und mehr zu bieten hatten. So blieb dem Städtchen über Jahrhunderte nur die Festung als Sitz der Berner Landvögte, bis es nach der Napeolonischen Zeit zum neuen Kanton Aargau kam.

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Der Rest der Halbtageswanderung führt nicht unten der Wigger entlang, sondern durch die Wälder des Naturreservates Säliflue, vorbei an blühenden und aus treibenden Bäumen.

Entropie von Socken

Ein müder Blick in die Schublade offenbarte das ganze Desaster: es gab ein heilloses Durcheinander der Socken, weswegen die Gefahr akkut war, dass demnächst kein Paar mehr vorhanden sein würde, sondern nur noch einsame, verzweifelte Einzelschicksale, obwohl doch vorbestimmt ist, dass nur als Paar die Socke eine Zukunft aufweist.
Beim Sortieren, dass irgendwie nie enden wollte, da die Dinger einander doch sehr gleichen und aus Erziehung heraus das entsprechende Pendant gesucht werden wollte, schweiften die Gedanken zu Sysiphos, der wenigstens nur einen Stein den Berg hinauf rollen musste, mit der Vorstellung, als Strafe für verbale Ironie unendlich viele Socken ordnen zu müssen; ein ähnliches Phänomen ist der Kabelsalat der Elektrogeräte, der zwar entzwirnt wird, aber lustigerweise in ähnlicher Form nach wenigen Wochen wieder auftaucht.
Nun, bevor die Gedanken über Entropie und das Schicksal der Socken noch mehr sich verirrten, wurden die einsamen, Paar resistenten unter ihnen weg geworfen. Auch eine Lösung😊

Olten

Wer weiss was über Olten? Eigentlich wird dieser Ort mit der Eisenbahn assoziiert, «Eisenbahnknotenpunkt», «Eisenbahnerstadt». Ja, stimmt alles, mit Beginn der Industrialisierung und dem Ausbau der Bahnen gelangte die Stadt zu ihrer Berühmtheit als Schnittpunkt der Nord-Süd Achse Deutschland Italien und der Ost-West Achse Bodensee Genfersee. Mit der Bahn wuchs die Stadt und die sozialen Unterschiede, was sich vor über 100 Jahren in einem Landesstreik entlud.
Später erfuhr man, dass vor gut 50 Jahren die System kritischen Schriftsteller eine Gruppe Olten ins Leben riefen, um der damalig konservativen Stimmung im Land den Kampf anzusagen. Alles, was Rang und Namen hatte wie Dürrenmatt, Frisch, Bichsel, O. F. Walter, Federspiel u.a. schloss sich an.
Ansonsten würde noch ein Verwandter dort leben, den man seit Jahren nicht mehr gesehen hat.
Olten, wahrscheinlich schon vor 2000 Jahren besiedelt, gelangte erst im Mittelalter ans Tageslicht der Geschichte, als das Städtchen Untertan des Bistums Basel wurde. Nach ein paar verheerenden Bränden verlor Basel das Interesse und verkauft den Ort an Solothurn. Die Altstadt ist klein, aus ein paar Gassen bestehend, eingezwängt zwischen Fluss und Pfarrkirche, aber auf alle Fälle eine Bereicherung.

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Vor Stadt liegt der wichtige Juraübergang Untere Hauenstein, auf Grund seiner niedrigen Höhe von knapp 700 m.ü.M. schon seit langem als Handelsweg genutzt. Auch heute ist der Übergang zwischen Baselbiet und Mittelland immer noch viel befahren, obwohl im Nachbartal die Autobahn den Jura unterquert.

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Indemini

Am Ende der Schweiz liegt das Dorf Indemini; geografisch zu Italien gehörend, mit einer Strasse über den Passo di Neggia mit dem Rest der Kantons verbunden, leben nach Schätzungen ein Handvoll Einwohner auf knapp 1000 m.ü.M, in einem steilen, verwinkelten Dörfchen, mit einem kleinen Dorfladen, einer Postautohaltestelle, einem Restaurant, einem Gemeindezentrum und der Pfarrkirche mit dem Friedhof. Der Arzt kommt einen Nachmittag die Woche auf Visite, quält sich die Serpentinen reiche Strasse über den Pass hoch, um ein die paar Senioren zu begutachten. Deutsche und Deutschweizer leben hier oben, abgeschieden und ruhig, mit Blick auf Italien.

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Aus strategischen Gründen eroberten die Eidgenossen im 15. Jh. das Dörfchen und gaben es nicht mehr her. Erst seit gut 100 Jahren existiert die Strasse, vorher überquerten die Menschen den Passo di Santö Anna, um in das Dorf zu gelangen.

Lodrino

Dieser Teil des Kantons heisst Riviera, geprägt vom kanalisierten Fluss, der Eisenbahn, der Autobahn und der Industrieregion um Bellinzona. Entlang des Dammes, der Anfangs 20. Jh. abgeschlossen wurde, wandert es sich bequem den Auenwälder entlang, nur gestört vom Rauschen der Autobahn und Eisenbahn.

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Vor Lodrino tauchen im Wald Eisenplastiken auf, deren Herkunft nicht eruierbar waren. So bewacht ein grimmiger Ritter die Strasse, oder ein rotes Paar warten bei einem Tisch vielleicht auf die Bedienung.

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Lodrino auf der linke Flussseite gelegen ist nicht nur für River Rafting Freunde spannend; es gibt einen hübsche Kirche und die Grotti, in den Felsen geschlagene Häuser, die als Voratkammer dienten, da die Höhlen im Innern kühl sind. Eine grosse Erwerbsquelle bildet der Granitsteinbruch, dessen Abbrüche gut sichtbar sind.

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Muttenz

Unzählige Male fuhr man schon an diesem Ort vorbei und konnte sich nicht vorstellen, dass es ein Ort ist, der eigentlich ziemlich hübsch ist. Aus dem Eisenbahnfenster sieht man nur die rauchenden Schornsteine der chemischen Industrie, die unzähligen Geleise des Rangierbahnhofes, die drei spurige Autobahn, auf der der Transitverkehr nach Süden rollt. Unten am Fluss, versteckt durch den Naherholungswald liegt noch der grosse Flusshafen mit seinen Erdöltanks, den Frachtschiffen, den Zubringerstrassen für Lastwagen und Güterwaggons; eine hässliche Industriegegend.
Und dennoch, am Rande des Wartenbergs stehen die Häuser des Dorfes, hübsch renoviert, um die Wehrkirche St. Arbogast gruppiert. Oben auf dem Hügel liegen die Überreste der vorderen Wartenberg, gebaut vor gut 1000 Jahren um die Handelswege entlang des Rheins zu überwachen. Allerdings war sie bereits 300 Jahre später am zerfallen, da sie nicht mehr bewohnt wurde.

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Die Wanderung beginnt im St. Alban Quartier der Stadt Basel; in diesem Quartier im Osten der Stadt ist eine Teil der Stadtmauer und ein Stadttor noch erhalten; dank des St. Alban Baches waren im Mittelalter Gewerbe Betriebe wie Papiermühle oder Gerbereien angesiedelt. Vor den Toren erstreckt sich dann dieses Industriegebiet, das der Region Reichtum und Geld brachte, deren Anblick von Hügeln wie Wartenberg aber doch irgendwie beängstigend ist.

Das Paket

Im Briefkasten lag eine Abholaufforderung der örtlichen Post, adressiert an die Tochter, die ihren technischen Wohnsitz hierher verschoben hat ohne selber hier zu wohnen.
Der Zettel, auf dem die Sendungsnummer sichtbar war, wurde eingescannt und an den tatsächlichen Wohnort der Empfängerin gesandt.
Die Nachforschungen ergaben, dass es sich um das Paket handelt, das Anfang Dezember, gefüllt mit Schokolade und Gebäck, nach Italien als Motivationsschub geschickt worden war und jetzt, so 12 Wochen später den Rückweg zum Absender gefunden hat.
Eine genaue Sherlock Holmes Analyse brachte zu Tage, dass gut 6 Wochen nach dem Absenden die italienische Post tatsächlich mit dem Paket vor der Wohnungstüre der Tochter stand, die jedoch in diesem Moment abwesend war, weswegen der Postbote das corpus delicti wieder mit nahm, weil der besorgte Vater in der Schweiz das Paket hatte einschreiben lassen und es so nur gegen Unterschrift der Empfängerin hätte ausgehändigt werden können.
Da offenbar das System eines Abholzettel in jenem fatalen Augenblick dem Postboten nicht einfiel, beschloss die italienische Bürokratie, das Paket wegen Unzustellbarkeit wieder in die Schweiz zu schicken, was wiederum 6 Wochen in Anspruch nahm.

Die lebhafte Diskussion im Freundeskreis, was denn jetzt mit dem Inhalt gemacht werden sollte, führte zu verschiedenen Vorschlägen wie

  • an 2 mal Weihnachten schenken
  • sofort wieder zurück schicken, damit es in diesem Jahr pünktlich zu Weihnachten in Mailand eintrudelt
  • als humanitäre Hilfe für Osteuropa

Naja, da die Süssigkeiten noch frisch sind, werden sie wohl im Magen des Schreibenden verschwinden. 😊

Planeten

Irgendwie war der Hausberg der Stadt schon immer besiedelt worden; Kelten, Römer und Ritter bauten auf dem Bergrücken ihre Burgen oder Beobachtungsposten, eine sinnvolle Idee, da die Aussicht über den See in Richtung Zug und auch über das Limmattal fantastisch ist.
Erst vor gut 200 Jahren hob die Stadt die militärische Anlage auf und mit der Entwicklung der Eisenbahn und dem Aufkommen des Tourismus gärte die Idee, den Berg zu erschliessen. Realisiert wurde eine Dampfeisenbahn, die 1875 ihren Betrieb aufnahm. Heute zählt der Gipfel zu den beliebtesten Ausflugzielen der Städter; gerade im Winter lockt die Sonne und kulinarische Genüsse das Publikum in Scharen an, das die Aussicht geniessend sich mit Hunde, Kinder, Eltern und Freunde herum schlägt.

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Später wurde ein Planetenweg gebaut, dessen Ausgangspunkt der Üetliberg ist und nach ein paar Kilometern mit dem Planet Pluto bei der Felsenegg endet.
Leider wurden ein paar Planeten geklaut, u. a. die Erde, was beim Betrachten der leeren Stelle eine gewisse Ratlosigkeit hinterlässt.

Schnitzel

Es tönte viel versprechend, was in der Mensa auf der Menu Tafel stand: «Schnitzel mit Kartoffelsalat», etwas, was man Kilo weise essen könnte.
«Ich nehme Schnitzel mit Kartoffelsalat»
«Haben Sie gesehen, wir haben vegane Woche im Januar, das Schnitzel ist vegan»
«Echt? Vegan? Sie meinen, so aus diesem Pilzzeugs da?»
«Nein, es ist aus Soja»
Entsetzt wurde die Theke gewechselt und die Lachstranche ausgewählt.
Wie kann man ein veganes Schnitzel nur Schnitzel nennen?🤔