Take 5

«Ihr wollt doch Musik machen!» Felix sagte das etwas ironisch und amüsiert, nachdem die Band auch den 4. Take versifft hatte. Ja, der Tag lief gut, 3 Songs waren im Kasten und es blieb noch Zeit, etwas aufzunehmen, quasi ein Bonustrack, der gar nicht im Fokus stand. Klar, das Lied ist im Repetoir der Band, aber für die Studioaufnahmen wurde er nicht speziell eingeübt, da die Zeit zu knapp bemessen war.
Etwas ratlos stand die Truppe im Aufnahmeraum, dieses karibische Laidback Feeling wollte nicht so richtig zünden, vielleicht fehlte einfach die Ambiente von Hängematte, türkisblauem Meer und des Geruchs nach Gras. Sie probierten es nochmal, Take 5 und «it’s Allright», besser gehr heute einfach nicht.
Das Vorgehen war eigentlich immer gleich: die erste Aufnahme war eine Rohaufnahme des Songs, und falls diese ok war, wurde der Gesang darüber geklebt. Danach wurde zur Gesangsspur nochmals das Grundgerüst eingespielt, bevor Overdubs hinzugefügt würde. So bastelte man an einem Lied vielleicht 90 Minuten, bis die gröbsten Schnitzer weg waren.
Felix, der Besitzer und Tonmeister führte die Gruppe unaufgeregt durch die Tücken der Technik, korrigierte rhythmische Unschönheiten, bot Kaffee an, erzählte Anekdoten aus seinem Musikerleben, derweil die Band auf den Sofas rumlümmelte und mit der Gastsängerin Unsinn machte. Sie sang sehr gut, so dass bei einem Lied auf Backingvocals verzichtet wurde; es wäre schade um den Song gewesen, wenn ein rauchige Stimme da noch rein gewerkelt hätte.

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Die 2 Tage vergingen sehr schnell, 7 Eingenkompositionen waren verewigt und können auf die Welt losgelassen werden, für alle eine neue Erfahrung, und dank der doch guten Vorbereitungs ein gelungener Event.

Albicin und anderes

Gegenüber der Alhambra zieht sich das Quartier Albicin den Hügel hinauf, das älteste Quartier der Stadt, immer noch erhalten und inzwischen unter Denkmalschutz gestellt. Die maurischen, zweistöckigen, weiss gekalkten Häuser sind hübsch restauriert und liegen verträumt in der prallen, heissen Nachmittagssonne. Um diese Tageszeit quälen sich nur wenige Touristen durch die engen Gassen.
Rund um die Kathedrale erstreckt sich das Quartier el centro, ein Fussgänger freundlicher Ort mit Restaurants, Läden, kleinen Parks, Teilen der Universität und eben der Kathedrale.

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Diese wurde nach der Eroberung an der Stelle der grossen Moschee erbaut, der Bau dauerte über 100 Jahre und das Renaissancegebäude wurde anfangs des 18. Jh. für vollendet erklärt, zu einer Zeit, als überall Barockanlagen gebaut wurde. Geld spielte keine Rolle, da die spanischen Königen eine Zeitlang liebäugelten, die Stadt zur Residenzstadt zu machen; also musste das Beste erbaut und erstellt werden.
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Alhambra

Was soll man über dieses Weltwunder schreiben, was noch nicht geschrieben wurde? Nichts.

Yo soy un orbe de agua que se muestra a las criaturas diáfano y transparente
una gran Océano cuyas riberas son labores selectas de mármol escogido
y cuyas aguas, en forma de perlas, corren sobre un inmenso hielo primorosamente labrado.
Me llega a inundar el agua, pero yo, de tiempo en tiempo,
voy desprendiéndome del transparente velo con que me cubre.
Entonces yo y aquella parte del agua que se desprende desde los bordes de la fuente,
aparecemos como un trozo de hielo, del cual parte se liquida y parte no se liquida.
Pero, cuando mana con mucha abundancia, somos sólo comparables a un cielo tachonado de estrellas.
Yo también soy una concha y la reunión de las perlas son las gotas,
semejantes a las joyas de la diestra mano que un artífice colocó
en la corona de Ibn Nasr del que, con solicitud, prodigó para mí los tesoros de su erario.
Viva con doble felicidad que hasta el día el solicito varón de la estirpe de Galib,
de los hijos de la prosperidad, de los venturosos,
estrellas resplandecientes de la bondad, mansión deliciosa de la nobleza.
De los hijos de la cabila de los Jazray, de aquellos que proclamaron la verdad y ampararon al Profeta.
El ha sido nuevo Sa’d que, con sus amonestaciones, ha disipado y convertido en luz todas las tinieblas
y constituyendo a las comarcas en una paz estable ha hecho prosperar a sus vasallos.
Puso la elevación del trono en garantía de seguridad a la religión y a los creyentes.
Y a mí me ha concedido el más alto grado de belleza, causando mi forma admiración a los sabios.
Pues nunca se ha visto cosa mayor que yo, en Oriente ni en Occidente
ni en ningún tiempo alcanzó cosa semejante a mí,
rey alguno, en el extranjero ni en la Arabia.

Ibn Zamrak (1333-1393)

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Heuschrecken

Zu hunderten fielen sie über die Stadt her, die meiste trugen ein blaues oder oranges T Shirt; singend zogen sie durch die Strassen oder liessen sich als Schwarm vor den Pubs oder Fastfood Restaurants nieder. Woher sie kamen und was sie waren, war lange unklar, die meisten sprachen englisch, einige auch spanisch, vierschrötige Typen mit Hang zum Bierbauch. Welcher Kontrast zu den durchtrainierten, schwarz gekleideten Guardia Civiles, die sie dezent begleiteten.
Es waren schottische Fussballfans, die offenbar in der Stadt gestrandet waren, 200 km weit weg von der Provinzhauptstadt, in der das Endspiel gegen die Deutschen statt finden würde.
Hunderttausend sollen gekommen sein, ganz Südspanien konnte ihre Gesänge anhören, unermüdlich, gestärkt durch Cervezas, frohgemut.
Das Spiel ging im Elfmeterschiessen gegen die Deutschen verloren.

Parks und Strassen

Am Morgen sind Strassen des Zentrums Menschen leer und die weniger schöne Seite der Innenstadt wird sichtbar. Die städtische Reinigung spült die Gassen und Gehsteige vom Unrat, Arbeiter sammeln die Abfälle auf. Am Mittag, wenn sich die Strassen, Bars, Restaurants mit den lärmigen Touristen zu füllen beginnen, sieht man weniger, dass es nur wenige Quartierläden gibt, alles ist dieser Fress- und Kommerzkultur unter geordnet. Tapfer harren die steinernen Zeitzeugen den Touristenströmen, die sich durch die Innenstadt wälzen.
Hat man genug, bietet der Malaga Park Schatten und Abwechslung; auch wenn er durch Strassen eingezwängt ist, ist er ein Ort der Ruhe, des Autolärms wegen nicht unbedingt ein Ort der Stille.
Oder unweit des Hafens beginnt der Sandstrand, aufs Meer hinausstarrend und wartend, ob den das Schiff kommen würde.

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Die Stadt zählt aktuell etwa 570000 Einwohner, ist ein bedeutender Tourismus Hotspot in Spanien, etwas weniger mondän als Barcelona, aber nur knapp weniger. Sie ist gut erschlossen und Mittelpunkt der Urlaubsregion Costa del Sol, deren von der Regierung gesteuerte Vermarktung in den 60 -iger begann und auch heute noch richtig boomt.

Museen und Kirchen

Die Stadt bietet viele spannende und weniger spannende Museen an; die meisten streben nach dem Museum, das einem berühmten Bürger gewidmet ist: Pablo Picasso. Im Gebäude werden nicht unbedingt die bekanntesten Werke gezeigt, es sind Arbeiten, die die verschieden Schaffensperioden des Malers zeigen.

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Die Entstehungsgeschichte der Center Pompidou geht auf der französische Anspruch zurück, einen Gegenpol zu den amerikanischen Museen zu schaffen und dort Kunst und Kultur des 20. Jh. zu vermitteln.
Es war klar, das das erste in Paris eröffnet wurde, nämlich 1977.
In Malaga wurde 2015 eine Aussenstelle eröffnet, das erste ausserhalb Frankreichs.
Charakteristisch ist der farbigen Glaskubus am Hafen, entworfen von den Architekten Malavé und Pérez de la Fuente. Aktuell sind zum Thema tiempo proprio verschiedene Installationen vorhanden, die die Flucht aus dem Alltag darstellen.
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Das interessantes und schönste ist das Malaga Museum; das fünft grösste Museum des Landes ist im historischen Palacio de la Aduana beheimatet und ist eigentlich zwei geteilt: im obersten Stockwerk sind archäologische Fundstücke der verschiedenen Zeitepochen ausgestellt, von der Steinzeit bis zur Reconquista der Stadt, so Relikte u. a. der Phönizier, Gründer der Stadt, den Römern, Westgoten, Mauern und Kastilien.
Das erste Stockwerk ist der Malerei vorenthalten, ein Streifzug durch die verschiedenen Stile der einheimischen Künstler im Verlaufe der Zeit. Viele impressionistische Bilder sind zu sehen und ein hoch interessanter Künstler, bei dem offenbar Picasso eine Menge gelernt hat: José Moreno Villa.
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Phil Frost, ein amerikanischer Gegenwartskünstler, zeigt ein Teil seiner Werke im CAC, dem Museum für moderne Kunst. Der schlichte, schnörkellose Bau ist etwas ausserhalb des Zentrums, am Ufer des fast nicht sichtbaren Flusses Guadalmedina.
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Etwas interaktives bietet das Museum MIMMA, mitten in der Altstadt in einem hübschen Haus unter gebracht; es werden Musikinstrumente aus aller Welt ausgestellt, der Schwerpunkt liegt auf Pianos. In verschiedenen Übungsecken dürfen sich die Besucher an Trommeln oder Ukulelen austoben, vorallem für Kinder toll.
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Last but not least sei das nette, kleine Weinmuseum erwähnt, wo die Kulturgeschichte, die verschiedenen Weinregionen und – sorten der Provinz den sehr vereinzelten Touristen näher gebracht werden. Am Ende wartet eine Degustation quasi als Belohnung und Werbung.
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Was wäre eine spanische Stadt ohne seine Kathedrale, ein nichts, ein Haus ohne Seele. Diese Renaissanceungetüm in der Nähe des Meeres erschlägt mit seiner Wuchtigkeit die Gebäude seiner Umgebung, bei heissen Temperaturen immer empfehlenswert.
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Steine

Die Stadt ist gesäumt mit alten Mauern, jede der Zivilisationen bemühte sich, ihre Monumente zu erbauen, Relikte einer vergangenen Zeit.
Das Amphitheatern entstand wohl vor über 2000 Jahren zur Belustigung der Bewohner; Malaga war fast 600 Jahre lang ein bedeutender römischer Handelsplatz, ehe sie von Westgoten und anderen erobert wurde.

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Später mit den Arabern tauchte ein neuer Baustil auf: das Anlegen von Gärten. Ein Beispiel ist die Alcazaba, ein Gartenanlage auf dem Hügel oberhalb des Amphitheaters.

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Auf dem 135 m.ü.M. gelegenen Felsen des Leuchtturm liess ein Emir die riesige Festungsanlage Castillo de Gibralfaro errichten, ein Mahnmal maurischer Dominanz, mit fantastischem Blick über Hafen und Stadt; es bewährte sich 400 Jahre lange, ehe die Kastiller es erobern konnte.

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Timbuktu

Das Wort lag auf der Zunge, doch es wollte nicht über die Lippen rutschen. Manche halten das Vergessen für eine Gnade, die unbewusste Fähigkeit, Erinnerungen zu löschen, aus dem Gedächtnis zu streichen, zu verdrängen, wie auch immer.
Ganze Heerscharen von Wissenschaftlern untersuchen dieses Phänomen, es werden Theorien gesucht, formuliert, postuliert und ausprobiert.
Passend dazu das Bonmot von Schopenhauer: «Unser Gedächtnis gleicht einem Siebe, dessen Löcher, anfangs klein, wenig durchfallen lassen, jedoch immer größer werden und endlich so groß, daß das Hineingeworfene fast alles durchfällt.»
Der Antagonist ist übrigens Erinnern; Erinnern an Bilder, Episoden, Geschichten und eben an Worte und Wörter.
Stadt am Niger

Buckten

Vor Sissach setzte der Regen ein, ein typischer Nieselregen, der die Landschaft in Grautöne erstarren liess. Noch etwas mehr als drei Stunden würde die Wanderung dauern, entlang des Homburgerbaches in Richtung Hauenstein, vorbei an den kleinen Dörfern des Läufelfingertales, eine abgeschiedene, ländliche Welt zwischen Strasse und Eisenbahn. Die Eisenbahnstrecke war damals vormehr als 150 Jahren ein Meilenstein für das Land, verband sie doch die Region Basel mit dem Rest des Landes; später wurde im Nachbartal eine zweite, doppelspurige Strecke eröffnet, die effizienter und leistungsfähiger ist, weswegen die Gegend an Bedeutung verlor und sogar die Einstellung der Eisenbahnstrecke drohte, was aber von der Bevölkerung vehement abgelehnt wurde. So tuckert alle Stunde ein Triebwagen das Tal rauf und runter, verschwindet im Tunnel Richtung Olten, vermittelt doch ein bisschen das Gefühl, noch Anschluss an die Welt zu besitzen.

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Langsam kroch die Feuchtigkeit durch die Kleider, der Weg über die Hügel, vorbei an der Burgruine Homburg würde zu ungemütlich werden, die Strasse vorbei an Buckten ist schneller, weniger hübsch, lärmiger, was aber bei diesem Aprilwetter doch egal war.

Letzte Etappe

Es war die letzte Etappe, die letzte Runde, oder wie er es nannte, die letzten 20 cm. Er tönte gut am Telefon, wieder optimistischer, kein Vergleich wie vor 2 Wochen, als er deprimiert im Rollstuhl sass und mit dem Gedanken an Selbstmord spielte. Der Krebs war wieder zurück gekehrt, und das Geschwulst drückte auf die Oberschenkelnerven, was zu den Lähmungserscheinungen geführt hatte.
Auch nach der Entfernung des Lymphoms machten ihm die Ärzte wenig Hoffnung, es gäbe momentan keine Behandlung mehr. Umso glücklicher muss er gewesen sein, als sie ihm dennoch eine weitere Chemotherapie anboten, die er auch dankend annahm.
Er müsse halt mit dem Krebs leben, der würde nicht mehr weg gehen. Auch die Physiotherapeutin machte ihm Hoffnung mit dem Bild, sich wieder ohne Rollstuhl fort bewegen zu können.
Aber eben, die letzte Etappe war angebrochen.