Feinmechaniker

Da fummelten die beiden mit den kleinen Instrumenten im Mund herum; derweil er mit einer kleinen Pinzette den überschüssigen Zement weg kratzte, versuchte die Assistentin mit dem Absaugschlauch das Wasser abzuführen, das sich immer wieder in der Mundhöhle sammelte.
«Jetzt kann es ein bisschen Weh machen, aber nachher gibt noch Bier. Oder willst du eine Spritze und nachher kein Bier?»
Auch so eine Geschichte, die sich so eingespielt hatte; die Termine wurden immer auf Randzeiten gelegt, damit nachher in der Kellerbar der Praxis noch bei Bier und Qualm über Gott und die Welt gelabbert werden konnte; es waren die üblichen privaten Themen wie Kinder, Familie, Lebenspläne usw.
«Schon ok, werde es überleben.»
Da lag der neue Zahn auf dem Tisch und wartete darauf, in den Mund einbetoniert zu werden; die beiden waren ein eingespieltes Team, so dass in kurzer Zeit ihr Werk vollendet war. Wirklich gute Arbeit dieser beiden Feinmechaniker.
Später zu Hause wurde fest gestellt, dass das Buch im Wartezimmer liegen gelassen wurde; hm, da hat wohl beim Verlassen der verrauchten Praxis zur späten Stunde etwas das Erinnerungsvermögen gelitten.

Parklandschaften

Parklandschaft würde wohl am besten diese Gegend am Untersee bezeichnen, weitläufige Riet- und Feuchtwiesen, Flachmoore, durchsetzt mit Weiden, Birken, Erlen, ein Paradies für Vögel und Amphibien. Viele dieser Biotope stehen unter Naturschutz, erzählen mit Schautafeln, was den da so kreucht und fleucht.
Vorbei an verlassenen Badeanstalten, Fischerdörfern, Schlossanlagen, Wanderer, Bikers, von denen viele mit Batterien ein bischen schummeln, entlang des immer schmaler werdenden Sees.

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Früher lebten die Leute vom Fischfang, doch seit das Wasser sauberer und klarer wurde, gingen die Bestände zurück; der wichtigste Zweig bildet wohl der Tourismus, in Mitten der hübschen Riegelhäuser, deren Muster irgend eine Bedeutung aufweisen, sind Hotels und Restaurants entstanden, die leider aktuell geschlossen sind. Wie aus Ausgrabungen bekannt siedelten schon lange die Menschen in dieser Gegend, bauten in den Mündungsdeltas der Bäche ihre Häuser auf Pfählen, geschützt vor wilden Tieren und herumstreunenden Banden.
Steckborn erhielt irgendwann vor 1000 Jahren das Stadtrecht, womit sie politisch eigenständig wurde, Märkte, Mauern und Türme bauen durfte. Im Gegensatz zu andernen Städten wie Konstanz, Stein am Rhein oder Schaffhausen blieb die Stadt klein und überschaubar, vielleicht auch, weil es hier keine Brücke oder Übergang gab und sie so für Handelsrouten unattraktiv blieb.

Vom Kloster zum Turm

Gegründet wurde das Kloster im 9. Jh von Benediktiner Mönchen, die wie viele andere Ordensgemeinschaften die verwaisten Landstriche zu kultivieren und bebauen begannen. Die Lage auf der Rheininsel bei Rheinau erschien ideal und das Kloster gedieh prächtig, bis es nach den napoleonischen Kriegen dem Kanton Zürich zugeschlagen wurde, der es vor gut 150 Jahren schloss und in eine psychiatrische Heilanstalt umwandelte.
Heute wird das Areal vielfältig anders genutzt, als Musikschule, Meditations Zentrum, Weinkellerei, Museum oder Gastrobetrieb.

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Beim Schlendern durch die Buchenwäldern und entlang der Trockenhänge des Rheins wird wieder einmal vor Augen geführt, was alles schon vergessen wurde wie das Herausfinden an Hand des Gesanges, welcher Vogel denn da so vor sich hin singt , wie denn die einheimischen Gehölze so heissen, ganz zu Schweigen von diesen unzähligen Insektengattungen, Zeugs, das mal für die Ausbildung geprüft wurde und offenbar im Verlaufe der Zeit im Nirwana des Gedächtnisses verschwunden ist, was wiederum an diese langen nächtlichen WG Diskussionen mit Doc und Baumi erinnert, Gespräche und Streitereien über Themen wie die Gnade des Vergessens, wobei gerade hier nie klar wurde, ob das Wissen oder die Erinnerungen wirklich weg sind oder in einen Dauerschlaf geschickt wurden; je nach Fachrichtung argumentiert der Mediziner und Psyochologe anders, irgendwie hatten beide Recht. obwohl sie es sich gegenseitig nie eingestanden hätten.
Glücklicherweise wurde der Rheinfall noch als solchen erkannt, was für die eigene Gedächtnisleistung doch Hoffnung gibt. Das hübsche Schloss Laufen, seit gut 80 Jahren im Besitz des Kantons Zürich, böte den fantastischen Ausblick auf den Wasserfall, war aber auf Grund der aktuellen Pandemie geschlossen.
Ein weiteres Wahrzeichen des Rheins ist diese Festungsanalge der Stadt Schaffhausen, gebaut vor gut 450 Jahren und Munot genannt wird; die Stadt selbst ist keine ehemalige römische Siedlung, sondern wurde vor gut 1000 Jahren auf Grund ihrer günstige Lage gegründet. Reich wurde sie wegen Handel, da die Lasten der Schiffe auf Wagen geladen werden mussten und der Fluss an dieser Stelle ziemlich seicht ist. Bemerkenswert an der Stadt sind die vielen Erker und Wandmalereien.

Udon Nudeln

Der Laden war zwar geöffnet, aber links und rechts schränkten 2 Einkaufswagen den Einlass ein; in der Mitte stand ein Tischchen mit dem obligaten Handdesinfektionsmittel und ein Schild mit einem Mundschutz tragenden Gesicht und ein paar chinesischen Schriftzeichen.
«Ist der Laden geschlossen?»
Nein, nein, aber ich könne nur mit Mundschutz herein kommen.
«Hm, das ist blöde, ich habe gar keinen.»
Was ich den brauche. Der Angestellte selber trug so einen giftgrünen Mundschutz.
«Ja, japanische Reisnudeln, etwas so dick. »
Japanische Reisnudeln?
«Ja, japanische Reisnudeln, ich glaube, sie heissen auch Udon Nudeln.»
Die Verkäuferin an der Kasse hatte zugehört und sagte dem Angestellten irgend etwas auf chinesisch.
Ah, alles klar. Ob ich sonst noch etwas brauche.
«Haben Sie Lotus Wurzeln?»
«Also gut, zweimal Udon Nudeln und Lotus»
Eigentlich sollte da noch Koriander gekauft werden, aber es war wohl besser, etwas bescheiden zu bleiben.
Ob ich bar bezahle, fragte die Verkäuferin.
«Ja, ich kann auch mit der Karte bezahlen.»
Little China in Zürich, sind sie einfach übervorsichtig oder ist der Kunde zu fahrläsig?

Clips in Zeiten von Corona

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Renaturierungen und ein Kühlturm

Der Kanton hat viel Energie und Mühe investiert, entlang des Flusses Nassbiotope wieder zu renaturieren oder neu zu erstellen. Sehr spannend ist das Naturschutzgebiet Auen Rietheim, ein Projekt von Pro Natura Aargau, wo in den Jahren 2014/15 ein verschütteter Seitenarms des Rheins wieder ausgebaggert und das Gebiet von einer Landwirtschaftszone zur ursprünglichen Auenlandschaft zurück verwandelt wurde. Mit viel Geduld könnte man Biber entdecken, leider waren nur ihre Bauarbeiten sprich abgenagte Bäume sichtbar. Lustig ist auch die künstliche Sanddüne, erbaut als Nistkolonie für die Uferschwalben, von denen ein Schwarm sie schon in Beschlag genommen hat. Siehe auch Renaturierung von Auenlandschaften
Auch hier sind alle 2 bis 3 Kilometer noch Bunker Anlagen anzutreffen, aber es gibt zusätzlich noch Ruinen von römischen Wachtürmen, erbaut vor knapp 1500 Jahren, als der Rhein die Nordgrenze des Imperiums bildete.

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Jenseits der Aareeinmündung wird der Wanderweg etwas trostloser, da die Felder und Äcker bis zum Fluss reichen und wenig Platz für Wälder und Auen übrig geblieben sind. Highlights sind die Fischtreppe bei Flusskraftwerk Leibstadt, erbaut 2009 mit Ziel, Lachs, Seeforelle und anderen Fischen wieder die Möglichkeit zu geben, zu ihren Laichplätzen zu wandern,

das KKW Leibstadt erbaut 1984 erzeugt einen Sechstel der Elektiziät in der Schweiz, womit bei einer Abschaltung unsere Tablet und Smartphone Junkies ein echtes Problem bekämen, sowie das Waldgebiet Etzgerhalde, ein lichter Laubwaldhügel, wo das Hämmern des Schwarzspechtes weit herum höhrbar ist.
In der Routen Beschreibung steht u.a. Kondition schwer, tja das stimmt leider.

Zwischen Wein und Tee

Auf dem Tisch standen nur noch die Weinflasche und die japanische Teekanne, das Essen war bereits weg getragen; wie immer würde sie den Rest in ihr Tupperware packen und mitnehmen, ein Ritual, das sich eingeschliffen hatte, was ja auch bedeutete, das er doppelte Portionen kochte, in der unbegründeten Sorge, sie würde in ihrer WG verhungern.
Er war anfangs überrascht, dass sie seit geraumer Zeit nur noch Grüntee trank, zumal sie in ihrer Jugend keinem Glas aus dem Weg gegangen und des öfters etwas angeschlagen war, muss wahrscheinlich vererbt sein, zumal diese Nichten und Neffen auch gerne bei Wein und Bier herum hingen.
Derweil im Hintergrund die Stones Songs von Voodoo Lounge zum Besten gaben, drehte sich die Diskussion um Literatur, Autoren und Bücher. Wiederum war er überrascht, wieviel Bücher der Junior schon gelesen hatte, was andererseits nicht so erstaunlich ist, da sie auf ihren Reisen immer irgend welche dicken Bücher mitschleppt, von denen einige nicht unbedingt seinem Lesegeschmack entsprachen.
Irgendwo zwischen Schnitzler, Wedekind, Horvath und Walser begann der Wein diese schläfrig Wohligket in seinem Körper zu verbreiten; es war Zeit, sie auf den Bus zu begleiten und noch die Wohnung aufzuräumen.

Von Bunker zu Bunker

Die Wanderung dem Rhein entlang führt vorbei an lichten, blühenden Au-und Buchenwäldern, erfüllt mit dem Gesang ihrer Bewohner, Flusskraftwerken, Bächen und Rinnsalen, die ihren Weg zum Fluss suchen, Tümpeln mit Frosch- und Krötengequacke, Städtchen und geschlossenen Grenzen, vereinzelten Motorbooten und Hobbyfischern. Kunstobjekten, Schautafeln mit Gedichten und Phrasen von Gottfried Keller, der zwar als Nationaldichter gepriesen wird, aber vielleicht besser im Keller der Geschichte vergraben werden sollte.

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Alle 2 bis 3 Kilometer ragt ein Bunker ins Wasser, Zeuge einer Zeit, wo Misstrauen und Angst Europa beherrschte, im Glauben gebaut, dass diese Anlagen eine heile Welt schützen müsse und würde. Trotz der verrammelten Grenzübertritten nützen alle Abwehranlagen wenig, wenn die neue Bedrohung nur gerade mal unter dem Elektronenmikroskop sichtbar ist.