Schindlergut

Irgendwie ähneln sich die Geschichten der Parks in der Stadt; so liess die Tochter des Seidenfabrikanten und Eisenbahnpioniers Escher am rechten Limmat Ufer eine Villa mit grosszüger Parkanlage erbauen; damals gehörte die Parzelle der Gemeinde Unterstrass, die erst 1893 in die Stadt eingemeindet wurde. Über 100 jahre später gelangte das Areal in Besitz des Kantons, bzw. der Stadt, die das Gelände anders nutzen wollte, was jedoch in einer Volksabstimmung unterrsagt wurde.

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Nach der Umgestaltung des Parks vor 30 Jahren beherbergt er heute Liegewiesen, Spielplätze, Ruhebänke, Grillstellen, schattige Baumgruppen und das Gemeinschaftszentrum fürs Quartier; in der ehemaligen Fabrikantenvilla residiert aktuell das Rote Kreuz des Kantons Zürich. Die Lage ist idyllische, nicht überbevölkert; gegen den Fluss hin macht sich leider aber doch die innerstädtische Autobahn zum Milchbucktunnel bemerkbar.

Prinz

Es tat richtig gut, diesen «Zwetschgenschnaps» runterzukippen, ein kleiner Aufwärmer an diesem nasskalten Frühlingstag; das Aroma ist exzellent, weswegen die Etikette einer genaueren Prüfung unterzogen werden musste: Marillen Schnaps aus Österreich, ein süffiges Getränk, das da der Hausherr sich angelacht hat und jeweils direkt aus dem Vorarlberg holen geht.  So nach dem zweiten Glas begann die Wärme in die klammen Knochen und Zunge zu strömen und die aufgetauten Lebensgeister widmeten sich dem Hauptzweck der Einladung, den selbst gemachten Würsten und Burgern des Gastgebers, dem Smalltalk mit den weiteren Gästen, dem Blick auf den grossen Flachbildschirm mit irgend so einem Snookerwettkampf, im Hintergrund dröhnte eine Metalband aus den Lautsprechern, draussen im Garten dampfte der Grill vor sich hin, aus dem Kühlschrank wurde Biere gereicht, die Azubis zogen es vor, sich mit Mineral und Cola zufrieden zu geben, die lauten Plappermäuler kauten auf den bekannten Themen herum, die leiseren starrten auf ihre Handies, wohl in der Hoffnung, das von dort eine Botschaft erscheinen würde. Irgendwann tauchte noch ein Nachbar auf und erzählte Geschichten von und über Schottland, womit eine Brücke zum Thema Whiskey und anderen Alkoholikas gelegt worden war.
Nur die Kälte wollte nicht so richtig weichen, schade für die Mühen. Und ja, auch Vegetarier dürfen manchmal Ausnahmen machen.

Gegenwartskunst

Wie kann man sie verstehen, wenn die Gegenwart schon so kompliziert ist?

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Pfannenstielweg

Ein hübsches Naherholungsgebiet vor den Toren der Stadt ist der Pfannenstiel, ein Hügelzug entstanden im Tertiär und etwas zurecht geformt in der letzten Eiszeit durch den Linthgletscher.
Das Gebiet ist gut erreichbar und von Wald- und Wanderwegen durchsiebt, genutzt von Forstwirtschaft, Spaziergängern, Reitern und offenbar sadistisch angehauchten Mountainbikern, die sich zuerst die gut 400 Höhenmeter hoch quälen, bevor sie das Panorama auf dem Aussichtsturm geniessen können, falls überhaupt.

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Der Aussichtsturm steht erst seit 30 Jahren dort oben; früher tat er als Übertragungsturm für Fernmeldesignale auf dem Bachtel seinen Dienst, bevor er abgebaut und eben quasi in der Nachbarschaft wieder hingestellt wurde. Die Aussicht wäre noch hübscher, wenn das windige Wetter nicht etwas die Stimmung getrübt hätte.

Küttigen

Eigentlich wäre oben auf der Passhöhe Schluss gewesen; aber da der Bus erst später kommen würde und die Wanderung nicht so hart war (pan comida wie die Spanier zu sagen pflegen), wurde noch das Stück ins Tal, runter nach Küttigen in Angriff genommen. Das Dorf ist eine Vorort Gemeinde von Aarau, an den Hügelausläufern gelegen und eigentlich nicht der Rede wert.

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Obwohl die Bise wehte, waren doch Wanderer und Mountenbikers unterweges, vorbei an der Linde von Linn, die gemäss Schautafel 800 Jahre alt ist, mehrmals vom Blitz getroffen wurde und immer noch erhaben über der Hügellandschaft thront. Der Vorfrühling lässt vorallem Bärlauch aus dem Boden spriessen, ein Zeichen für den Kalkgehalt des Untergrundes und ein Wink mit dem Zaunpfahl für die Pesto Rezepte mit diesem Kraut.

Living with Art

So heisst die Spezialaustellung im Kunstmuseum Winterthur; eigentlich sind es Installationen im Neubau, der sich auf Grund des Betonbodens und der weiss gekalkten Wände ideal dafür eignet; die Stücke wurden von einem holländischen Sammlerpaar ausgeliehen und in house arrangiert.

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Das Museum verdankt seine grossartige Sammlung dem Industriellen Oskar Reinhart, dessen interessantesten Stücke zwar im Oskar Reinhart Museum ausgestellt werden, die Sammlung hier ist jedoch sicher ein Besuch wert. Der aktuelle Schwerpunkt ist die Landschafts- und Portraitmalerei im 19. Jh. sowie Vertreter der Schweizer Malerei in dieser Epoche; Beispiele sind Hodler, Valloton, Anker, Böcklin, Giacometti und andere. Von den Stars sind Bilder von Monet, Picasso, van Gogh, Magritte, Ernst und anderen aufgehängt.

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Die beiden Gebäude mit ihren hohen Räumen wirken nicht überladen; Plastiken und Mobiliar brechen die strenge Struktur der Sääle.

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Die Schuhverkäuferin

Es liess sich nicht mehr aufschieben; die warme Jahreszeit steht vor der Türe, und die Turnschuhe waren schon jenseits von Gut und Böse, kaputte Sohlen, löcheriges Futteral, ausgelatscht. So blieb nur der Gang ins Schuhgeschäft, um ein neues Paar zu erwerben, eine Aufgabe, die den meisten Angehörigen der Männerwelt etwas zuwider ist. Wenigstens die Farbvorstellung war klar: es sollten schwarze Schuhe sein, da Weiss doch etwas Schmutz anfällig ist.
Wie so üblich wird der willigte Käufer erschlagen von der Vielfalt an Modellen, Stilen und Preisvorstellungen, womit das männliche Dilemma voll zu Tage kam: wo findet sich auf die Schnelle der gesuchte, nützliche Artikel, ohne dass es den letzten Nerv kostet? So wird durch die Gestelle geschlendert, nach schwarzen Schuhen Ausschau gehalten, Preise verglichen, Anproben durch geführt, bis am Schluss eines doch ausgewählt wurde, mehr aus funktionaler Überzeugung als aus Begeisterung.
«Venice» nennt sich die Marke, muss wohl italienisch sein, obwohl kein «made in Italy» Kleber zu finden war.
Ob ich die Schuhe versiegeln lassen wolle, fragte die Schuhverkäuferin. Was das genau sei, konnte sie nicht genau sagen, weswegen die Schuhe halt versiegelt wurden. Woher denn die Schuhe stammen würden, wurde sie gefragt. Sie suchte auf dem Deckel der Schachtel, der Innenseite der Schuhe und wurde auch nicht fündig. Es war ja auch egal, ob die «Venice» Schuhe wirklich aus Venedig kommen oder nicht; Pflicht erfüllt und der Sommer kann kommen.