RE 44 ist der Regio Express zwischen Andermatt und Göschenen. Express? Es gibt wirklich nur diese beiden Bahnhöfe und dazwischen die unwegsame Schlucht, durch die sich der Fluss nach Norden quält.
X mas
Die Sonne schien zwar, aber es war frostig; dennoch sassen 2 Jugendliche unten am See und hörten honky tonk women von den Stones, was dem Spaziergänger ein Schmunzeln entlockte, da der obligate Grasgeruch auch nicht fehlte. Happy X mas.
arbor felix
Und wieder einmal haben die Römer die Finger im Spiel, auch wenn es nur um den Namen geht; besiedelt wurde dieser idyllische Flecken am Bodensee schon lange: Pfalhbauer, Kelten, Römer usw, usw. Auf Grund einer Erwähnung des Namens arbor felix wurde die sich entwickelnde Kleinstadt halt Arbon genannt, was zwar hübsch tönt, aber irgendwie sinnfremd erscheint, heisst doch arbor felix der glückliche Baum; vielleicht hätte der unbekannte Schreiber auf Grund der Lieblichkeit der Lage besser homo felix (glücklicher Mensch) schreiben sollen.
Schnee in der Luft
Vom Westen drückten bereits die ersten grauen Wolken Richtung See; es war typisch für diese Jahreszeit, in der die kalten Polarwinde ins Innere des Kontinents geblasen werden und mit der Feuchtigkeit für Kälte und Schnee sorgen. .
Die Gegend der Kleinstadt mit ihren Hügeln war seit mindestens 3000 Jahren Siedlungsgebiet; im Mittelalter wurde das Stadtrecht vergeben, verbunden mit einer gewissen Freiheit und dem Drang nach Expansion; diese Selbständigkeit währte aber nur gut 250 Jahre, bis im Mitte des 15. Jh. die grössere Stadt Luzern im Zuge seiner Eroberungspolitik sich die Kleinstadt mitsamt der umliegenden Landschaft einverleibte
Der Stadtkern ist gut erhalten und an warmen Jahreszeiten ein Besuch wert; Winter ist schon etwas kühl.
on y va
Brav standen die Leute in der markierten Zone Schlange und warteten, bis ihnen Einlass gewährt wurde, um in den Mode-, Seife-, Souvenier- und Schmuckgeschäften die noch notwendigen Geschenke zu kaufen. Obwohl mit Schutzmaske versehen, waren sie willige Käufer und nicht billige Räuber; das Ladenquartier Flon windet sich in schmalen Strassen die Hügel hinauf, auf der die Stadt nach dem Zerfall des römischen Reiches neu errichtet wurde. Im Spielball der Interessen von Savoyen und Bern gelangte sie im 16 Jh. unter die Oberhoheit von Bern, die sie erst dank der Hilfe von Napoléon abschütteln konnte.
Dank Eingemeindungen wie die des mondänen Ouchys am See unten wuchs die Stadt zur 4. grössten des Landes heran, grösser noch als ihre ehemalige Besatzungsstadt Bern.
memories
Ripasso
Auf dem Tisch standen die beiden leeren Weinflaschen, Ripasso, eine geschützte Bezeichnung, die die Herstellungsmethode dieser Weine aus dem Veneto kennzeichnet. Die leichten Rotweine werden mit dem Trester der Amaroneweine nochmals vergoren, um ihnen mehr Geschmack und Farbe zu geben. Sie schmecken gut und rinnen auch locker die Kehle runter, was auch irgendwie notwendig erschien, da die Zeit mit Theorie und Praxis des Jazzs ausgefüllt war, was wiederum für Wald- und Wiesentroubadoure eine unlösbare Herausforderung bedeutete; unverdrossen ackerte man sich durch die 2, 5, 1 Schemen, malträtierte Standards wie All blues oder A train, unterbrochen vom Miauen von Lili, der offenbar jeder musikalisch Eifer abging und lieber nach draussen wollte.
Sogar die berüchtigten Kochkünste mussten nicht ausgepackt werden, da ein guter Geist aus Messina die beiden Musiker bekochte, wunderbares mediterranes Essen, bei dessen Verzehr die Menge des Ripasso nicht ins Gewicht zu fallen schien, und die Diskussionen über Jazz, Gott, die Welt und Sizilianerinnen sehr beflügelte.
Wenn Zeit keine Rolle spielt
Klar es gibt die Möglichkeit, den schnelleren Zug zu nehmen, aber seit neustem stehen wieder Direktverbindungen zur Verfügung, wo die alte Bergstrecke befahren wird, in bequemen, modernen Kompositionen, in der aktuellen Situation allerdings fast Menschen leer, sicher auch, da die Jahreszeit die kälteste ist, die Tage kurz und die Temperaturen garatig sind.
So gleitet der Zug durch die fahlen, spröden Nebelbänke, kriecht den Berg hoch, bei dessen Schnee bedeckten Anblick unwillkürlich der Wintermantel im geheizten Waggon zugezogen wird, hält an Orten, deren Bedeutung in der Zeit versunken ist.
Je weiter die Stadt verschwindet, umso mehr verliert sich die Hektik in der Langsamkeit der Reise, man klebt irgendwo wie abgeschnitten von der Zivilisation im Zug fest, zusammen mit den spärlichen Einheimischen, die ein- und aussteigen, Soldaten, die in den Wochenendurlaub fahren, Nachbarn, die sich im Zug treffen und Klatsch austauschen, derweil die einsetzende Abenddämmerung das Weiss auf Wiese und Wegen in Dunkelheit zu hüllen beginnt.
Zeit, die Sprachepisode nochmals anzuhören, bevor die Ebene mit dem Endbahnhof erreicht wird.
Aufgeschnappt
kalt und schmerzlos
Wo normalerweise hunderte von Skitouristen aus dem Zug quellen und zu den Bussen hasten, die sie zu den Skiliften bringen, herrscht gespenstische Ruhe; nur ein paar Rentnerpärchen räkeln sich in der Sonne, die am frühen Nachmittag sich hinter den Berggipfeln zu verstecken beginnt und den Talboden mit dem Dorf in der Winterkälte versinken lässt.