Audiowalk durch die Kalkbreite

Mieten heisst: Regeln einhalten. Um dazuzugehören, gibt man Kontrolle ab. Wann gibt man sich selbst ab? – Ein Audiowalk über Wohnen und Wahnsinn durch die Genossenschaft Kalkbreite.

«Endlich hat Novinski ein Zimmer gefunden! Aber etwas stimmt nicht in diesem Haus. Die Vormieterin stürzte von der Terrasse. Ihre Möbel und Gegenstände sind immer noch da. Es ist, als wohne sie noch hier. Novinski zieht ein. Beim geringsten Lärm klopfen die Nachbarn. Sind sie nur überempfindlich oder steckt mehr dahinter? Was geschah mit der Vormieterin? Ist hier eine Verschwörung im Gange? Bestürzt kämpft Novinski gegen das Schicksal, das ihn erwartet.»

Die Erzählung wird ergänzt mit Stimmen aus der Genossenschaft Kalkbreite. Wie organisieren sich die Bewohner:innen? Wie werden Konflikte gelöst? Und was sind die Herausforderungen des gemeinnützigen Wohnens?

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Divino

Einige spielten wirklich ernsthaft, andere schoben Alibi halber die Figuren herum und verzogen sich nachher ins Divino.
Draussen auf dem Gesteig war gestuhlt, der Lärm der vorbei fahrenden Strassenbahnen störte etwas die Geschichten über das Quartier und der Stadt, über den Wandel der Zeit, über Politik, über Ansichten und Werte; Anekdoten einer vergangenen Epoche.
Irgendwie waren sie froh, dass der Sommer schon etwas die Fühler ausgestreckt hat und die Restriktionen der vergangenen Zeit schwächer geworden sind.

Arboretum

Vor knapp 150 Jahren beschlossen die Gemeinden Zürich, Enge und Riesbach (ja, damals war Zürich nur eine sehr kleine Stadt), den Bau der Quaianlagen, d.h die Seeaufschüttung rund um den Abfluss in die Limmat.
Innert fünf Jahren veränderte sich damals die Uferlandschaft im unteren Seebecken. Reizvolle Naturidyllen, aber auch wenig attraktive Werk-und Lagerplätze verschwanden. Landsitze und kleine Fabriken, die einst unmittelbar am See standen, befanden sich nun um viele Meter in eine künstlich geschaffene Landschaft zurückversetzt. Aufgrund der minutiös geführten Statistiken der Quaiunternehmung umfassen die aufgefüllten Flächen genau 216256 Quadratmeter.
Das heutige Arboretum als Teil dieser Neugestaltung sollte ursprünglich «nur» eine normale Parkanlage werden; auf Grund von Einsprachen von Botaniker und Geologen wurde der Bebauungsplan nochmals überarbeitet und soweit angepasst, dass viele fremdländische Gehölze, eine Gesteinssammlung und Felsbrocken des nahen Gebirges hingestellt wurden; als Kind dieser Epoche ist die Vogelvolière immer noch da, obwohl man heute wahrscheinlich auf solch einen Bau verzichten würde.

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Die Lage am See ist bestens, weswegen der Park mit seinen Liegewiesen und Sitzbänken ein sehr beliebtes Ziel zum Baden, Lesen, Joggen oder einfach zum Rumhängen ist; leider, leider ist dadurch Littering eine grosse Herausforderung.

Der Blueser

Gegenüber der Kreuzung steht ein second hand Laden mit viel Krimskrams; unter anderem verkauft der Ladeninhaber auch Gitarren, die er, wenn es ihm zu langweilig wird, was auf Grund der Lage des Ladens häufig der Fall zu sein scheint, draussen auf dem Gehsteig austestet und so mit alten Rock Klassikern wie wish you were here, smoke on the water gegen den unerbittlichen Verkehrslärm ankämpft. Eine vergebliche Liebesmühe!

Von Belchen und Roggen

Den Namen teilt der Belchen mit etlichen anderen Erhöhungen im Schwarzwald, in der Schweiz und in den Vogesen. Denn in der alemannischen Sprache, die dort zuhause ist, bedeutet «Belchen» einen Berg, der keine Spitze hat, sondern eine Kuppe (und oft eine kahle). So ist auch der Belchen im oberen Baselbiet eine kahle Felskuppe, die einen wunderbaren Rundblick gewährt hinein in die Täler und Hügel nordwärts.
Bis weit nach diesem Hügel ist der Weg gut ausgebaut und relativ einfach zu begehen, ausser er führt durch Wiesen oder steile Waldwege, die nach dem Regen schon ziemlich seifig und rutschig sind, was am Abend an den Kleidern auch angesehen werden konnte.
So nach der Hälfte der Strecke erfolgt ein Kräfte zerrender, ruppiger Aufstieg auf ein Hochplateau, das mit Roggen bezeichnet wird;  als Belohnung winkt eine hübsche Fernsicht zu den Berner und anderen Alpen, weit weg übers Mittelland.

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Die Roggenflueh ist der Hausberg der Gemeinde Oensingen; es gibt sogar eine Buslinie hinauf auf 800 m.ü.M, hin zu einen Bergrestaurant, das dummerweise geschlossen war. Die restlichen 200 Höhenmeter sind den Wanderen vorbehalten, eben hinauf auf das Plateau mit seinen Tischen und Grillecken.
Gestartet wurde die Tour in Läufelfingen, das ersten Dorf jenseits des Hauensteins.

Zeglingen

Irgendwo wurde der Wegweiser übersehen, und als es bemerkt wurde, war es etwas zu spät, weswegen der Weg ins Tal nach Zeglingen fort gesetzt wurde, einem Dorf, das nicht unbedingt zu touristischen Höhepunkten des Landes gezählt werden darf.
Bis dahin verlief der Weg über gut ausgebaute Waldstrassen den Höhenzügen der Hügel entlang, vorbei an den Passübergängen Saalhöhe und Schafmatt, vorbei an den Hochspannungsleitungen, die die Hügel queren und den Strom der Kraftwerke in die Industrieregion im Nordwesten bringen, vorbei auch an den Grenzmarkierungen der Kantone, wobei besonders der Kanton Solothurn Wert auf sein Staatsgebiet liegt und immer wieder mit den Steinen auf die Besitzansprüche hinweist.
Auf dem Aussichtspunkt Geissflue sind die Dörfer unten klein und winzig, die gelben Rapsfelder stechen hervor, im Hintergrund die Wolkenbänder über dem Schwarzwald. Nie wäre es in den Sinn gekommen, ebenfalls in so einem kleinen Dorf zu stranden, wenn eben nicht der Wegweiser übersehen wurde.

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In Zeglingen gab es da die Optionen mit dem Bus oder zu Fuss nach Läufelfingen zu gelangen, oder den Weg zum Tagesziel Trimbach zu suchen, was auch gemacht wurde.
Hm, am Abend war der Sänger und Gitarrist der Band etwas unbrauchbar in der Probe.

Hamburger & Co

Sie standen am Drahtzaun und starrten den Wanderer an, der da vorbei schlenderte, eine Herde von etwa 20 Rindern in verschiedenen Fellfarben und – mustern, eher neugierig als aggressiv. Irgendwann begannen sie neben dem Spaziergänger nebenher zu trotten, vielleicht, weil sie annahmen, dass er der Bauer sei und sie vor dem drohenden Regen in den Stall zurück führen würde, vielleicht auch, weil sie seine Gedanken lesen konnten, die beim Betrachten der Tiere unwillkürlich zu Hamburger und anderen Grillsachen auf Tom’s Grill schweiften, was wiederum die Viecher nicht besonders lustig fanden. Wer weiss, wer weiss.

Schindlergut

Irgendwie ähneln sich die Geschichten der Parks in der Stadt; so liess die Tochter des Seidenfabrikanten und Eisenbahnpioniers Escher am rechten Limmat Ufer eine Villa mit grosszüger Parkanlage erbauen; damals gehörte die Parzelle der Gemeinde Unterstrass, die erst 1893 in die Stadt eingemeindet wurde. Über 100 jahre später gelangte das Areal in Besitz des Kantons, bzw. der Stadt, die das Gelände anders nutzen wollte, was jedoch in einer Volksabstimmung unterrsagt wurde.

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Nach der Umgestaltung des Parks vor 30 Jahren beherbergt er heute Liegewiesen, Spielplätze, Ruhebänke, Grillstellen, schattige Baumgruppen und das Gemeinschaftszentrum fürs Quartier; in der ehemaligen Fabrikantenvilla residiert aktuell das Rote Kreuz des Kantons Zürich. Die Lage ist idyllische, nicht überbevölkert; gegen den Fluss hin macht sich leider aber doch die innerstädtische Autobahn zum Milchbucktunnel bemerkbar.

Prinz

Es tat richtig gut, diesen «Zwetschgenschnaps» runterzukippen, ein kleiner Aufwärmer an diesem nasskalten Frühlingstag; das Aroma ist exzellent, weswegen die Etikette einer genaueren Prüfung unterzogen werden musste: Marillen Schnaps aus Österreich, ein süffiges Getränk, das da der Hausherr sich angelacht hat und jeweils direkt aus dem Vorarlberg holen geht.  So nach dem zweiten Glas begann die Wärme in die klammen Knochen und Zunge zu strömen und die aufgetauten Lebensgeister widmeten sich dem Hauptzweck der Einladung, den selbst gemachten Würsten und Burgern des Gastgebers, dem Smalltalk mit den weiteren Gästen, dem Blick auf den grossen Flachbildschirm mit irgend so einem Snookerwettkampf, im Hintergrund dröhnte eine Metalband aus den Lautsprechern, draussen im Garten dampfte der Grill vor sich hin, aus dem Kühlschrank wurde Biere gereicht, die Azubis zogen es vor, sich mit Mineral und Cola zufrieden zu geben, die lauten Plappermäuler kauten auf den bekannten Themen herum, die leiseren starrten auf ihre Handies, wohl in der Hoffnung, das von dort eine Botschaft erscheinen würde. Irgendwann tauchte noch ein Nachbar auf und erzählte Geschichten von und über Schottland, womit eine Brücke zum Thema Whiskey und anderen Alkoholikas gelegt worden war.
Nur die Kälte wollte nicht so richtig weichen, schade für die Mühen. Und ja, auch Vegetarier dürfen manchmal Ausnahmen machen.