Wo normalerweise hunderte von Skitouristen aus dem Zug quellen und zu den Bussen hasten, die sie zu den Skiliften bringen, herrscht gespenstische Ruhe; nur ein paar Rentnerpärchen räkeln sich in der Sonne, die am frühen Nachmittag sich hinter den Berggipfeln zu verstecken beginnt und den Talboden mit dem Dorf in der Winterkälte versinken lässt.
Leider geschlossen
Es war die Privatgesellschaft naturforschender Freunde in Bern, die zur Zeit der französichen Revolution den botanischen Garten in Bern ins Leben riefen; die Gruppe betehend aus Pfarrer, Apotheker und anderen Gelehrten folgte dem damaligen Zeitgeist der Aufklärung, in der sich die Naturwissenschaften als eigenständige Forschungsdisziplin etablieren konnte, losgelöst von Religion und Philosophie; verbunden mit dem Interesse an Naturvorgängen steckte sicher auch pädagogische Aspekte zur Bildung des Bürgertums dahinter.
Der heute Standort im Altenberg Quartier wurde vor gut 150 Jahren ausgewählt, da offenbar die Sammel- und Pflanzwut der Gelehrten den alten Platz überfordert hatte. Leider waren die Gewächshäuser geschlossen.
Endbahnhof
In seinem 1944 in Buenos Aires veröffentlichten programmatischen Text El marco: un problema de la plástica actual (Der Rahmen: Ein Problem der Gegenwartskunst) erörtert der uruguayische Künstler Rhod Rothfuss seine Gedanken über den Rahmen: Eine Malerei, so erklärt er, solle «in sich selbst beginnen und enden», und er führt weiter aus: «Der Rand der Leinwand spielt eine aktive Rolle bei der bildnerischen Schöpfung». Den Blick auf die Ränder zu richten und folglich über den Rahmen hinaus, nach draussen zu schauen, war ein Ansatz, der für lateinamerikanische Künstler*innen zu einer Art Markenzeichen wurde: Im Unterschied zu ihren europäischen Vorgänger*innen, die sich für strukturellere Fragen interessierten, präsentierten sie konkrete Kunst als eine visuelle Sprache, die Mittel der Auseinandersetzung war, und ihr zentrales Diktum – die Erfindung – erachteten sie als ihr wirkmächtigstes revolutionäres Werkzeug. Die Absage an die rechteckige Form des Rahmens – so einfach eine solche Entscheidung auch anmuten mag – machte eine Komposition dynamischer und stellte neue Arten der Wechselbeziehung zu ihrem Umfeld her. Nicht nur sah sich das ehedem kontemplative Publikum wachgerüttelt und veranlasst, sich in ein partizipatorisches Subjekt zu verwandeln; das Kunstwerk nötigte die Rezipient*innen zudem, sich auf eine Art Beziehung einzulassen, die eine zu «realen Dingen, nicht zu Fiktionen» war (Inventionistisches Manifest, 1946). Der Ausgangspunkt für Tools for Utopia sind Werke, die zwischen den frühen 1950ern und den späten 1970er-Jahren von Künstler*innen aus Brasilien, Venezuela, Uruguay und Argentinien geschaffen wurden.
Zu Zeiten konzipiert, in denen viele der latein-amerikanischen Länder von innenpolitischen und internationalen Konflikten erschüttert und von brutalen, korrupten und unbere-chenbaren Diktatoren regiert wurden, waren diese Werke, seien sie konkret, neo-konkret oder konzeptuell, Mittel der Auflehnung. Sie wurden nicht nur als Reaktion auf die Erfahrung totalitärer politischer Systeme geschaffen, sondern als künstlerischer Gegenentwurf zu diesen wahrgenommen – als glaubwürdiges Zeichen echter Auseinandersetzung und als Experiment, das die Bausteine für gesellschaftliche und politische Utopien lieferte.Die Ausstellung verwendet den unscharfen und mehrdeutigen Begriff der «Utopie» und stellt die These auf, dass Kunstwerke praktische Werkzeuge zu deren Verwirklichung sein können. Anstatt für eine Fantasie der unmittelbaren Darstellung plädiert die Präsentation für eine Rückkehr zur modernen Vorstellung der Utopie, wie sie von Ernst Bloch in seinem Werk Das Prinzip Hoffnung(1954) entwickelt wurde. Für Bloch ist die Utopie gleichbedeutend mit dem kritischen Potential, solch gegensätzliche Kategorien zu transzendieren, die die Welt (wie auch unsere Vorstellungskraft) in klar abgegrenzte Kategorien wie «vorher» und «nachher», «innen» und «aussen», «Optimismus» und «Pessimismus» unterteilen. Die Utopie verwischt derartige Dichotomien, sie aktiviert unsere Fähigkeit zu träumen und wird so zu einer Waffe wie auch Form des Widerstandes.
Neben zeitgenössischen Arbeiten richtet die Ausstellung ihren Blick auch auf historische Werke und spürt so den Wegen nach, wie das Bedürfnis, Kunst zu schaffen, die «den Willen zu handeln erzeugt» und die dazu auffordert, aktiv in der Gegenwart zu leben (Inventionistisches Manifest), von Künstler*innen der nachfolgen-den Generationen aufgegriffen, zunehmend komplexer gestaltet und hinterfragt wird. Inwiefern war Kunst, die Mitte des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika entstand, Impulsgeber für die kul-turelle, gesellschaftliche und politische Vorstellungskraft? Wofür stehen diese Ideen und Hoffnungen heute? Welches ästhetische Erbe hat sie uns hinterlassen, und was ist von ihren weitreichen-den politischen Ambitionen bis heute geblieben? Diese Fragen er-scheinen im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Spannungen, wie sie gegenwärtig nicht nur in Lateinamerika erlebt werden, sondern auf der ganzen Welt zu beobachten sind, beson-ders relevant. Tools for Utopia versucht neue Wege zu erschliessen, wie uns dieses Reservoir heute inspirieren und aktivieren kann. (Ausstellungsbroschüre)
Mooshüsli
Umgeben von den Ländern Frankreich und Deutschland, eingeengt durch die Kantonsgrenze kann die Stadt nicht mehr wirklich grosszügig wachsen; für den kleinen botanischen Garten, gegründet zu Zeiten von Erasmus im 16. Jh. ausserhalb der ehemaligen Stadtmauer gelegen ist das keine gute Nachricht, da der Trend der Gärten zu grosszügige Parkanalagen mit verschiedenen Schauhäusern hinweist.
Vielleicht ist dehalb das Mooshüsli wirklich hübsch, da es der Stadt nicht sehr viel Platz wegnimmt.
get up
Schlemmern
Die Idee war ursprünglich eine völlig andere, Essen und Schach grob gesagt; da wurden die Brett spielenden Arbeitskollegen aus ihren Homeoffice Höhlen eingeladen, bei Futter und Getränk dem Hobby zu fröhnen und in entspannter Atmosphäre Figuren zu schieben.
Die Spielsets wurden ausgeliehen, nur die Essensfrage war schwieriger: Türkisch, asiatisch oder Tapas? Ein Blick auf das garstige Wetter liess die Erinnerung an diese opulente Schlachtplatte hochleben, die vor Jahr und Tag mal in der Roten Fabrik rein geschaufelt wurde. Warum nicht, es ist Herbst, Ernte- und Schlachtzeit, ein fetter Seelentröster in diesen dunklen Tagen; es erinnert auch an die Kindheit auf dem Lande, an Süssmost, Rosenkohl aus dem Garten, Blut- und Leberwurst, Leber und die anderen Innereien, die jetzt billig in der Metzgerei zu haben waren.
So eine Berner Platte herzurichten ist mehr Zeit aufwendig als technisch schwierig: es braucht da Siedfleisch, Rippli, Magerspeck, Rauchwürste, Sauerkraut, gedörrte Bohnen, Salzkartoffeln und, ja viel Geduld; auf die obligaten Knorpelteile wie Ohren, Schwänze oder Schnauze wurde verzichtet. Die Gäste brachten die Alkoholika mit, leider vorallem Bier und nicht diesen roten Landwein, der eigentlich grauenvoll schmeckt, aber zu diesem Gericht bestens passt.
Wie erhofft, wurde gespielt, geschlemmt, getrunken, geraucht, über schlechte Züge geschimpft etc, etc. Irgendwann war die Vorstellung dann da, dass es wie so ein Weihnachtsessen sei, da das normale wie vieles ausgefallen war.
Hm, die Wohnung roch übrigens noch lange nach Sauerkraut.
after work IV
Schatten
Das Gespräch verstummte plötzlich, und sie drehten die Ohren den Lautsprechern zu.
«de Gregori?»
«de André, lustig, habe heute im Brockenhaus Andrea gehört und ist immer noch traumhaft hübsch.»
Statt über Erkenntnistheorien, Traumanalysen und Philosophie tauchte man ab in eine Zeit, die schon lange zurück lag, wo an solchen Abenden die Gesellschafts kritischen Lieder aus Italien, Frankreich, Deutschland aufgelegt wurden, über Ideen, Religionen, Psychologie, Sozialismus und anderes diskutiert und gestritten wurde, wo der Glaube an etwas vorhanden war. Das Gefühl von damals war wieder da, vergessen die abstrakten Themen von vorhin, eher die traurige Feststellung, dass auch in der heutigen Zeit sich viele Menschen fremd bleiben, verharren in ihren Schützengräben von Nationalismus und Intoleranz.
Auf dem Balkon lagen später die 4 leeren Weinflaschen herum und warteten darauf entsorgt zu werden.