Leserbriefe

Seit er vor ein paar Jahren pensioniert wurde, schreibt er eloquente Leserbriefe und schickt diese auch an seinen Bekanntenkreis, der sie nicht versteht, da die Empfänger die entsprechende Zeitung gar nicht abonniert haben. Schachspieler halt.

Wir haben noch das ganze Leben

Über dem Kleiderladen hängt das grosse weisse Schild «100’0000 Bücher Brocky». Der Pfeil deutet an, das der Eingang um die Ecke sei; nach Durchqueren eines Parkplatzes weist ein weiteres Schild auf einen Hauseingang, dessen Türe offen steht. Die ehemalige Lagerhalle im Keller wurde umgenutzt und bietet auf Gestellen unzählige Second Hand Bücher zum Verkauf an. Geordnet nach Themengebieten wie Kochbücher, Reisebücher, Bastelanleitungen, Philosophie und Kunst nimmt doch den grössten Raum die Literatur in Anspruch. Anders als in normalen Buchhandlungen sind die Bücher nach Verlag angeordnet, und der Besucher muss sich in diesem etwas undurchsichtigen System selbst zurecht finden, was dazu führt, dass zufällige Autoren und Werke in die Hände fallen, deren Namen nicht geläufig sind, die aber dennoch die Neugierde wecken, mal darin zu blättern.
Unzählige Kochbücher und Romane später muss man sich schon etwas durchringen, was den an der Kasse bezahlt werden soll, ob die Zeit, die Nase zwischen die Seiten zu stecken, überhaupt vorhanden sei, ob diese nicht bekannten Stücke es wert sind, gelesen zu werden.
Neben dem Kochbuch «Tapas & Co», das eher andere Sinne anspricht, landete auch das Buch «Wir haben noch das ganze Leben» im Rucksack, geschrieben von einem israelischen Autor, der wie viele andere fremdsprachige Schriftsteller nur spärlich auf dem Deutsch sprachigen Literaturmarkt auftauchen.
Es war schon dunkel, im angrenzenden Star Bucks wurde die Zeit des Wartens mit dem Beginn der Lektüre überbrückt, und je mehr im Buch geblättert wurde, umso mehr rückte die Zeit in den Hintergrund, eingetaucht in diese Geschichte über 4 Freunde, deren Illusionen, deren geplatzten Träume, deren Orientierungslosigkeit in einer schnellen, hektischen Gesellschaft, deren Lebensprägung durch die «Gipsjahre», wie der Autor die ersten Jahre im Erwachsenenalter bezeichnet. Geschichten werden in Geschichten erzählt, philosophische Gedanken des Alters Ego des Schreibenden über Wandlungen und Stillstand.
«Hallo, Senior, sorry, musste länger arbeiten.»
«Kein Problem, Mz, habe da im Bücher Brocky ein cooles Buch entdeckt. Der Autor…….»

Rauchfrei

Da waren sie auf dem Boden aufgepinselt, die Zeichen, dass auf dem Bahnhofsareal nicht geraucht werden darf. Lustig nur, dass der Abfalleimer mit dem Aschenbecher innerhalb des Gebietes an die Mauer des Stationsgebäudes angelehnt war, wo zwei junge Damen schwatzend mit Zigaretten in den klammen Fingern auf den ankommenden Zug warteten, damit dieser sie aus diesem engen Bergtal entführen würde.

Advent

Jeder neu ankommende Zug spuckte die Menschenmassen auf den schmalen Bahnsteig. Kolonnen von Erwartungs frohen Gesichtern strebten der Altstadt entgegen. Es war schon dunkel, von Ferne ragten die Umrisse des Obertores in den blauschwarzen Himmel. Davor drängte die Menge durch den Eingang in die Hauptstrasse des Städtchens, der verstopft und verbarrikadiert war durch die ersten Verkaufsstände.

«El restaurante está lleno. Tenemos que buscar otro. Conozco uno cerca.»
«Vale»
Almodoar es un bar de tapas cerca de una estación de tranvía. Cuando entramos, ella señaló una pizarra. Classico: Real Madird – Barcelona, 18.12. 20 h.
«Donde son las televisiones?»
«No lo se. ¿Queremos sentarnos aquí?»
«Vale»
«Guten Tag. Was kann Ihnen bringen?»
«Para mi un té verde.»
«Para mi un té de menta.»

Er stieg mit der blauen IKEA Tasche und dem Papiersack in Bus und stellte beide vorsichtig in eine Ecke, bevor er nach hinten ging und sich einen freien Sitzplatz suchte. Aus der Papiertasche lugten weisse Teile hervor, die Stiropor oder Pastik sein konnten. Sein Wollpullover war schmutzig, genau wie sein ungepflegter weisser Bart. Sein Atem roch nach Schnaps, als er schwankend an den wenigen Passagieren vorbei ging, die sich etwas angeekelt umdrehten und zum Fenster hinaus starrten. Wahrscheinlich fährt er bis zur Endstation und verkriecht sich im angrenzenden Wald.

Die Weihnachtsmärkte gehen zurück auf spätmittelalterliche Verkaufsmessen und – häufig eintägige – Märkte, die den Bürgern zu Beginn der kalten Jahreszeit die Möglichkeit gaben, sich mit Fleisch und winterlichem Bedarf einzudecken. Im 14. Jahrhundert kam der Brauch auf, Handwerkern wie Spielzeugmachern, Korbflechtern oder Zuckerbäckern zu erlauben, Verkaufsstände für die Kleinigkeiten auf dem Markt zu errichten, die die Kinder zu Weihnachten geschenkt bekamen; auch Stände mit gerösteten Kastanien, Nüssen und Mandeln gab es damals bereit. /Wikipedia)
Der Markt in Bremgarten wird heuer zum 25. Mal ausgtragen. Neben den hübschen Verkaufsständen in den Gassen hat sich das Organisationskomitee um ein zusätzliches Programm bemüht wie Konzerte im Kellertheater, Trychlergruppe, Bläser und Heilsamree spielen in der Innenstadt, Besichtigung des Spyttelturmes……

«LISA:
Wo ist meine Brille ?
NINA:
Was suchst du?
LISA:
Meine Brille. Und wo sind die Stifte und das Buch ?
NINA:
Sie sucht die Brille, die Stifte und das Buch.
LISA:
Ich muss zum Unterricht!
NINA:
Lisa gibt Deutschkurse in einer Sprachschule . Lisa ist Lehrerin . Sie unterrichtet Deutsch.
NICO:
Du bist eine Lehrerin?»
Da lasen sie das Manuskript zur Sendung; es war eher eine Pflichtaufgabe, weil es der Lehrer so wollte, bevor sie das Video nachmals ansehen konnten. Überhaupt war es wichtiger geworden, dass er einfach vorbei kam, seit neustem irgend welche Fruchtküchlein mit brachte und sich irgenwie nach dem Befinden erkundigte. Die deutsche Sprache war einfach zu schwierig und das Vergessen innerhalb einer Woche enorm.
«Also bis nächster Woche. Schönes Wochenende.»
«Ja, nächste Woche. Tschüss.»

«En España, muchos niños asisten a clases privadas de inglés porque en la escuela pública los maestros son inadecuados; enseñan con mal acento. Después de graduarse, muchos van a Irlanda o Inglaterra para mejorar el idioma. Esto hace que sea más fácil encontrar trabajo en alguna parte.»
«En Suiza, los niños ya comienzan a aprender francés e inglés en la escuela primaria…………..»

«Haben Sie auch Olivenseife?»
«Leider nicht, aber wollen Sie Lavendelseife?»
«Nein danke, habe ich noch. Woher stammen denn Ihre Produkte?»
«Aus der Provence»
«Provence, cool, da war ich im September, in Arles. Es war total hübsch»
Der dunkelhäutige Verkäufer hinter dem Stand lachte und meinte, da hätte ich sicher viele Fotos gemacht.

«Kann ich noch zahlen? Ein Grüntee und ein Pfefferminztee.»
«Neun fünfzig»
«Tja, spanisch lernen ist schon schwer. Und eine Stunde Konversation ist hart.»
Ja, kenne er; er sei Spanier und habe auch Deutsch lernen müssen.

« of 50 »

I read the news today, oh boy
About a lucky man who made the grade
And though the news was rather sad
Well, I just had to laugh
I saw the photograph
He blew his mind out in a car
He didn’t notice that the lights had changed
A crowd of people stood and stared
They’d seen his face before
Nobody was really sure if he was from the House of Lords
I saw a film today, oh boy
The English Army had just won the war
A crowd of people turned away
But I just had to look
Having read the book
I’d love to turn you on
I read the news today, oh boy
Four thousand holes in Blackburn, Lancashire
And though the holes were rather small
They had to count them all
Now they know how many holes it takes to fill the Albert Hall
I’d love to turn you

Habenichtse

Das Schauspielhaus zeigt aktuell eine Bühnenfassung des Romans «Früchte des Zorn»; dieser wurde vor gut 90 Jahren geschrieben und schildert die Not und Armut der Farmer im Mittleren Westen der USA und deren Hoffnung, in Kalifornien eine neues, besseres Leben zu beginnen.
Die Inszenierung ist erstaunlich vielschichtig und modern und eigentlch nie wirklich anklagend oder polemisierend; als Untergrund schwingt immer das Stück von Steinbeck mit, aber das Ensemble erreicht, dass darüber moderne Bilder gepackt werden, wie Roboter Stimmen, die den Kapitalismus simulieren, Rap Gesang, der die Gewalt in den Ghettos der Städte beschreibt, Lieder aus den späten 60 er Jahren, wo viele Hippies Kalifornien als ihr Paradies ansahen und dorthin aufbrachen, ein Reality Radio Show, in der das Radiopublikum als Voyeure an der Armut der Einwanderer teilnehmen können.
Auch Eigenschaften wie Gier und Neid werden auf der Bühne dargeboten; überflutet mit Bildern und Effekten ist es jedem einzelnen Theaterbesucher überlassen, was er mitnehmen möchte.
Ganz eindrücklich sind die beiden Schlussbilder, eines zeigt die Idee des unendlichen Kreislaufes von Leben und Tod in einem schlichten Dialog zwischen der toten Rose und dem Tod, das andere die berühmte Allegorie der ernährenden Mutter Erde in Form einer stillenden Frau.

Die Kritiken der Presse sind durchaus sehr psoitiv.

«Rüping widersteht der Perspektive von Steinbeck, einem allwissenden Erzähler, denn: Seine Armen, die Flüchtlinge, sind auf der Zürcher Bühne Phantasieprodukte der Reichen. Seine Lesart lässt die Geschichte der Migrantenfamilie als Story einer «Gucci-Gang» vom Stapel, einer zynisch-arroganten, menschenverachtenden Fünferbande von Edelrappern (Benjamin Lillie, Steven Sowah), Europopperinnen (Kotoe Karasawa, Wiebke Mollenhauer) und rührseligen Sozialromantikern in Nikes (Gottfried Breitfuss).» (NZZ, 28.10.2019)

«Im Lauf des Abends schälen sich aus dem pfirsichglatten Erzähltheater mit dem angesagten moralischen Anspruch bei bewusster politischer Diskretion, mit den dezidiert oberflächlichen Entertainment-Elementen und den doch eher subkutanen Dringlichkeits-Momenten vorsichtig eine ernsthafte Figurenliebe und ein wachsender Ensemblegeist heraus.» (Tages Anzeiger, 28.10.2019)