Montreux

Das kleine, etwas dickliche Mädchen sprach davon, dass sie mit ihrer Familie eine Europareise gemacht hätten und auch in der Schweiz in «Montro» gewesen seien, wo sie französisch gehört hätte, dass sie in der Schule lerne.
Irgendwann war klar, dass die Nichte von Simon von Montreux sprach, und dass die Kinder des Landes in der Schule neben Englisch als 2. Fremdsprache Französisch lernen. Das ist doch verwunderlich, da Costa Rica keinen Bezug zu Frankreich oder Kanada aufweist, höchstens der französisch sprachigen Touristen wegen. Eine gehörte Erklärung ist die, dass das Französisch auch eine lateinische Sprache sei und das Erlernen derselben in einem Spanisch sprechenden Land nahe liege. Es könnte aber auch sein, dass ein frankophiler Erziehungsminister einfach ein Machtwort sprach und in die versammlte Runde gebrüllt hat:»Nosotros ninos aprenden frances. Todo claro!» Oder so.
Beim Abschied der Familie wollte Mariana noch ein paar französische Wörter hören, was trotz des Rums aus Nicaragua doch irgendwie gelang.
«Je te souhaite une bonne soirée et à la prochaine.»👍
Sie strahlte über das ganze Gesicht.

Verschollen

«Bei der Busstation gibt es einen.»
«Bist du sicher? Auf Google Maps ist nichts eingetragen.»
«Doch, doch, ich kenne es vom letzten Mal.»
Das Auto hielt vor einem 4 eckigen Platz mit ein paar Läden, hinten waren ein paar Busse zu sehen. Es war zwar neun Uhr morgens, dennoch waren viele Geschäfte noch geschlossen.
«Ich geh mal zu Bank. Es sollte da hinten sein.»
Das Absuchen der verschiedenen Lokale brachte kein brauchbares Ergebnis, dafür wurde in einem Kiosk noch Zigaretten gekauft.
«Hast du es nicht gefunden? Ich gehe mal suchen.»
«Du hast recht, es gibt keinen mehr. Wahrscheinlich eingespart. Gehen wir einfach nach Puerto Viejo; dort gibt es ganz bestimmt.»
Der übliche Tropennieselregen hatte wieder eingesetzt; unter dem Regenschirm wurde nach dem corpus delicti Ausschau gehalten.
«Da, der blaue Kasten, das ist es. Schmeiss sie einfach rein.»
«Bist du sicher? Sind sie nicht normalerweise gelb?»
«Wer weiss, wer weiss. Wirf sie einfach rein. Wahrscheinlich sind sie schon verrottet, bevor jemand kommt und ihn leert, was etwa einmal pro Jahr der Fall ist. »

Wie traurig, dass die hochtrabenden literarischen Worte auf den Postkarten in einem blauen Briefkasten an der Karibikküste ihr kompostiertes Ende finden und die potentiellen Empfänger sich wahrscheinlich nie über die ehrlich gemeinten Grüsse freuen können.😞

pasaporte

«Tiene un pasaporte?»
Die Frage verwunderte, da auf der Poststelle nur Briefmarken gekauft wurden und es doch erstaunlich war, dafür einen Ausweis vorzeigen zu müssen.
«Lo siento, tengo solamente una carta de indetidad.» Der andere Ausweis war im Hotel gelassen worden.
Die Dame hinter dem Schreibtisch nickte und schrieb die Angaben des fremdländischen Touristen in ein Programm auf dem Computer.
Später fand sich des Rätsels Lösung; wie überall wird fleissig Einkommenssteuern hinterzogen, was dem Staat Milliarden Verluste einbringt. Um dem ein Riegel zu schieben, muss jeder Verkauf einer Ware ordentlich verbucht werden, wobei auf den Posstellen Name und Adresse des Kunden notiert wird, da bei einer anfälligen Revision der Verkauf überprüft werden kann.
Un so sitzt der Käufer schon lange wieder in seinem Heimatland und wartet darauf, dass die costaricanische Steuerfahndung anruft und sich nach den gekauften Briefmarken erkundigt.

pura vida

Der Portier mag sich etwas gewundert haben, als der Interbus vor dem Hotel hielt und ein Tourist eilig das Gepäck zusammen raffte, auf den Eingang zustürzte und «donde son servicios?» stammelte. Noch mehr wird er sich gewundert haben, dass der Fremde nach der gewünschten Antwort einfach in Richtung Toiletten stürmte und die Gefahr gross war, dass er in die falsche Türe rannte, weswegen ihm die richtige gezeigt wurde.
«Wonderful» rief der Tourist, als er das Gebäude verliess.
«Pura vida» grinste der Portier.

Cityligths

Es war die erste Probe in Vollbesetzung nach ein paar Wochen; oben im Foyer des GZ fand der Anlass «die Winterbar» statt, wo auf einer kleinen Bühne ein paar Bands Musik machten.
In der Pause wurden die 4 Jungs angesprochen, ob sie denn auch was spielen wollten. Warum nicht, der Sound tönt gut, die Stimmung nach der langen Abwesenheit perfekt und so performte die Band trotz arger Erkältung, die mit Aspirin mehr schlecht als recht unterdrückt wurde, ein paar Songs vor Publikum.
Die leider wenigen Zuschauer waren begeistert.
«Wie heisst die Band?»
«Äh, Cityligths»
Pilgrim, use please headphones

40 Millionen Colones

So hoch ist der Betrag, wenn die Gewinnzahl am 19. Dezember in der Landeslotterie denn das gekaufte Los wäre.  Das tönt natürlich nach wahnsinnig viel, aber umgerechnet sind das nur etwa 65000 $, also nicht der Rede Wert. Die Ticos sind sehr abergläubisch; so wird beim Kauf darauf geachtet, dass die Glückszahl oder das Geburtsdatum oder was auch immer vorkommt, eigentlich etwas, was auch andere machen.

Nun das gekaufte Los wurde im Land zurück gelassen, und falls tatsächlich es gewinnen würde, müsste das Geld zwischen Simon und Shiyun aufgeteilt werden, da die beiden im Reiseblog sich ein regelrechtes Wettrennen lieferten, wer zuerst den Beitrag mit einem Smiley bewertet.
Die Idee, einen Blog notabene auf spanisch zu führen, entstammt eigentlich aus den Gesprächen mit der Klassenlehrerin, und irgendwie machte es schon Spass, die Eindrücke des neuen Landes in einer Sprache zu formulieren, deren Schüler man gerade ist, auch wenn das Lesen für die spanisch sprechenden Freunde sicher grausam gewesen sein muss.
Überhaupt hat sich heraus gestellt, dass das Sprachniveau für das Herumreisen genügend ist, aber für Konversationen über tief schürfendere Themen fehlt doch ziemlich viel; nicht nur das Vokabular, sondern auch, dass mit einem gepflegten Kastillianisch in Costa Rica nicht viel anzufangen ist. Eine Unart der hiesigen Sprache sind Bandwurmsätze, das Abschneiden des letzten Vokale eines Wortes, das Verzichten auf das d in der Perfektform, was dann ziemlich portugiesisch tönt, und last but not least Coloquiales, Wörter, die nur hier gebraucht werden wie yodo für Kaffee, oder rocco für alt. Nun, sie gaben sich Mühe und sprachen langsam und irgendwie verstand man sich schon.

Das Brillenrezept

Eigentlich war nicht einpelant, dass da unten am Strand das Meer die Ferien ein bisschen eintrüben würde, und das wäre auch nicht notwendig gewesen, wenn nicht in der Eile der Abreise die Ersatzbrille vergessen gegangen wäre, und wenn auch darauf verzichtet worden wäre, mit der Brille in Fluten des Pazifiks baden zu gehen. Und so passierte, was schon tausenend anderen widerfahren ist: ein Welle spülte die beiden Gläser weg und nahm sie mit in die Untiefen des Wassers.
Nun, ohne diese Dinger könnte der Tourist auch Mr. Maulwurf bezeichnet werden, weswegen morgens um 2 Lokalzeit im Heimatland nach dem Brillenrezept gefragt wurde, was dann auch brav gesendet wurde. Doch leider führten die Nachfragen im Gastland dazu, dass das Erstellen einer neuen Brille mindestens eine Woche dauern würde, weswegen dann darauf verzichtet wurde.
So reiste Mr. Maulwurf noch 2 Wochen durchs Land, stets bemüht, doch noch ein paar Momente festzuhalten.
Pura vida, wie Einheimischen sagen würden. Hirse, wie der Tourist sich selber schimpfen würde.

En el campo

Auf der Terrasse sitzend und diese gebirgige Landschaft betrachtend würde man diese kaum mit Costa Rica assozieren, ausser dass es für die Höhe 1200 m. ü. M. subtropisch warm und feucht ist. Die Region liegt im östlichen Teil des Vallee Central, unten der Fluss auf 600 m. ü. M. umrahmt von den Vulkanen Turrialba und Cerro Chirripo, der mit über 3800 m. ü. M. der höchste Berg Mittelamerika ist. Entwässert wird die Region durch den Rio Chirripo, der nördlich von Puerto Limon in den Atlantik fliesst. In der Ebene wird Zuckerrohr angebaut, an den Hängen grasen Kühe.
Der Vermieter des Chalets besitzt selber deren 1200, die Milch wird vor Ort in der Lecheria zu Käse weiter verarbeitet und in der Stadt verkauft. Auf 54 ha liess er 3 Chalets errichten, die er Touristen vermietet; allerdings sollte deren Auto schon Allrad Antrieb aufweisen, ansonsten es unmöglich ist, die Häuser zu erreichen.

« of 17 »

Ein anderer Distrikt heisst La Suiza, weil eine Gruppe Auswanderer aus der Schweiz sich dort vor gut 100 Jahren niederliess und das Land zu kultivieren begann.

Tropicana

Cahuita ist ein typisches Karibik Dörfchen mit 3000 Einwohner. Vor 30 Jahren zerstörte ein Erdbeben die Ortschaft, doch heute sieht man nichts mehr davon. Irgendwie strahlt Cahuita diese tropische Trägheit aus, man könnte viel unternehmen wie Tauchen, Schnorcheln, Reiten, den Nationalpark besuchen, am Strand hängen oder einfach die Zeit mit Reaggae Musik in einer Bar tot schlagen, es scheint egal zu sein; das schwül heisse Wetter lullt die Rationalität ein und so hangeln sich Touristen und Einheimische durch den Tag.

« of 17 »

Parque Nacional Cahuita

Der Nationalpark beginnt gleich beim Dorfausgang und erstreckt sich als Küstenwald Richtung Puerto Viejo. Das Schutzgebiet umfasst einen riesigen Teil vor der Küste (23000 ha) und den Regenwald mit 1100 ha.
Der Eintritt ist gratis, aber eigentlich spenden alle so 4, 5 $, ebenso finden sich überall Unterkünfte, wohin sich die Besucher bei Regen flüchten können. Vor dem Park bieten Guides ihre Dienste an, aber wenn man nur kurz rein schnuppern will, braucht es dies nicht, da der Weg gut ausgebaut ist, irgendein Tier läuft sicher vor die Linse.

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Der Schutz ist nicht so rigide, so ist erlaubt, am Strand zu baden, zu schnorcheln oder zu tauchen.