Gegenwind

Bis Winterthur ging’s ja noch, aber das Tösstal hinauf, vorbei an dem Stück Industriegeschichte, rüber nach Pfäffikon und runter nach Uster, dem Greifensee entlang zurück in die Stadt gab es nur Gegenwind. Ist etwas hart so ohne Batterie, weswegen sich die Muskeln wie Matsch anfühlten.

Fête des associations

An einem Sonntag pro Jahr wird die BD des lices gesperrt und die Vereine, Schulen und gemeinnützigen Organisationen können an Tischen ihre Organisation vorstellen, mit dem Ziel, den Hobby losen Einwohnern eine Perspektive zu geben, eigentlich etwas ähnliches wie die Quartierfeste in Zürich.
Da steht das Rote Kreuz einträchtlich neben den asiatischen Kampfsportarten, die Ballvereine neben den Musikschulen usw.
Nur der lokale Schachklub konnte nicht gefunden werden; dieser Sport scheint offenbar in Südfrankreich nicht zu existieren.

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Sel du camarque

Jeden Samstag Morgen findet in Arles ein riesiger Wochenmarkt statt. Aus der ganzen Region strömen die Händler in die Stadt, bauen ihre Stände auf und hoffen auf gutes Wetter und Gewinne.
Angeboten wird über Möbel, Kleider, Blumen, Gemüse, Käse, Fleisch, Fisch, Essen, Wein, Kosmetikas auch lebende Hühner. Ich entschied mich doch dagegen, ein lebendiges Huhn zu erwerben, und kaufte stattdessen Lavendel- und Olivenseife, sowie bei einem Händler aus St. Gilles riz de camarque und sel de camarque. St. Gilles, auch eine Ewigket her!

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Maigret lässt grüssen

Das Amt öffnete erst um halb 2, womit doch noch ein Espresso getrunken werden konnte.
«Entschuldigen Sie, ich habe meinen Rucksack verloren und möchte gerne einen Verlustschein ausstellen.»
«Da sind Sie falsch, aber ich zeige Ihnen, wohin Sie gehen müssen.»
«Hier sehen Sie, wir sind hier, Sie gehen den Boulevard des lices entlang. Auf der rechten Seite sehen Sie dann das Polizeigebäude. Die Karte können Sie behalten.»
Später fand ich heraus, dass ich beim regionalen Arbeitsamt gewesen bin, tja, Amt ist Amt.
Im Warteraum der police national sassen 5 Leute und sprangen auf, wenn ihr Name von den beiden Damen am Empfangsschalter gerufen wurde. Ich schaute so zu und ging dann mal die beiden fragen, wie das System hier funktioniere.
«Haben Sie einen Namen?»
«Äh, nein, ich möchte nur ein Formular, weil ich meinen Rucksack verloren habe.»
Die ältere Polizistin, wohl ursprünglich aus dem Maghreb, zeigte Erbarmen und holte ein dickes, Hand geschriebenes Buch hervor. Sie blätterte sich durch die Einträge und las diese genau.
Der Rucksack enthalte einen Fotoapparat, einen schwarzen Pullover und Paket Zigaretten; vorallem der Fotoapparat mit den Bildern aus Avignion und Arles sei mir wertvoll.
Ja, das verstehe sie, seufzte sie und blätterte weiter. Irgendwie flimmerten vor meinem Auge diese schwarzweiss Krimis Maigret aus den 50 er Jahren vorbei. Damals sahen die Polizeistation auch so aus; und jetzt im Zeitalter der Digitalisierung lande ich hier in einer Polizeistation, deren Zeit stehen geblieben ist.
Nachdem die Dame fertig recherchiert hatte, was so ca 15 Minuten dauerte, drückte sie ihr Bedauern aus, nichts gefunden zu haben, und klappte das Buch wieder zu. Aber ich solle doch die police municipal fragen, sie gebe mir Nummer und Adresse.
«Wo ist denn Bd Georges Clemenceau? Können Sie es mir bitte auf der Karte zeigen?»
Sie schob ihre Lesebrille nach oben und starrte etwas hilflos auf die Karte.
«Wir sind hier. Und wohin muss ich nun gehen?»
Ihre Finger suchten die Strasse. Schliesslich gab sie auf und lachte.
«Wissen Sie, im Kartenlesen bin ich eine zero. Aber gehen Sie einfach diese Strasse entlang, bis Sie die roten Busse sehen».
«Kein Stress, ich suche in google maps, ansonsten frage ich einen Polizisten.»
Sie lachte und ich ging.
Vergebens suchte ich in der Bd Georges Clemenceau nach dem Gebäude, entnervt verkrümmelte ich mich in der Altstadt in eine Bar, bestellte ein Espresso und rief die Nummer an.
«police municipal»
«Ja, hallo, ich habe einen schwarzen Rucksack mit Fotoapparat, Pullover und Zigaretten verloren. Ich wollte fragen, ob er gefunden wurde.»
«Wann.»
«Mittwoch»
«Nein, hier ist nichts. Auf Wiedersehen.»
Ok, muss wohl doch mit meinem Smartphone ein paar Beweise aufnehmen.

Torreaux

Südlich von Arles erstreckt sich wie ein Dreieck die Camarque, eingerahmt von Rhône, petite Rhône und dem Meer.
Der Boden ist karg und salzig, weswegen nur extensive Landwirtschaft betrieben werden kann; auf den mit Kanälen und Graben durchzogenen Felder wird Weizen, Sonnenblumen oder Reis angepflanzt. Der Reisanbau ist nass, d.h. die Pflanzen, weiss, schwarz oder rot körnig stehen im Wasser; das ist wichtig, damit das Salz weiter nach unten gespült wird, wodurch im kommenden Jahr Weizen oder Sonnenblumen auf dem Feld angepflanzt werden können.
Oft wird aber das Land für die Zucht der Camarque Stiere und Pferde verwendet; in riesigen Gehegen weiden die Tiere das karge Gras ab. Die Pferderasse ist uralt, die struppigen, weissen Tiere sind sich daran gewöhnt, Schilf und Meeralgen zu fressen. Die schwarzen Rinder wiederum sind leicht an ihren Hörnern zu erkennen; diese sind nämlich nach oben gerichtet. Die Zucht erfolgt alleine des Stierkampfes wegen, der in Südfrankreich sehr populär ist; die Stiere werden nicht getötet, sondern der Stierkämpfer versucht das Blumengebinde auf dem Kopf und Ohren herunterzureissen. Die Auswahl der Tiere erfolgt nach einer strengen Selektion, nur die besten «Sportler» gelangen in die Arena, der Rest landet beim Metzger.
Auf einigen Weiden werden auch spanische Stiere gehalten, deren Hörner nach vorne gerichtet sind. Sie werden hoch gefüttert und später nach Spanien verkauft.
Beim Übergang Meer Land ist der Boden weiss und salzig; dieses Gebiet steht der Vögel, besonders der Flamingos wegen unter Naturschutz. Die Trockenheit hat auch hier die Lagunen schrumpfen lassen.
Last but not least ein déja vu mit St. Marie de la mère. Das Städtchen hat sich stark zu einem Touristen Hotspot entwickelt; beliebt ist Velofahren oder den Lagunen entlang reiten.

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Zwillingsschwestern

Etwas nördlich von Arles liegen die beiden Landstädtchen Beaucaire und Tarrascon, hochgerüstet im Hochmittelalter mit Festungen, da die Rhône damals die Grenze zwischen Frankreich und dem heilligen römischen Reich deutscher Nation bildete. Später, als beide Städte zu Frankreich fielen, bewachten sie den Schiffsverkehr auf dem Fluss.
Heute sind sie immer noch wie Zwillingsschwestern, das wegen des Bootstourismus geschäftige Beaucaire und das hübsche verschlafene Tarrascon. Imposant ist die gotische Festung in Tarrascon, eine Demonstration an Macht und Herrschaft.

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Ein Bier zuviel

Man sollte nicht nach einem anstrengenden Tourismus Tag mit etwa 30 km in den Knochen am Abend mit dem Rucksack noch Bier trinken gehen. Sonst kann es passieren, dass am nächsten Morgen der Rucksack verloren gegangen ist. Ist ein guter Test für die hiesige Polizei, zumal es sehr schade um die Fotos aus dem regnerischen Avignon und dem Sonnen verwöhnten Arles wäre.

Kombi Ticket

Es erleichtert sehr den Besuch dieses Unesco Welterbes, wenn vorher ein Kombi Ticket gekauft wird; diese erlaubt den Besuch der römischen und gotischen Denkmäler und den Museen der Stadt.
Das römische Amphitheater
«Amphitheater von Arles, um 90 n. Chr. erbaut; Durchmesser 140 m × 103 m, mit zwei Geschossen mit je 60 Arkaden und ca. 25.000 Zuschauern Platz bietend. Im Mittelalter zu einer Festung ausgebaut, von der noch drei Vierecktürme (12. Jahrhundert) und die Arkadenvermauerung zeugen. Damals lag die ganze Stadt innerhalb der Arena: „Man hatte sie in die Arena hineingebaut, ihre Außenmauern waren auch die Stadtmauern von Arles“. Ab 1825 erfolgte schrittweise die Entfernung der zahlreichen Häuser im Inneren und angrenzend an das Oval. Seit 1846 restauriert und gegenwärtig an Festtagen Schauplatz für Stierkämpfe.» aus Wikipedia
Das römische Theater
«Antikes Theater, unter Kaiser Augustus um 25 v. Chr. errichtet, von dem sich noch zwei korinthische Säulen, die Orchestra und vom Zuschauerhalbrund die untersten der 33 Sitzreihen mit 12.000 Sitzplätzen sowie ein Turm, der noch die ursprüngliche Höhe von drei Arkaden bewahrt, erhalten haben; hier wurde 1651 die berühmte Venus von Arles aufgefunden, die jetzt im Louvre in Paris und als Kopie im Treppenhaus des Hôtels de Ville, Place de la République, steht.» aus Wikipedia
Reste des römische Forums
Kathedrale Saint-Trophime
«Das bedeutendste Bauwerk der Stadt ist die ehemalige Benediktiner-Abteikirche Saint-Trophime mit berühmtem Portal und Kreuzgang. Bei ihrem Bau wurden Steine vom antiken Theater verwendet. Der hl. Trophimus christianisierte die Provence und war vor 250 n. Chr. der erste Bischof in Arles; seine Gebeine ruhen in der Kirche, die ihm geweiht ist. In ihr wurde Friedrich Barbarossa am 30. Juli 1178 zum König von Burgund gekrönt.
Die Kathedrale ist eine Basilika mit einem 20 m hohen Mittelschiff und besitzt sowohl romanische als auch gotische Stilelemente. Während Langhaus, Turm und Fassade 1152–80 im romanischen Stil errichtet wurden, entstand der gotische Umgangschor erst 1454–65. Das der Westfassade um 1190 vorgeblendete Haupt-Portal mit seinem Tympanon gilt als Hauptwerk der provencialischen Plastik der Hochromanik. Das Tympanon zeigt Christus als Weltenrichter, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. Das Innere der Kirche ist modernisiert.
Der Kreuzgang des Klosters wurde in mehreren Bauphasen zwischen 1130 und dem 14. Jahrhundert errichtet. In den vier Galerien – zwei romanisch, zwei gotisch – sind alle Arten des Rund- und Spitzbogenstils zu finden; hier wechseln sich Pfeiler und Säulen mit fein gearbeiteten Kapitellen ab. Die Geviertecken sind figurengeschmückt, z. B. mit einer Trophimusfigur von 1188.» aus Wikipedia
Im Esssaal des Kloster sind aktuell Fotos aus dem Jahr 1941 ausgestellt; sie zeigen Menschen, die vom Hafen Marseille aus Europa verlassen, da sie von den Nazis verfolgt wurden.
Musée Réattu
Werke des namengebenden Malers Jacques Réattu aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert
Speziell für dieses Museum geschaffene Zeichnungen Pablo Picassos
Neuere Exponate, oft Fotografien
Hübsch sind die ruhigen Seitengassen mit ihren Blumen- und Pflanzenkübeln.