Aus wirtschaftlichen Gründen brach 2007 die Regierung die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab und nahm solche zu China auf.
Als Dank dafür spendete die Regierung aus Peking dem Fussball begeisterten Land im Park la Sabana ein neues Fussballstadion und stellte einen billigen Kredit zur Verfügung, um die Strasse zwischen Puerto Limon und Siquirres auf 4 Spuren auszubauen.
Auf der Route vom Hochland hinunter zur Karibik sieht man die Bauarbeiten auf etwa 120 km Länge; nach langen Planungen und Vorbereitungen hat ein chinesischer Baukonzern begonnen, die Strasse zu verbreitern. So arbeiten die eingeflogenen Arbeiter bei schwülem Tropenwetter an der Strasse, die zu den viel befahrenen des Landes zählt, da vorallem Lastwagen landwirtschaftliche Erzeugnisse zum Exporthafen Moin bringen und industrielle Importgüter zum Ballungszentrum San José zurück fahren. Oft sind die schweren Brummer total überladen, kriechen im Schneckentempo über den Asphalt, und hinter ihnen bilden sich endlose Schlangen.
Chinas Engagement in Costa Rica
Winnipeg
Das Auto kroch in einem der Vorstädte den Hang hinauf; ganz am Rande, dort, wo bereits die Hügelkuppe mit einem Sendemast sichtbar wird, ist ein kleines Einfamilienhausquartier, wo die Leute mit etwas mehr Einkommen wohnen.
«Sprich mit Kevin nicht über Covid; er hat da etwas eine seltsame Einstellungen und überlegt sich, in ein anderes Land auszuwandern, falls die Restriktionen erhöht werden.»
Im Land selber sind etwa 70% geimpft, auf den Strassen der Stadt tragen die Menschen freiwillig eine Maske, nur ab und zu wird mittels Temperaturfühler kontrolliert, vorallem in öffentlichen Gebäuden wie Museen und Ämter. Die Quote der Neuinfektionen mit etwa 40 pro Tag ist erstaunlich tief.
Im hübschen Haus standen Kevin, Laura und ein Hund am Eingang, begrüssten die Gäste; Kevin führte die männlichen Ankömmlinge nach oben auf die Terrasse, derweil die beiden Schwestern unten in der Küche sich austauschen.
Seit 15 Jahren lebe er hier in Costa Rica, früher in New York, bevor er seine Zelte abbrach und hierher kam, weil das Klima gut sei, die Leute englisch sprächen und die Infastruktur ziemlich in Ordnung sei.
Angefangen hätte er als Englischlehrer, aber Schule sei nicht so sein Ding. Nach einiger Zeit hätte er begonnen, bei den Bauern Maniok zu kaufen und in die USA und Europa zu exportieren. Er besässe einen Lastwagen, mit dem er bei den Kontraktbauern an der Karibik die Erzeugnisse abhole und in ein Lagerhaus bringe, das einer Exportfirma gehöre. Er selber sei ebenfalls Besitzer einer Maniok Farm, die von seinen Arbeitern bewirtschaftet werde. Ja, der Erlös als Zwischenhändler sei OK.
Kinder haben die beiden keine, weswegen Laura als Hobby Malen gewählt hat und in Acrylfarben die Gesichter ihrer Schwestern porträtiert; Kevin wiederum hat sich das Spielen der klassischen Gitarre beigebracht und und trug dem Musik begeisterten Gast ein kleines spanisches Stückchen vor. Das Angebot, ebenfalls etwas zu spielen, wurde aus Müdigkeit abgelehnt.
Was er hier vermisse, sei Eishockey; er sei in Winnipeg aufgewachsen, und seine Leidenschaft sei das Hockey, das er früher selber gespielt habe. Das sei sehr schade; ja Winnipeg ist nicht weit weg, nur etwa 5 Flugstunden, doch einen Direktflug gäbe es nicht, er müsse in Toronto umsteigen.
Das Thema Corona war erfolgreich umschifft worden und Kevin schien es genossen zu haben, mit dem Gast in Englisch und Spanisch ein bischen geplaudert zu haben.
El bebecito
Leo ist der jüngste der Kinder und vor ihm gibt es nur diese 7 Schwestern und die betagte Mutter, deren Zeitvertreib im Kaufen von Lotterielosen besteht, wobei der grosse Hauptgewinn bis anhin ausgeblieben ist.
Derweil Leo, verheiratet und Vater von 2 Kindern, sich eher weniger um den Familienklatsch kümmert, kann für die Schwestern die Familienkommunikation doch schon früh am Tag beginnen; viele waren als Lehrerinnen tätig und deshalb gewohnt, früh aufzustehen, um zur Schule zu gehen.
Chilla, die eigentlich Maria heisst und bis zur Frühpensionierung Geschichte an einem Colegio unterrichtete, startet den Familienrundfunkt so um halb acht, und es kann durchaus den ganzen Vormittag dauern, bis die letzten Geheimnisse und Neuigkeiten ausgetauscht und kommentiert sind; nur die eine Schwester, die in Florenz lebt, wird weniger häufig kontaktiert, die aber dennoch im Februar zur grossen Familienzusammenkunft nach Cahuita kommen wird.
Ob Leo, von allen nur liebevoll «bebecito» genannt wird, auch teil nimmt oder plötzlich einen eiligen Architekturauftrag erfüllen muss, ist noch ungewiss, was immerhin Simon verstehen würde, da die geballte Liebe der Schwestern etwas anstrengend sein kann😂.
Montreux
Das kleine, etwas dickliche Mädchen sprach davon, dass sie mit ihrer Familie eine Europareise gemacht hätten und auch in der Schweiz in «Montro» gewesen seien, wo sie französisch gehört hätte, dass sie in der Schule lerne.
Irgendwann war klar, dass die Nichte von Simon von Montreux sprach, und dass die Kinder des Landes in der Schule neben Englisch als 2. Fremdsprache Französisch lernen. Das ist doch verwunderlich, da Costa Rica keinen Bezug zu Frankreich oder Kanada aufweist, höchstens der französisch sprachigen Touristen wegen. Eine gehörte Erklärung ist die, dass das Französisch auch eine lateinische Sprache sei und das Erlernen derselben in einem Spanisch sprechenden Land nahe liege. Es könnte aber auch sein, dass ein frankophiler Erziehungsminister einfach ein Machtwort sprach und in die versammlte Runde gebrüllt hat:»Nosotros ninos aprenden frances. Todo claro!» Oder so.
Beim Abschied der Familie wollte Mariana noch ein paar französische Wörter hören, was trotz des Rums aus Nicaragua doch irgendwie gelang.
«Je te souhaite une bonne soirée et à la prochaine.»👍
Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Verschollen
«Bei der Busstation gibt es einen.»
«Bist du sicher? Auf Google Maps ist nichts eingetragen.»
«Doch, doch, ich kenne es vom letzten Mal.»
Das Auto hielt vor einem 4 eckigen Platz mit ein paar Läden, hinten waren ein paar Busse zu sehen. Es war zwar neun Uhr morgens, dennoch waren viele Geschäfte noch geschlossen.
«Ich geh mal zu Bank. Es sollte da hinten sein.»
Das Absuchen der verschiedenen Lokale brachte kein brauchbares Ergebnis, dafür wurde in einem Kiosk noch Zigaretten gekauft.
«Hast du es nicht gefunden? Ich gehe mal suchen.»
«Du hast recht, es gibt keinen mehr. Wahrscheinlich eingespart. Gehen wir einfach nach Puerto Viejo; dort gibt es ganz bestimmt.»
Der übliche Tropennieselregen hatte wieder eingesetzt; unter dem Regenschirm wurde nach dem corpus delicti Ausschau gehalten.
«Da, der blaue Kasten, das ist es. Schmeiss sie einfach rein.»
«Bist du sicher? Sind sie nicht normalerweise gelb?»
«Wer weiss, wer weiss. Wirf sie einfach rein. Wahrscheinlich sind sie schon verrottet, bevor jemand kommt und ihn leert, was etwa einmal pro Jahr der Fall ist. »
Wie traurig, dass die hochtrabenden literarischen Worte auf den Postkarten in einem blauen Briefkasten an der Karibikküste ihr kompostiertes Ende finden und die potentiellen Empfänger sich wahrscheinlich nie über die ehrlich gemeinten Grüsse freuen können.😞
pasaporte
«Tiene un pasaporte?»
Die Frage verwunderte, da auf der Poststelle nur Briefmarken gekauft wurden und es doch erstaunlich war, dafür einen Ausweis vorzeigen zu müssen.
«Lo siento, tengo solamente una carta de indetidad.» Der andere Ausweis war im Hotel gelassen worden.
Die Dame hinter dem Schreibtisch nickte und schrieb die Angaben des fremdländischen Touristen in ein Programm auf dem Computer.
Später fand sich des Rätsels Lösung; wie überall wird fleissig Einkommenssteuern hinterzogen, was dem Staat Milliarden Verluste einbringt. Um dem ein Riegel zu schieben, muss jeder Verkauf einer Ware ordentlich verbucht werden, wobei auf den Posstellen Name und Adresse des Kunden notiert wird, da bei einer anfälligen Revision der Verkauf überprüft werden kann.
Un so sitzt der Käufer schon lange wieder in seinem Heimatland und wartet darauf, dass die costaricanische Steuerfahndung anruft und sich nach den gekauften Briefmarken erkundigt.
pura vida
Der Portier mag sich etwas gewundert haben, als der Interbus vor dem Hotel hielt und ein Tourist eilig das Gepäck zusammen raffte, auf den Eingang zustürzte und «donde son servicios?» stammelte. Noch mehr wird er sich gewundert haben, dass der Fremde nach der gewünschten Antwort einfach in Richtung Toiletten stürmte und die Gefahr gross war, dass er in die falsche Türe rannte, weswegen ihm die richtige gezeigt wurde.
«Wonderful» rief der Tourist, als er das Gebäude verliess.
«Pura vida» grinste der Portier.
Cityligths
Es war die erste Probe in Vollbesetzung nach ein paar Wochen; oben im Foyer des GZ fand der Anlass «die Winterbar» statt, wo auf einer kleinen Bühne ein paar Bands Musik machten.
In der Pause wurden die 4 Jungs angesprochen, ob sie denn auch was spielen wollten. Warum nicht, der Sound tönt gut, die Stimmung nach der langen Abwesenheit perfekt und so performte die Band trotz arger Erkältung, die mit Aspirin mehr schlecht als recht unterdrückt wurde, ein paar Songs vor Publikum.
Die leider wenigen Zuschauer waren begeistert.
«Wie heisst die Band?»
«Äh, Cityligths»
Pilgrim, use please headphones
40 Millionen Colones
So hoch ist der Betrag, wenn die Gewinnzahl am 19. Dezember in der Landeslotterie denn das gekaufte Los wäre. Das tönt natürlich nach wahnsinnig viel, aber umgerechnet sind das nur etwa 65000 $, also nicht der Rede Wert. Die Ticos sind sehr abergläubisch; so wird beim Kauf darauf geachtet, dass die Glückszahl oder das Geburtsdatum oder was auch immer vorkommt, eigentlich etwas, was auch andere machen.
Nun das gekaufte Los wurde im Land zurück gelassen, und falls tatsächlich es gewinnen würde, müsste das Geld zwischen Simon und Shiyun aufgeteilt werden, da die beiden im Reiseblog sich ein regelrechtes Wettrennen lieferten, wer zuerst den Beitrag mit einem Smiley bewertet.
Die Idee, einen Blog notabene auf spanisch zu führen, entstammt eigentlich aus den Gesprächen mit der Klassenlehrerin, und irgendwie machte es schon Spass, die Eindrücke des neuen Landes in einer Sprache zu formulieren, deren Schüler man gerade ist, auch wenn das Lesen für die spanisch sprechenden Freunde sicher grausam gewesen sein muss.
Überhaupt hat sich heraus gestellt, dass das Sprachniveau für das Herumreisen genügend ist, aber für Konversationen über tief schürfendere Themen fehlt doch ziemlich viel; nicht nur das Vokabular, sondern auch, dass mit einem gepflegten Kastillianisch in Costa Rica nicht viel anzufangen ist. Eine Unart der hiesigen Sprache sind Bandwurmsätze, das Abschneiden des letzten Vokale eines Wortes, das Verzichten auf das d in der Perfektform, was dann ziemlich portugiesisch tönt, und last but not least Coloquiales, Wörter, die nur hier gebraucht werden wie yodo für Kaffee, oder rocco für alt. Nun, sie gaben sich Mühe und sprachen langsam und irgendwie verstand man sich schon.
Das Brillenrezept
Eigentlich war nicht einpelant, dass da unten am Strand das Meer die Ferien ein bisschen eintrüben würde, und das wäre auch nicht notwendig gewesen, wenn nicht in der Eile der Abreise die Ersatzbrille vergessen gegangen wäre, und wenn auch darauf verzichtet worden wäre, mit der Brille in Fluten des Pazifiks baden zu gehen. Und so passierte, was schon tausenend anderen widerfahren ist: ein Welle spülte die beiden Gläser weg und nahm sie mit in die Untiefen des Wassers.
Nun, ohne diese Dinger könnte der Tourist auch Mr. Maulwurf bezeichnet werden, weswegen morgens um 2 Lokalzeit im Heimatland nach dem Brillenrezept gefragt wurde, was dann auch brav gesendet wurde. Doch leider führten die Nachfragen im Gastland dazu, dass das Erstellen einer neuen Brille mindestens eine Woche dauern würde, weswegen dann darauf verzichtet wurde.
So reiste Mr. Maulwurf noch 2 Wochen durchs Land, stets bemüht, doch noch ein paar Momente festzuhalten.
Pura vida, wie Einheimischen sagen würden. Hirse, wie der Tourist sich selber schimpfen würde.