Auf der Strasse lungerten immer Kühe herum; sie lagen einfach in der Mitte und bewegten sich nicht, weisse, kauende Kolosse. Die Auto- und Lastwagenfahrer umkurvten die Tiere ganz vorsichtig. ja kein Schaden dem Tier zufügen, das ist schlecht fürs Karma. Die Unberührbaren kümmerten sich um die Verdauungsextrakte und sammelten diese ein; sie werden gerocknet und als Brennmaterial weiter verkauft. Überhaupt ist diese Kaste nur mit dem schlechtesten Arbeiten beschäfftigt, Reinigung der Toiletten und Kanalisation, Strassen kehren und Abfall sammeln, eventuell noch Wäsche waschen.
Im Handwerksviertel der Altstadt ist ebenfalls alles nach diesem hinduistischen Prinzip angeordnet, Keramikhersteller, Topffabrikanten, Schneidereien, Schniede und die Mechaniker, die auch Fahrräder reparieren. Die Schmuck – und Seidenhändler waren anderswo angesiedelt, sie gehören auch einer anderen Kaste an; vorallem Silberschmuck und Saris wurden verkauft.
Die höchste Kaste sind die der Brahmanen; obwohl die Regierung Gesetze über Gleichberechtigung erlassen hat, fühlen sich viele Brahmanen den anderen überlegen; am Zoll zum Beispiel wollte eine Brahmanin sich vordrängeln, ein Polizist wies sie jedoch unwirsch an, sich wieder in die Reihe zu stellen.
Überhaupt wimmelt es in Indien von verschiedenen Religionen; in der Nähe lag ein Jain Tempel, eine Religion, die 6 v. Chr gegründet wurde; erstaunlicher Weise sahen wir ein Wandrelief, dass den Religionsgründer mit seinen Jüngern in einem Boot zeigt, das im Sturm zu kentern droht, scheint irgendwo auch anderswo noch bekannt zu sein. In den Anlagen der Hindi Tempel, die immer irgend einer Gottheit geweiht sind, tummeln sich Affen, die teilweise ziemlich agressiv sich gegenüber Besucher verhielten und Essen klauten; da sie als heillig angesehen werden, werden sie geduldet und teilweise verehrt.
Eine sehr grosse Minderheit sind die Moslems, immer wieder gibt es Krawalle zwischen fanatischen Hindus und den Moslems, wobei das Verbennen von Autos noch das harmloseste ist; sie sind unzufrieden, weil sie sich von der Hindu Mehrheit unterdrückt fühlen. Einer der häufigsten Berufe, die sie ausüben, ist der Beruf des Gerbers, denn kaum segnen die Kühe das zeitliche werden die Kadaver weg geschafft, gehäutet und zu Leder verarbeitet.
In Kerala steht die älteste Kirche in Indien, erbaut von portugisischen Missionaren vor 400 Jahren, ja auch das christliche Europa mischelt in diesem Religions Multi Kulti mit, sind aber genau wie das Judentum völlig unbedeutend.
2 andere Religionen, deren Wurzel hier liegend, sind Sikhismus und Buddhismus; die letzt genannte ist schwer zu verstehen, da sie gar kein Heilsbringen verspricht, sondern die Idee des endlosen Kreislaufes aufnimmt, der durch das Eintreten ins Nirwana beendet wird. In Indien ist Buddhismus nicht verbreitet, das Zentrum hat sich nach Ostasien, China und Japan verschoben; in China ist nicht so offensichtlich, wessen Religionstempel man gerade anschaut, da die pragatischen Chinesen Buddhismus mit Daoismus einfach verschmolzen haben, sicher ist sicher. Sympathisch an diesen östlichen Relgionen, vorallem dem Buddhismus, ist die Achtung vor dem Leben; wer bringt schon einen Gecko um, könnte ja sein, dass die gestorbenen Grossmutter als Gecko wieder geboren worden ist.
In den Grossstädten wie Dehli oder Bombay ist diese Multi religiöse Gesellschaft besonders gut beobachtbar, auch wenn Ehen zwischen unterschiedlichen Religiosngruppen oder Kasten fast nie vorkommen.